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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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und trocken.
    »Aaaaaaaalle Tiere kommt hera-aus, soooonst gehe ich sof…«
    Die Stimme brach abrupt ab. Axels Körper versteifte sich, er stand ganz still und lauschte. Dann rannte er. So schnell er konnte.
    »Was ist denn los?«, rief BB hinter ihm her.
    Aber er hatte keine Zeit für Erklärungen, er musste seine Tochter finden. Axel lief um eine Gruppe Nadelbäume. Sie befand sich dahinter, da war er sicher. Emma war nicht zu sehen. Er blieb stehen und lauschte. Rief ihren Namen. Lief weiter, an zwei Gräbern vorbei, flache, sorgfältig gestutzte Hecken mit von Kies umgebenen Obelisken und großen Steinen. Um sie herum, um nachzusehen, ob sie dahinter war. Er stolperte einen Zaun entlang bis zum Gerätehaus, rannte um eine Ecke und stieß mit einem uniformierten Beamten zusammen, der nach ihm griff und rief: »Pass doch auf, zum Teufel!«
    »Hast du hier ein kleines Mädchen gesehen?«, brüllte Axel ihm ins Gesicht. Der Beamte schüttelte den Kopf, und Axel stürzte weiter und rief Emmas Namen. Keine Antwort. Jetzt war er auf der gegenüberliegenden Seite von Kapelle und Gerätehaus angekommen. Er lief auf der anderen Seite zurück, ein Lebensbaum, Efeu, ein Beet mit Rosenbüschen, moosgraue, umgestürzte Grabsteine, rissige Steinsockel und abgebrochene Kreuze. Wieder und wieder rief er ihren Namen.
    BB kam ihm entgegen.
    »Hast du sie gefunden?«, fragte er, bevor Axel dieselbe Frage stellen konnte.
    Axel schüttelte den Kopf und rannte zum Eingangstor, das auf die Nørrebrogade führte, aber es war abgeschlossen. Er befand sich jetzt auf dem asphaltierten Weg, drehte sich um und konnte etwa hundert Meter des Wegs überblicken, derweiter in Richtung Friedhofsmitte verlief. Rannte wieder, so schnell er konnte. Traf auf den Polizisten, mit dem er vorhin zusammengestoßen war. Axel gab ihm eine Beschreibung von Emma und wies ihn an, den Weg abzusuchen, der weiter in den Friedhof hineinführte. Er selbst erreichte eine Wegkreuzung, von wo aus er einen guten Überblick hatte. Er blieb stehen und lauschte angestrengt. Es war beinahe windstill, er hörte nur die monotonen, hasserfüllten Schlachtrufe, die Trommel und das Gegröle.
    Was geschah hier? Sie hatte doch vor zwei, drei Minuten noch bei den Säulen gespielt, und dann hatte er ihr Rufen gehört, aber es war plötzlich mitten im Satz verstummt, als habe ihr jemand die Hand auf den Mund gelegt. War er paranoid oder dabei, verrückt zu werden?
    Sein Herz hämmerte, als würde es aus dem Brustkasten springen. Es durfte nicht passieren. Es durfte nicht sein, dass das Blut in seinen Venen stockte und die ganze Maschinerie zum Erliegen brachte. Er hasste sich für seine egozentrischen Gedanken. Er hatte Angst, schreiende, erdrückende, panische Angst, ausnahmsweise einmal nicht vor einem Herzinfarkt, sondern um seine Tochter. Das Einzige, was wichtiger war als er selbst.
    Emma war nicht zu sehen. Der Lärm der Demonstranten auf der Nørrebrogade war jetzt massiv, die Rufe klangen nach Krieg.
    Er schrie so laut er konnte, wieder und wieder, rannte den Weg hinunter und verfluchte dabei sich selbst und seinen Leichtsinn.
    Was sollte er Cecilie sagen, wenn Emma verschwunden war? Was sollte er ihr sagen? Wie sollte er ihr das erklären?
    Dann blieb er stehen, er meinte, etwas Rotes zwischen den Stämmen leuchten zu sehen, ungefähr einhundertfünfzig Meter entfernt.
    Er rannte wie ein Wahnsinniger, verringerte das Tempo, als er Emma sehen konnte, die hinter einem Eichhörnchen herschlich, das unbekümmert vor ihr her hüpfte. Als sie Blickkontakt hatten, hielt sie einen Finger vor den Mund.

    »Du darfst nicht so laut rufen, Paps, du erschreckst sie, und dann laufen sie weg!«

25
    Als sich die Dunkelheit des Samstagabends über Nørrebro gelegt hatte, war in den Straßen keineswegs Ruhe eingekehrt, dennoch fühlte es sich so an. Die Straßenlaternen warfen einen vorsichtigen gelben Schein über den Asphalt, Leute gingen spazieren, überall blinkten die Diodenleuchten der Fahrräder, und sogar Autos und Busse wagten sich allmählich wieder ins Viertel. Ein zerbrechlicher Optimismus lag in der Luft, die sich der Feuchtigkeit entledigt hatte und nun klar und kalt war. Draußen im Westen war die Sonne über Brønshøj blutrot untergegangen, eine Vorankündigung dessen, was die Nacht bringen würde.
    Emma war so müde, dass er sie die Treppe hochtragen musste. Seinen Wagen hatte er in einer Seitenstraße drei Ecken von der Nørrebrogade entfernt abgestellt, er wollte nicht

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