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Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition)

Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition)

Titel: Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Krauss
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legte seine Kleidung auf dem Bett zurecht, als packte er für eine Kreuzfahrt.
    «Und du? Verheiratet?»
    Donald streckte drei Finger in die Luft. «Dreimal. Das erste Mal war ich zu jung und das letzte Mal zu alt. Eine Fünfundzwanzigjährige. Hat nur vier Monate gehalten.»
    «Und dazwischen …?»
    Donald knöpfte sein blaues Hawaiihemd zu, dann steckte er die Hand durch die Kragenöffnung und rieb sich die Brust. Offenbar machte er das immer, wenn ihn etwas bewegte oder beunruhigte. «Ist ’ne lange Geschichte. Wie wär’s, könnte ich dir unterwegs erzählen.»
«Ich fahre nicht mit.»
    Donald zog seine Socken hoch und zuckte die Achseln. «Mach, was du willst!»
    Er wischte die Münzen vom Nachttisch, steckte sie in die Tasche und ergriff ein dickes Schlüsselbund, ausreichend für einen kleinen Wagenpark oder eine ganze Anlage luxuriöser Rentner-Eigenheime mit Wüstenblick.
    «Wozu all die Schlüssel?»
    Donald hielt sie hoch und ließ sie klimpern, während er das Spiel des Lichts auf dem Metall betrachtete. Er lächelte, warf sie in die Luft und fing sie auf.
    «Wie sich das gehört für einen gestandenen Mann, über die Jahre kommt was zusammen.»
    Er fuhr sich mit dem Kamm durch das feuchte, eisengraue Haar. Wenn man ihn so sah, hatte sein Gesicht etwas Distinguiertes.
    «Also gut, letzte Chance …»
    Samson schüttelte den Kopf. «Viel Spaß.»
    Donald durchquerte mit großen Schritten den Raum und öffnete die Tür. Das Licht flutete über den Boden.
    «Behaupte später nicht, ich hätt’s dir nicht gesagt, Sammy. Die größte Stadt. Ein richtiges Shanghai.»
     
    Am Tag nach seiner Ankunft hatte Ray ihn durchs Labor geführt und ihn jedem vorgestellt, an dem sie vorbeigegangen waren, leitenden Wissenschaftlern, Laboranten, Technikern. «Das ist Samson Greene, unser Anwärter für den Output», hatte Ray gesagt, und Männer und Frauen in weißen Kitteln hatten ihre Tätigkeiten unterbrochen und waren aufgestanden, um ihn zu begrüßen. Ray kannte sie alle beim Namen. Er blickte ihnen bei der Arbeit über die Schultern, beantwortete Fragen, scherzte, löste Probleme. Er bewegte sich leichthin, schwungvoll und federnd, wie unter dem Einfluss einer anderen Schwerkraft. Samson folgte ihm die Gänge entlang, durch gedämpfte, ewig kühle Räume. Hinter einer Glaswand saß ein Techniker mit weißen Baumwollhandschuhen, der inmitten einer chaotischen Masse elektrischer Kabel und Metallkästen auf einem Bildschirm Zahlen durchlaufen ließ.
    «Was ist das?», fragte Samson.
    «Sieht aus wie von einem Spinner zu Hause im Keller gebastelt, oder?»
    «So ungefähr.»
    «Es ist ein Supercomputer. Das Ding verbindet Tausende von Mikroprozessoren in einem Hochgeschwindigkeitsnetzwerk. Jeder Prozessor hat etwa fünf GB RAM auf einem Vier-GHz-Speicherbus. Die Zentraleinheiten sind bei etwas über drei Gigahertz getaktet, sodass der ganze Cluster bei optimaler Ladung an die zehn TB-Operationen pro Sekunde durchführen kann. Wahrscheinlich verstehen Sie kein Wort hiervon, aber wenn Sie es täten, hielten Sie’s im Kopf nicht aus. Eine unglaubliche Leistungskraft. Allein die Kühlung kostet ein Vermögen.»
    Ray tippte leicht an die Scheibe, aber der Techniker blickte nicht auf. «Er kann mich nicht hören. Der Mann ist jenseits der Sprache, arbeitet in einer anderen Sphäre.» Ray klopfte noch einmal, und dann, wie auf Stichwort, wurde der Bildschirm schwarz, und es erschien ein dreidimensionales, durch den Raum rotierendes Gehirn, so lebendig, dass es realer schien als ein echtes, die Gehirnlappen voller leuchtender Signale einer regen Tätigkeit, abgelöst von jeder Konsequenz die reinen Denkbewegungen verfolgend, ohne Blut und ohne Atem, ohne ein schlagendes Herz, das ihnen die Richtung wies. Samson wurden die Knie weich. Er sah es auf seiner eigenen Umlaufbahn kreisen, das phantastische Schauspiel eines sich erinnernden Gehirns, und alles, was Ray ihm hoch über Los Angeles erklärt hatte, verdichtete sich zu einem Tatbestand: wie von einem Elektroschock ins Bewusstsein getroffen wurde ihm klar, dass er in die Wüste gekommen war, um in die Zukunft aufzubrechen. Sein Atem beschlug die Scheibe.
    «Es ist eisig hier drinnen», sagte er, während ihm eine Gänsehaut über die Arme kroch.
    «Gottverdammt polar», sagte Ray.
     
    Er ging jeden Tag ins Labor, damit sie sein Gehirn studieren konnten. Sie steckten ihn in eine Kammer, halbierte Pingpongbälle über die Augen geklebt, schmierten ihm Kontaktgel auf den

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