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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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dann weiter stadtauswärts vorarbeiten.
    Einige Male fuhr er das Straßenstück auf und ab, dann parkte er den Wagen am Straßenrand. Er begann, Hauseingänge abzuklappern, Klingelschilder zu lesen. Nicht überall gelangte er ins Haus. Bei einem etwas älteren Gebäude hatte er so ein Gefühl, als ob sie hier wohnen könnte, aber es wurde ihm nicht geöffnet. Die Nacht brach an. Er hatte vor, wieder im Auto zu schlafen, aber bevor er in den Schlafsack kroch, musste er noch einmal hinaus. Schräg gegenüber war eine kleine Grünfläche. Während er pisste, begegnete er einem älteren Mann, der seinen Hund ausführte. Der Mann hielt ihn für einen Obdachlosen oder Betrunkenen und sah weg. Grote ging zurück ins Auto und kroch in seinen Schlafsack.

ZEHN
    Im Morgengrauen erwachte er. Beim Bäcker an der Ecke holte er sich einen Becher Kaffee und beobachtete vom Auto aus den Eingang des Hauses, in das er nicht reingekommen war. Er war so müde, dass er noch einmal einschlief. Als er wieder erwachte, war es halb acht. Gerade bog eine Politesse in die Straße ein, also stieg Grote aus, um einen Parkschein zu lösen. Am Automaten stehend sah er aus dem Augenwinkel, wie die Eingangstür zum Nachbarhaus aufging. Eine Frau trat zusammen mit einem Kind heraus und ging Richtung Ostbahnhof davon. Helena und Jana! Seine Tochter musste zur Schule. Schnell warf er das Geld in den Automaten, legte den Parkschein ins Auto und folgte den beiden in großem Abstand zu Fuß.
    Meißner bekam weder einen offiziellen Hausdurchsuchungsbefehl noch eine Fahndungsgenehmigung, dafür waren die Verdachtsmomente gegen Grote einfach nicht ausreichend. Er war nicht erreichbar, aber er konnte sich auch ganz legal auf Geschäftsreise oder im Urlaub befinden. Es konnte eine Menge plausibler Gründe dafür geben, dass man Leute nicht erreichen konnte. Was hatten Sie überhaupt gegen ihn in der Hand? Er wohnte im selben Stockwerk wie das Mordopfer, und er hatte Roxanne Stein möglicherweise im oder vor dem Frauenhaus gesehen. Das allein reichte nicht.
    Die Stimmung bei der Einsatzbesprechung war nicht besser als am Tag zuvor. Jeder brütete vor sich hin, während Meißner dabei war, ein Profil von Grote zu entwerfen. Er trug alle Puzzleteile zusammen, die ihnen bekannt waren oder auf die sie schließen konnten, aber es wurde ein sehr lückenhaftes Bild, das dennoch als Täterprofil dienen konnte.
    Kurz vor halb neun klingelte sein Handy. Es war Helena Haschova. Sie war völlig aufgelöst.
    »Was ist passiert?«, fragte Meißner.
    »Ich glaube, ich habe ihn gesehen«, schluchzte sie.
    »Wen?«
    »Hans.«
    »Hans?«
    »Na, Hans Grote, Janas Vater.«
    »Wo?«
    »Ich habe Jana zur Schule in die Grafinger Straße gebracht. Dann bin ich zurück zum Ostbahnhof gegangen, um in die Arbeit zu fahren. Und wie ich aus der Unterführung zum Gleis hinaufgehe, drehe ich mich noch mal um, ich weiß nicht, warum. Und da sehe ich ihn zwischen den anderen Leuten, die zu ihren Zügen gehen. Er hat sich weggedreht, als er mich gesehen hat. Aber er war es. Oh Gott, er hat uns gefunden!«
    »Bleiben Sie ruhig! Wo ist er dann hingegangen?«
    »Richtung Ausgang, zum Bahnhofsgebäude. Ich habe ihm nachgeschaut.«
    »Sind Sie sicher, dass er es war?«
    »Er hat sich nicht mehr umgedreht.«
    »Konnten Sie ihn unter all den Menschen denn erkennen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Hat er Sie auch gesehen?«
    »Ich glaube schon«, wiederholte sie.
    »Hat er nicht versucht, Sie anzusprechen?«
    »Nein, er hat nur geschaut und sich dann umgedreht.«
    »Kann es nicht sein, dass er zufällig dort war? Der Ostbahnhof ist immerhin ein Verkehrsknotenpunkt.«
    »Ich glaube nicht an solche Zufälle. Sie etwa, Herr Kommissar?«
    »Er könnte doch von einer Reise zurückgekommen sein.«
    »Hans fährt immer mit dem Auto. Nie mit dem Zug. Ich habe Angst«, flüsterte sie. »Vielleicht hat er auch Jana gesehen. Vielleicht war er schon in ihrer Schule.«
    »Beruhigen Sie sich, Frau Haschova. Wollten Sie nicht zur Arbeit fahren?«
    »Ja, ich muss zur Arbeit. Normalerweise fange ich um neun an. Aber ich muss doch jetzt auf Jana aufpassen.«
    »Wer holt sie mittags immer ab?«
    »Meine Nachbarin, Frau Dergisi. Ihr Sohn Ari geht in Janas Klasse. Können Sie nicht herkommen? Sie müssen auf meine Tochter aufpassen!«
    »Frau Haschova, ich werde mich darum kümmern, dass die Münchner Kollegen einen Streifenwagen zur Schule schicken und mittags den Heimweg Ihrer Tochter bewachen. Wann holen Sie Ihre Tochter

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