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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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und zurück fanden sie die entsprechende Stelle.
    Man sah den Zugführer aus seinem Wagen springen und nach unten starren. Eine Gestalt lag quer über dem rechten Gleis. Die Räder des Zuges dicht neben ihr. Aus der Perspektive der Kamera, die auf den Bahnsteig gerichtet war, war die liegende Person nur undeutlich zu erkennen.
    »Fahren Sie den Film zurück«, bat Meißner.
    An dem Punkt, an dem Huber stoppte, sah man tatsächlich Grünberg unter den Wartenden an der Bahnsteigkante stehen. Die U 6 Richtung Kieferngarten fuhr ein, stoppte, Leute stiegen aus, Wartende stiegen ein. Es wimmelte von Menschen, zwischen denen Grünberg kurz verschwand. Dann schlossen sich die Türen wieder, und der Bahnsteig leerte sich. Grünberg stand noch immer da, offenbar wartete er auf den nächsten Zug, die U 3 Richtung Olympiazentrum. Kurz bevor die U 6 anfuhr, tauchte im Bild ein jüngerer Mann auf, der an der Bahnsteigkante entlangging. Ein schlanker, dunkler Typ. Er schien in sich gekehrt, eilte auf ein festes Ziel zu, das am Ende des Bahnsteigs liegen musste. Plötzlich war er auf der Höhe von Grünberg, ging rechts an ihm vorbei. Es schien ein Handgemenge zu geben, und plötzlich war Grünberg verschwunden, und der eben anfahrende Zug machte eine Vollbremsung. Es zischte und quietschte, und ein paar Leute schrien auf.
    Als Huber noch einmal zum Anfang der Szene zurückspulte, sahen sie es in der Zeitlupe deutlich: Der dunkelhaarige Passant stieß Viktor Grünberg tatsächlich seinen linken Ellbogen in die Seite. Grünberg verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Gleise.
    »Wohin ist der Mann verschwunden, welchen Ausgang kann er genommen haben?«, fragte Meißner.
    »Ludwigstraße, stadtauswärts.«
    »Sind auf der nächsten Ebene auch Kameras installiert?«
    Huber nickte. »Da muss ich aber eine Weile suchen.«
    »Tun Sie das«, sagte Meißner. »Wann machen Sie Feierabend?«
    »Eigentlich um fünf«, sagte Huber, »aber für Sie kann ich schon mal ein Überstündchen einlegen. Noch kriegen wir ja unseren Freizeitausgleich. Bis ich gefunden habe, wonach Sie suchen, können Sie einen Kaffee trinken gehen oder durch die Innenstadt bummeln, wenn Sie schon mal hier sind. Ich werde ein Weilchen brauchen, bis ich alles gesichtet habe, aber ich gebe Ihnen gleich Bescheid, wenn ich was habe.«
    Meißner ließ ihm seine Handynummer da und ging Richtung Marienplatz los, kam aber nie dort an, weil er in einer kleinen Lavazza-Bar in den Sparkassen-Arkaden hängen blieb. Überall saßen die Menschen in den Straßencafés. Sogar das »Schneider Weißbräu« hatte Tische mit weiß-blauen Tischdecken im Freien aufgestellt. Mehrere Touristengrüppchen fanden den Weg in das urige Bräuhaus, in dem sogar halbe Portionen Schweinebraten und kleine »Damen«-Weißbiere serviert wurden, aber viele schlenderten auch daran vorbei und bogen dann rechts zum Platzl ab beziehungsweise zum »Hofbräuhaus«.
    Meißner schaute dem Treiben eine Weile zu und bekam Lust, sich selbst treiben zu lassen. Er lief über den Viktualienmarkt zur Schrannenhalle, in der er seit ihrer Wiedereröffnung noch nicht ein einziges Mal gewesen war. Da kam der Anruf von Huber. Er habe etwas gefunden, aber Meißner solle sich keine großen Hoffnungen machen, die Aufnahme sei qualitativ auch nicht besser als die vom Bahnsteig.
    Zurück am Bildschirm musste Meißner feststellen, dass Huber recht hatte. Zwei Minuten, nachdem Grünberg aufs Gleis gestürzt war, sah man denselben Mann durch das Zwischengeschoss gehen, halb verdeckt von den vielen Menschen, die zu den Bahnsteigen eilten oder von den Zügen kamen. Dann bog er nach rechts ab und verschwand.
    »Was ist das für ein Ausgang?«, fragte Meißner.
    »Hofgarten«, sagte Huber.
    »Weitere Kameras?«
    Huber schüttelte den Kopf.
    Also gab es kaum Chancen, den Täter zu finden. Immerhin war das nicht mehr seine Aufgabe, sondern die der Münchner Kripo. Die Staatsanwaltschaft würde auf jeden Fall Anklage erheben, da man dem Unbekannten einen Mordversuch unterstellen musste. Huber würde ihm die beiden Videos per E-Mail auf seinen Rechner schicken.

NEUN
    Meißner war nervös und reizbar, als er am nächsten Morgen im Präsidium auftauchte. Und er war irgendwie sauer auf Viktor Grünberg, so, als habe der selbst den Selbstmordversuch vorgetäuscht, der ihm vorschnell unterstellt worden war. Von Ludmilla. Und Meißner hatte sich ja auch sofort darauf festgelegt. Er beauftragte Fischer und Holler damit, sich die Filme noch einmal

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