Kommt Schnee
auch nicht. Alvaro hatte Toni erschossen, der Boban mit dem Samuraischwert erschlagen hatte. Zwei Morde. Die galt es aufzuklären. Ob sie den Auftrag von Windler & Co hatten oder nicht, ob Windler und seine Kumpane etwas dagegen hatten oder nicht. Der Kommissar und der Wachtmeister würden ihre Pflicht erfüllen, denn Baumer und Heinzmann spielten nicht nach den Regeln der Gesellschaft, bei der Windler den Ton angab. Dieser einen speziellen Basler Gruppe von Männern und deren enger Welt in der Innenstadt. Diesem Bermudadreieck, begrenzt durch die Restaurants Kunsthalle, Sperber und Safranzunft. Weiter reichte deren Welt nicht. Im Hotel Drei Könige, das nur Hundert Meter weiter am Rheinufer lag, mussten diese Figuren dann selbst anstehen, wenn die wirklich Mächtigen ein Dinner in diesem Sechs-Sterne-Hotel hielten. Vielleicht war deshalb die Welt von Windler so gefährlich für Baumer. Diese Leute hatten vieles und wollten doch immer mehr. Auch sie wollten dabei sein, Anerkennung von noch Mächtigeren bekommen und sie taten alles, um das zu erreichen. Wer ihnen unvorsichtigerweise in den Weg stand, war ein leckes Schiff im Bermudadreieck bei aufkommendem Sturm.
Windler und seinen Kumpanen bot dieses Gebiet in der Innerstadt jedoch Schutz. Diese knapp einen Quadratkilometer große Zone verließen sie nur einige wenige Male im Jahr. Während der weltbekannten Basler Fasnacht gingen sie durchaus einmal ins Kleinbasel, zu den einfachen Leuten. Aber da ist man kostümiert und trägt eine Maske vor dem Gesicht. Diese Larve zieht man im minderen Basel nicht ab, man könnte sonst mit dem Pöbel in Kontakt kommen. Ansonsten geht man nur für die Messen über den Rhein ins mindere Basel. Dann, wenn Art ist, die größte Kunstmesse der Welt. Oder wenn die großen Uhrenmarken ihre Prunkpavillons in der Basler Messe aufstellen und Uhren- und Schmuckmesse feiern. An diesen wenigen Tagen im Jahr, wenn die Reichen und Schönen in Basel sind und die allerletzten Hotels ausgebucht sind, sodass man die Rheinschiffe in Basel anlandet und zu schwimmenden Hotels umfunktioniert. Nur dann ging man freiwillig über den Rhein. Dann, wenn man im Rhein erhöhte Mengen an Kokain nachweisen kann. Das Kokain der Models und der Manager, die es im Urin ausscheiden und es auf eine vergnügliche Reise nach Holland schicken. Nur dann sieht man die Bermudadreieckler im kleinen Basel das Cüpliglas heben und den Mann von Welt spielen und auf Zürich hinunterschauen.
Baumer und Heinzmann hingegen war diese Welt eine Gefahr. Sie trieben in kleinen Nussschalen in diesem Teufelsdreieck. Sie hatten einen schweren Windlersturm überstanden, weil sie sich aneinandergeklammert hatten. Zu zweit ging es besser. Und immerhin waren sie bereits auf dem Radar von Kohler, vielleicht sogar von Traugott Buser aufgetaucht. Ihr Untergehen würde nicht ganz unbemerkt bleiben.
Aber wer dachte schon ans Untergehen? Heinzmann nicht. Und Baumer auch nicht. Ihr gemeinsames Ziel war die Auflösung der zwei Morde, denn zwei Morde waren es. Der erste war bereits erklärbar. Toni war wegen seines Mädchens durchgedreht. Das lag auf der Hand. Es war eine Tat im Affekt. Der zweite Mord war hingegen kein Affekt. Fünf Schüsse! Gomez hatte dem jungen Toni in den Kopf geschossen, und Tonis Kopf war explodiert wie ein Wasserballon. Diese Tat war kaltblütig durchgeführt worden. Baumer und Heinzmann würden sie aufklären. Sie hatten die Fährte aufgenommen und würden sie unerbittlich verfolgen. Immerhin hatten sie bereits wichtige Anhaltspunkte. Stankovic und Gomez hatten am selben Tisch gesessen, das war ein Fakt. Toni kannte möglicherweise Stankovic. Das war hingegen nur eine Vermutung, aber eine sehr plausible.
Diese Spur war nicht heiß. Aber sie war auch nicht kalt. Vielleicht würde sie einige Grade heißer, wenn Baumer sie unter die Lupe nehmen würde. Vielleicht würde das Brennglas die Spuren aufheizen. Deshalb rief er, als er vom Spiegelhof auf die Straße getreten war, als Erstes im Hotel Schweizerhof an. Dort logierte Gomez, und Baumer wollte ihm auf den Zahn fühlen und nachfragen, warum er nicht angegeben hatte, dass er Stankovic kannte. Gomez würde sich früher oder später in Widersprüche verwickeln.
»Herr Gomez ist heute abgereist.« Das erfuhr Baumer, als er die Rezeption des Hotels Schweizerhof erreichte. Gomez hatte sich mit dem Taxi zum Flughafen bringen lassen. Nach einem weiteren Telefonat mit einem Kollegen am Flughafen stand fest. Gomez war bereits
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