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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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riskieren, dass er in Brand gesteckt wurde. Nach Kino, Pizza und Eisbecher mit Sonnenschirmchen, Schlagsahne und Schokostreusel zum Nachtisch im italienischen Restaurant Quattro Fontane am Sankt Hans Torv, das wegen seiner geradlinigen und rustikalen 80er-Jahre-Interpretation der italienischen Küche den Spitznamen Die vier Container trug, waren sie satt und zufrieden nach Hause gefahren.
    Im Autoradio lief eine ausführliche Reportage über die abendliche Demonstration, die nur zweihundert Meter von seiner Wohnung entfernt im Nørrebropark endete. Viele Tausend Menschen waren sowohl aus Vesterbro als auch aus Christianshavn gekommen, den beiden anderen Stadtteilen Kopenhagens, in denen die Leute nicht nur ihre Freiheit pflegten und auf den Rest pfiffen, viele friedliche, aber auch viele, die vor Wut über die zahlreichen Festnahmen während der letzten Tage kochten – besonders wegen der angeblichen Misshandlung des jungen Mannes in der Nørrebrogade, die zu einer immer größeren Geschichte anschwoll. Mehrere Politiker verlangten eine Untersuchung. Aber es gab nicht nur Rückenwind für die Demonstranten, einige Anwohner brachten in Interviews unmissverständlich ihre Wut und ihre Frustration über die Brände und die Verwüstungen zum Ausdruck. Auch hier stand die Polizei am Pranger, weil sie die Situation nicht unter Kontrolle hatte.
    Emma hörte zu, und einmal mehr versuchte Axel ihr zu erklären, was vor sich ging. Es war schwer genug, einem Erwachsenen klarzumachen, warum so viele Menschen Amok liefen, aber die Erklärungen wurden vollends absurd, wenn man das verwunderte Stirnrunzeln und den fragenden Ausdruck sah, die sie im Gesicht eines fünfjährigen Kindes hervorriefen. Vielleicht kann man es einem Kind deshalb nicht vernünftig erklären, weil es einfach eine Riesenscheiße ist, dachte er. Es war ein guter Tag gewesen, und Axel fühlte sich bestätigt, dass er darauf bestanden hatte, Emma über das Wochenende zu nehmen, obwohl der Fall ihn stark beanspruchte. War es vielleicht auch dieses Beharren, das Cecilie dazu gebracht hatte, morgen zu ihm zu kommen? Hatte sie die Tür deswegen für ihn geöffnet? Weil er ihr zeigte, dass ihm seine Tochter alles bedeutete?
    Seine Tochter, nicht die Jens Jessens.
    Als Emma die Zähne geputzt hatte und sie in ihrem Nachthemdchen auf der Toilette saß, nahm er sein Handy und blätterte die Anrufliste und die Nachrichten durch. Es waren viele, denn er hatte den Klingelton vor drei Stunden im Kino auf lautlos gestellt. Sonne, Dorte Neergaard, weitere Journalisten und Darling hatten angerufen, doch er igniorierte sie und öffnete eine SMS von BB .
    Der Pass war mit 99,9-prozentiger Sicherheit echt, »oder es hat ihn einer gemacht, der in der Reichsdruckerei arbeitet, und das ist unmöglich«, schrieb BB . Allerdings war er in der Passdatei nicht registriert. Axel verspürte den Drang, BB sofort anzurufen, aber Emma rief nach ihm.

    Als sie mit ihrem Stoffeisbär im Bett lag, »Können Eisbären schwimmen, Papa?«, konnte sie nicht einschlafen. Zuerst sprachen sie über den Friedhof, über all die Eichhörnchen, die sie gezählt hatte. Dann wechselte sie zu einem Thema, von dem Axel gehofft hatte, sie habe es vergessen: Die alten, kalten Männer, die nicht schlafen wollten und mit offenen Augen in ihren Schubladen lagen. Die Fragen sprudelten ihr, von kleinen Pausen unterbrochen, nur so aus dem Mund.
    »Aber wie kommen die Männer aus den Schubladen heraus?«
    »Kommt der liebe Gott und hilft ihnen? Obwohl es ihn nicht gibt?«
    »Aber Papa, wie wird den Männern denn wieder warm?«
    Er streichelte ihren Bauch, und nach und nach wurden die Pausen zwischen den Worten länger und länger. Die Augenlider fielen zu.
     
    BB war beim ersten Klingeln am Telefon.
    »Schlechte Neuigkeiten. Ich habe einen Anruf vom PET bekommen, ein Typ namens Kettler, der wissen wollte, warum ich nach der Passnummer gesucht habe.«
    »Woher wusste er das?«
    »Computer, mein Freund, man kann alles sehen, was wir tun. Wir haben ja nicht nur ein Auge auf die Bevölkerung, wir behalten uns auch gegenseitig im Auge, und wenn diese Sache den Stempel ›Oberste Priorität‹ hat, dann würde ich mir an deiner Stelle richtig gut überlegen, ob ich Dinge auf digitalem Weg versende. Du wirst ganz sicher überwacht.«
    Axel dachte kurz nach, aber er hatte nichts per Mail verschickt und auch keine Internetseiten aufgerufen. Blieb nur der TV 2-Film, den er von Dorte Neergaard bekommen hatte, aber auch den

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