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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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nebensächlichsten Bemerkung eine Spur auf. Man muss nur wachsam sein und abwarten können, was kommt. Nicht mit der Überzeugung in das Verhör gehen, dass er’s eh nicht war.«
    »Und du«, er wandte sich an Marlu, »siehst zu, dass du diesen Grote auftreibst und herbringst.«
    »Ich habe schon versucht, ihn zu erreichen, aber er geht nicht ans Telefon. Das Handy ist auch abgeschaltet.«
    »Dann fahr hin und finde ihn. Sieh zu, dass du von Frau Reim eine Nummer von seiner Exfreundin bekommst. Frag, ob sie noch Kontakt zu ihm hat. Lass dir von ihr erzählen, was er für ein Typ ist, wie wir ihn auftreiben können, und geh vor allem nicht allein hin. Nimm dir jemanden von der Streife mit, hörst du?«
    »Okay«, sagte sie, erstaunt über so viel übertriebene Vorsicht. Noch war ja überhaupt nichts passiert, alles nur Vermutungen, Hypothesen.
    »Und du?«, fragte sie ihn.
    »Ich fahre nach München. Viktor Grünberg wacht gerade auf.«
    »Ist das nicht toll?«, meinte Fischer. »Für jeden von uns gibt es einen eigenen Tatverdächtigen.«
    Meißner erreichte München-Schwabing in der Rekordzeit von fünfundvierzig Minuten.
    Als er im Schwabinger Krankenhaus im zweiten Stock aus dem Lift kam, sah er die Psychologin zusammen mit dem Stationsarzt im Gang stehen.
    »Wie geht’s Herrn Grünberg?«, fragte er den Arzt.
    »Er hat Glück gehabt, dass der Zugführer ihn beim Anfahren noch gesehen hat und rechtzeitig bremsen konnte. Der Zug muss ihn circa fünf Meter vor sich her beziehungsweise zur Seite geschoben, aber eben nicht überrollt haben. Wäre das passiert, dann müssten wir uns jetzt nicht mehr um ihn bemühen. Er hat einen komplizierten Beinbruch, den wir operiert haben, und Stichverletzungen an den Beinen. Die stammen von den gebrochenen Knochen, nicht was Sie denken. Gehirnerschütterung, Halswirbel-Schleudertrauma, außerdem eine leichte Schädelfraktur am Hinterkopf links. Der Verdacht auf eine Gehirnblutung hat sich nicht bewahrheitet. Prellungen, Schrammen, Abschürfungen. Außer einem kleinen Milzanriss hat er keine schwereren inneren Verletzungen davongetragen.«
    »Na, ich finde, es reicht auch so«, sagte Meißner.
    Der Arzt verabschiedete sich.
    »Waren Sie schon bei ihm?«, fragte er nun die Psychologin, deren Name ihm nicht mehr einfiel.
    »Ja, aber ich weiß nicht, für wen er mich gehalten hat«, sagte sie. »Jedenfalls hat er es abgelehnt, mit mir zu sprechen. Er sagte, er brauche meine Dienste nicht, es gehe ihm gut. Ich habe trotzdem versucht, mit ihm zu reden, doch er hat nur die Augen geschlossen und mich gebeten zu gehen. Ich habe ihm gesagt, ich käme wieder, wenn es ihm besser ginge. Aber im Ernst: Er macht einen ziemlich renitenten Eindruck.«
    »Hört sich ganz so an, als sei er vernehmungsfähig.«
    »Dann wünsche ich Ihnen mal mehr Glück, Herr Meißner. Auf Wiedersehen.«
    »Herr Meißner«, das hatte sie ihm jetzt noch reinwürgen müssen, dass sie seinen Namen nicht vergessen hatte. Carola hatte es auch immer Spaß gemacht, auf seiner Namensgedächtnisschwäche herumzureiten und ihn damit aufzuziehen.
    Der Hauptkommissar betrat das Zimmer. Viktor Grünbergs Kopf steckte immer noch in dem riesigen weißen Verband. Das Gesicht war voller Schürfwunden, der linke Fuß ragte aus der Bettdecke heraus, und unter der Decke zeichnete sich ein monströser Gips ab.
    »Wir kennen uns«, sagte Meißner. »Wie geht es Ihnen?«
    Grünberg bewegte den Mund, antwortete aber nicht.
    »Können Sie sprechen?«
    Der dicke weiße Helm nickte.
    »Warum haben Sie es getan?« Meißner hatte während der gesamten Fahrt darüber nachgedacht, wie er das Gespräch einleiten sollte. Nun war alles weg, was er sich überlegt hatte, und die Frage kam so banal heraus, als hätte er nie einen Gedanken daran verschwendet.
    »Was?«, fragte Grünberg. Es hörte sich an, als habe er ein paar lose Zähne im Mund.
    »Sich vor den Zug geworfen«, sagte Meißner.
    »Ich habe mich nicht vor den Zug geworfen.«
    »Ach, jetzt kommen Sie schon. Was sollte das denn sonst darstellen? Wollten Sie die Gleise inspizieren? Ein kleines Experiment für Ihren Bühnenauftritt am Abend machen?«
    Grünberg schüttelte seinen Verbandskopf.
    »Ich bin gestoßen worden«, sagte er.
    Meißner trat ans Fenster. Spielte Grünberg den Verwirrten, oder war sein malträtierter Kopf noch nicht ganz funktionsfähig?
    »Und wer soll das getan haben?«
    »Ein Passant. Ich … stand am Bahnsteig. Er ging hinter mir vorbei und gab mir einen Stoß.

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