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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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irgendwelchen Autonomen darauf zu sehen sind, die eine Fensterscheibe einschlagen. Versuchen Sie bitte, ihm das klarzumachen, wenn Sie Kontakt zu ihm haben, ja? Und geben Sie ihm meine Nummer. Er kann rund um die Uhr anrufen. Ich bin nur an der Aufnahme interessiert. Sagen Sie ihm das.«

6
    Piver sah über die Schulter, bevor er in den Bus stieg. Niemand schien ihm zu folgen oder ihn im Auge behalten zu wollen, aber die Begegnung mit der Polizei saß ihm noch in den Knochen. Er zog die Kapuze enger um den Kopf und setzte sich in die letzte Reihe, nachdem er einen Fahrschein gezogen hatte. Normalerweise zeigte er immer ein gebrauchtes Ticket vor, auf dem Datum und Uhrzeit nicht mehr zu erkennen waren, aber heute konnte er keinen Ärger wegen eines ungültigen Fahrscheins gebrauchen. Die Haut an den Waden und den Armen juckte in einer Mischung aus Übermüdung, Anspannung und Entzugserscheinungen, und sein Puls war immer noch ein krankhaft rasender Beat.
    Er hatte die Blaulichter auf der Nørrebrogade meiden wollen und war zuerst über ein paar Hinterhöfe und dann durch einige Seitenstraßen gerannt. Als er ein Stück weit von seiner Wohngemeinschaft weggekommen war, hatte er sich wieder auf die etwas belebteren Straßen und schließlich auf die Nørrebrogade gewagt.
    Es war, als sei die Stadt zu früh geweckt geworden. Der Schein der nächtlichen Feuer war fort, das Tageslicht sickerte unbarmherzig zwischen die Häuserblocks und enthüllte die graue Masse aus ausgebrannten Müllcontainern, verkohlten Autos und überall um sich greifender Trostlosigkeit.
    Nørrebro war unter Belagerung.
    Die Polizei kurvte in ihren blauen Ford Transits herum und hielt Leute an, die schwarze Klamotten trugen. Ein Ring in der Nase oder eine blaue Strähne in den Haaren, und man konnte sicher sein, gefilzt zu werden. Als Piver an den Seen ankam, packte ihn die Panik. Bullen, wohin man sah. Und sie waren hinter ihm her. Dessen war er sicher. Auf der Dronning Louises Bro standen sie in kleinen Gruppen auf den Bürgersteigen, lehnten an Motorrädern oder Einsatzwagen und bewachten denÜbergang zum Zentrum Indre By, Helme mit Visier auf dem Kopf und Pistolen und Plastikhandschellen am Gürtel ihrer Kampfanzüge.
    Er musste sehen, dass er wegkam, aus dem Viertel hinaus, und einen Ort fand, an dem er ungestört sehen konnte, was auf der Kamera war. Seine Hand fühlte tastend in die Tasche, in der die Kamera lag, als sei sie ein zerbrechlicher Schatz. Aber war sie das nicht tatsächlich, wenn die Bullen so scharf darauf waren? Das hier war größer als alles, was er bisher gemacht hatte. Das hier war verdammt ernst. Vielleicht würden die anderen ihn jetzt endlich ernst nehmen. Er war auf direktem Konfrontationskurs mit den Bullenschweinen. Und er hatte eindeutige Beweise für … ja, wofür? Sie hatten Rosa geschnappt, oder etwa nicht? Wie sonst hätte der Schnüffler ihn von Rosas Handy aus anrufen können, nur eine halbe Stunde, nachdem er ihnen durch die Lappen gegangen war?
    Er versuchte, die Ereignisse der Nacht und des Morgens Revue passieren zu lassen. Er hatte gerade die Videokamera vom Dach geholt und herausgefunden, wie sie funktionierte, als die Grünen an die Tür ihrer Wohngemeinschaft hämmerten.
    Ein paar zu Eis gefrorene Sekunden lang hatten sie sich angestarrt, in der Küche, Rosa, Liz und er. Rosa war die erste, die sich bewegte. Sie sprang auf und rannte mit flammender Panik im Blick umher.
    »Was sollen wir denn jetzt bloß tun?«
    Liz packte sie, drückte sie auf den Stuhl und bedeutete ihr, leise zu sein. Sie flüsterte: »Beruhige dich!«, aber ihre Miene schrie die Worte geradezu. Liz zeigte auf ihn.
    »Was ist mit den Brandbomben?«, fragte sie.
    Eins der Zimmer hatten sie Deutschen aus Kreuzberg überlassen. Dann waren da auf einmal die Molotows gewesen. Piver hatte es krass gefunden, aber Liz hatte ihnen gesagt, sie sollten die Dinger wegschaffen, wegen der Feuergefahr. Die Deutschen waren nach den nächtlichen Demonstrationen nicht zurückgekommen, aber die Flaschen mit dem Benzin standen immernoch im Zimmer. Liz hatte nervös ausgesehen, nervöser als er die hübsche und sonst so selbstsichere Punkerin je erlebt hatte.
    »Wenn sie die hier finden, sind wir geliefert«, sagte sie verzweifelt.
    Piver spürte seinen Puls am Hals wie eine harte Trommel, die einen immer schnelleren Takt schlug. Dann sprang er auf und packte Liz am Arm.
    »Ich verschwinde jetzt«, sagte er.
    Liz war cool. Sie hatte ihn gehen lassen,

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