Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
Vom Netzwerk:
hatte er niemandem zugeschickt, davon konnte der PET also nichts wissen.
    »Wollte er sonst noch was von dir?«
    »Ja, was glaubst du wohl? Er wollte natürlich den Pass. Und er hat ihn bekommen. Sie haben ihn schon abgeholt.«

    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich habe mich dumm gestellt und gesagt, du hättest mich gebeten, das Hotelzimmer kriminaltechnisch zu untersuchen. Den Pass hätte ich unter dem Fensterrahmen gefunden, so wie du es mir erzählt hast. Und dann hätte ich ihn eben mitgenommen, aber vergessen, ihn im Logbuch einzutragen, deshalb hätten sie nichts davon erfahren.«
    »Hat er dir das abgenommen?«
    »Ich glaube nicht, aber er hat den Pass gekrallt und ist abgezogen.«
    »Besten Dank. Du hast was gut bei mir.«
    »Das kannst du laut sagen. Du schuldest mir einen Gefallen, und zwar einen großen. Aber das bedeutet natürlich auch, dass du nichts von dem Pass weißt, denn sonst fällt mir der Himmel auf den Kopf.«
     
    Axel setzte sich mit seinem Laptop aufs Sofa und startete den Film, den Dorte Neergaard ihm so widerwillig überlassen hatte. Das Herz flatterte in seiner Brust wie ein aufgeschreckter Vogel. Er versuchte, es zu ignorieren. Was würde passieren, wenn er jetzt mit einem Thrombus umfiel? Was wäre mit Emma? Würde sie morgen früh seinen erkalteten Körper auf dem Boden finden? Würde ihr das als Erinnerung an ihn im Gedächtnis bleiben?
    Er wählte die Nummer von Dorte Neergaard, die den Anruf sofort annahm. Er hatte befürchtet, dass sie nicht mehr mit ihm sprechen würde, aber ihre Stimme klang unbeeindruckt.
    »Tut mir leid, was gestern passiert ist, aber ich werde dafür sorgen, dass du nicht hineingezogen wirst.«
    »Was hast du für mich? Du sagtest, du hättest etwas für mich.«
    »Der Tote ist kein Autonomer. Er ist ein ausgewiesener Verbrecher aus dem Drogenmilieu, achtundvierzig Jahre alt, Albaner aus Makedonien. Er heißt Enver Davidi, wurde 1996 mit siebzehn Kilo Heroin erwischt und bekam dafür acht Jahre.«
    »Warte, ich muss mitschreiben.«

    In der Stille der Wohnung bemerkte Axel, dass sich die Geräusche von der Straße zurückgezogen hatten, gelbes Licht fiel blinkend auf Wände und Decke, er konnte die Menschenmenge ein Stück weiter weg hören.
    »Ist das ein Joke oder der Versuch, euch reinzuwaschen?«
    »Es entspricht der Wahrheit, Dorte. Wir geben das morgen raus. Du kannst es jetzt bringen, aber du darfst mich nicht zitieren.«
    »Du kannst ganz beruhigt sein, ich werde dich nicht zitieren. Ich will verdammt noch mal nicht öffentlich mit dir in Verbindung gebracht werden. Und privat ebenfalls nicht, wenn wir schon dabei sind. Nie wieder.«
    Axel stand vom Sofa auf und trat ans Fenster. Eine Kolonne Mannschaftswagen mit eingeschaltetem Blaulicht fuhr auf der Straße unter ihm vorbei.
    »Was ist mit den beiden Polizisten? Seid ihr da weitergekommen?«
    Die Straßen, die am Nørrebropark endeten, waren voller unruhiger Lichter, Fackeln und Menschen. Der Lärm drang deutlich zu ihm hinauf.
    »Nein, aber um die kümmere ich mich morgen. Ich weiß noch nicht, was es mit ihnen auf sich hat. Auf den ersten Blick sieht es übel für sie aus. Wenn ich mit ihnen gesprochen habe, rufe ich dich an, und dann kannst du mit der Story rausgehen.«
    »Okay. Bleib mal eben dran.« Sie klang begeistert. Der Job stand über allem. Auf den Straßen waren zahlreiche Polizeiwagen, zwölf Einsatzwagen warteten alleine auf der Nørrebrogade. Plötzlich stürmten vermummte Jugendliche aus dem Park und bewarfen die Polizisten in den Wagen mit Steinen und Flaschen. Er sah den goldgelben Schein eines Molotowcocktails, der in der windstillen Abendluft meterhoch aufflammte.
    »Wo bist du? Es klingt, als stündest du mitten in einer Straßenschlacht«, sagte Dorte Neergaard.
    Ein Stück weit entfernt sah er den scheinbar endlosen Demonstrationszug die Nørrebrogade kreuzen, offenbar auf beiden Seiten von einer dicht geschlossenen Reihe Einsatzwagen flankiert.
    »Ich bin zu Hause. Nørrebro. Business as usual.«
    »Hört das denn nie auf?«
    »Nicht so lange sie etwas haben, worauf sie wütend sein können. Und dazu tragt ihr ja großartig bei.«
    Axel verabschiedete sich kurz, griff nach den Personalakten und überflog sie. Gegen Vang hatte es ein Verfahren wegen Gewalt gegen einen Mann während der Demonstrationen im Zusammenhang mit der EU -Ratspräsidentschaft Dänemarks gegeben. Die Sache war fallen gelassen worden, aber der Akte zufolge hatte er einen Demonstranten mit dem Knüppel

Weitere Kostenlose Bücher