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kommt wie gerufen

kommt wie gerufen

Titel: kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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daß zwischen Rotchina und der Sowjetunion gewisse Konflikte bestehen. Auf russischer Seite hegt man gewisse Befürchtungen – «
    »Rußland fürchtet sich vor Rotchina mehr als vor Amerika!« stieß Mrs. Pollifax hervor.
    »In mancher Hinsicht, ja. Das sogenannte Gleichgewicht der Mächte muß um jeden Preis gewahrt bleiben.«
    Farrell nickte. »Das verstehe ich. Aber welche Garantien haben wir, daß nicht irgendwo die Russen uns auflauern, um uns in ein russisches Gefängnis zu stecken?«
    Nexdhet hob die Achseln. »Keinerlei Garantien, Mr. Farrell.«
    Farrell überlegte lange. »Ich fürchte, wir werden ihm vertrauen müssen«, sagte er zu Mrs. Pollifax.
    Sie lächelte. »Sollen wir, Oberst? Sie haben mir wiederholt geraten, niemandem zu vertrauen.«
    Er antwortete mit ernstem Lächeln. »Diese Warnung halte ich auch jetzt aufrecht, Mrs. Pollifax, denn Sie dürfen nicht vergessen, daß ich mit von der Partie sein werde, die Sie nach Ihrer Flucht einzufangen versuchen wird.«
    Mrs. Pollifax überlegte seine Worte und nickte. »Dann könnten Sie uns vielleicht im Ernstfall noch einen Liebesdienst erweisen – uns erschießen?«
    »Wenn man Sie faßt, könnte ich es mir nicht leisten, Sie überleben zu lassen«, antwortete er einfach.
    »Danke, mehr darf man nicht verlangen.«
    Nexdhet stand auf. »Weiter helfe ich Ihnen nicht. Als Gegenleistung bitte ich Sie nur, mich mit Ihrem Stein nicht hier zu treffen.«
    Er zeigte auf seinen Hinterkopf. »An dieser Stelle trage ich nämlich als Erinnerung an eine alte Verletzung schon eine Stahlplatte.«
    »Dann wollen wir Sie lieber nur knebeln«, versprach Farrell, zog das Messer hervor und begann, die Zweige vom Baumstamm zu schneiden.
    »Mit dem Herrentaschentuch?«
    Farrell grinste. »Vor Ihnen kann man nichts geheimhalten. Haben Sie hier Ihr eigenes Mikrofon?«
    »In meiner Pritsche verborgen, ja. Sie müssen sich deshalb aber nicht ängstigen, ich habe heute nachmittag die Bänder gelöscht.«
    Mrs. Pollifax aber mußte immer noch über Oberst Nexdhet nachdenken und plötzlich platzte sie neuerlich heraus: »Da ist doch auch diese Abschußrampe!« Sie wandte sich an Farrell. »Ich habe Ihnen nichts davon erzählt, weil Sie noch gefiebert haben und im Schlaf etwas ausplappern hätten können, aber vor einigen Tagen ist der Oberst mit mir spazierengegangen, und dabei sind wir rein zufällig zu dieser Raketenbasis gelangt.« Sie sah den Oberst an: »Ich sollte sie sehen.«
    »Was sehen?« explodierte Farrell.
    Sie nickte. »Die Rotchinesen bauen keine Meile von hier entfernt eine Raketenbasis.«
    »Du lieber Gott!« rief Farrell.
    Nexdhet sah sie verlegen an, »Ein kleines Detail, aber ein lebenswichtiges, denn Ihr Land sollte China nicht unterschätzen.« Er lächelte trocken. »Wir unterschätzen Rotchina schon längst nicht mehr.«
    »So lange wissen Sie schon, was wir vorhaben?« fragte Farrell.
    Nexdhet lächelte. »Als ich Sie zum erstenmal sah, hätte ich keinen Penny für Sie gegeben. Ein schwerverwundeter Mann, eine Frau, die nicht mehr jung ist – ich hielt Ihre Fluchtpläne für hoffnungslos naiv, was sie immer noch sind. Erst als ich Mrs. Pollifax zusah, wie Sie Ihnen die Kugel aus dem Arm entfernte, beschloß ich, alles, was in meiner Kraft steht, für Sie zu tun. Sie beide waren es wert, daß man auf Sie setzt.« Er wandte sich an Mrs. Pollifax und sagte lächelnd: »Gewalt und Lächerlichkeit gehen immer Hand in Hand. Möchten Sie mich jetzt noch daran erinnern, wie gefährlich Sie beide für mich geworden sind? Natürlich liegt es in meinem ureigensten Interesse, daß keiner von Ihnen jemals von Perdido verhört wird.«
    Mrs. Pollifax schüttelte den Kopf. Ihr Blick fiel auf den Mauerschlitz, und sie sprang auf. »Es dunkelt schon«, sagte sie gepreßt zu Farrell. »Ist die Krücke fertig?«
    »Ich polstere sie eben«, sagte er, stand auf und probierte den Krückstock aus. »Nicht übel.«
    Mrs. Pollifax öffnete ihre Handtasche und zog die Steine und den Knebel hervor. Dann holte sie die Munition für die Beretta, die Landkarte und den Kompaß aus den verschiedenen Verstecken und legte den Käse vom heutigen Abendessen dazu. Stirnrunzelnd betrachtete sie die kleine Sammlung, als Farrell leise sagte: »Pst, ich glaube, sie kommen die leeren Servierbretter holen.«
    Um die Steine zu verbergen, setzte sie sich eben in dem Augenblick darauf, als Major Vassovic schlüsselrasselnd eintrat, »‘n Abend«, sagte er.
    Nexdhet grunzte. Er hatte eine Zeitung

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