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kommt wie gerufen

kommt wie gerufen

Titel: kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Dann hob er das zu Boden gefallene Funkgerät auf, sprach einen Schwall fremder Worte hinein und schob den Apparat dann in eine Nische im Felsen.
    »Was suchen Sie hier? Wieso sind Sie heute im Wald?« herrschte er sie an, kroch aus der Höhle und stellte sich neben sie.
    Verächtlich sagte sie: »So also geben Sie Ihre Meldungen an General Perdido durch! Und wenn Sie das hier draußen und so verstohlen tun, dann informieren Sie ihn nicht nur über Mr. Farrell und mich, sondern auch über General Hoong. Sie sind nichts weiter als ein bezahlter Spitzel, Oberst Nexdhet. Schämen Sie sich!«
    Er sah sich noch einmal nach seiner Höhle um, dann packte er Mrs. Pollifax energisch beim Arm. »Ich bringe Sie in Ihre Zelle zurück«, sagte er streng.
    »Bestimmt haben Sie General Perdido eben mitgeteilt, daß sich Mr. Farrell strahlender Gesundheit erfreut und es kaum erwarten kann, den General wiederzusehen, wie? Und daß gestern abend eine Party stattgefunden hat, bei der unter der Wirkung des Raki subversive Lieder gesungen wurden. Sie enttäuschen mich zutiefst, Oberst Nexdhet!«
    Er sagte kein Wort und preßte die Lippen fest aufeinander. Sie gelangten an den Waldrand und traten in den blendenden Sonnenschein hinaus. Er half ihr über das Geröll hinweg und führte sie mit festem Griff auf die beiden Gebäude zu. Lulasch und Major Vassovic waren beide im Wachzimmer, aber er würdigte sie keines Blickes, sondern schob Mrs. Pollifax in ihre Zelle und verschloß die Tür hinter ihr. Sie hörte, wie er im Wachzimmer knappe Befehle erteilte.
    »Der macht ein Gesicht, als hätte ihm etwas die Suppe versalzen«, bemerkte Farrell vergnügt.
    Mrs. Pollifax sagte empört: »Oberst Nexdhet ist nichts weiter als ein bezahlter Spitzel. Der bespitzelt seine eigenen Leute.«
    »Was bringt Sie zu dieser Behauptung?« fragte Farrell nachsichtig.
    »Einerlei, jedenfalls hüten Sie sich vor ihm. Er ist nicht vertrauenswürdig.« Mit freundlicherer Stimme setzte sie hinzu: »Ich erzähle Ihnen alles, wenn wir erst von hier fort sind – falls uns das jemals gelingt, aber vergessen Sie nicht, er ist nicht vertrauenswürdig.«
    »Aber ich habe ihm nie über den Weg getraut«, warf Farrell nicht zu Unrecht ein. »Er ist doch Oberst der Geheimpolizei, oder nicht?«
    »Ja«, sagte Mrs. Pollifax unglücklich. Sie setzte sich auf ihre Pritsche. Der endlose, unselige und nervenzerreißende Tag, der vor ihnen lag, ließ ihren Optimismus schwinden, und sie hätte am liebsten geweint. Statt dessen holte sie ihr Kartenspiel hervor und mischte.
    Zu Mittag brachte nicht Lulasch, sondern der Wächter, der kein Englisch sprach, ihnen das Essen, und als er ging, versperrte er sorgfältig die Tür hinter sich. Sonst kam niemand zu ihnen. Der Nachmittag schlich dahin. Mrs. Pollifax spielte jede Patienceart, die sie kannte, dann fing sie wieder von vom an, bis sie die Karten schon nicht mehr sehen konnte.
    Das Abendessen wurde gebracht, und nun erschien auch Oberst Nexdhet. »Guten Abend«, sagte er freundlich, als wäre nichts geschehen. »Wir bereiten uns auf General Perdidos Rückkehr vor. Er kommt gegen halb neun mit dem Flugzeug an und wird gegen neun oder halb zehn hier eintreffen.«
    »Wie interessant«, erwiderte Mrs. Pollifax wohlerzogen. Bis dahin war es schon ganz finster. Ausgezeichnet. »Wie spät ist es jetzt, Oberst Nexdhet?«
    »Halb sieben.«
    Überrascht sah sie ihn an. »Ich dachte immer, wir essen um fünf, obwohl ich es nie genau gewußt habe. Ist es wirklich schon so spät?«
    Hölzern antwortete er: »Für gewöhnlich wird Ihnen das Essen auch um fünf Uhr gebracht. Heute abend haben wir uns verspätet, weil wir zu wenig Personal haben. General Hoong und Lulasch sind General Perdido entgegengefahren, dadurch sind nur ich, Major Vassovic und Stefan hier, und die beiden Wachtposten im Nebengebäude.«
    Mrs. Pollifax sah Farrell an.
    In leichtem Ton fuhr Nexdhet fort: »Und wenn Sie den Krückstock fertiggestellt haben, an dem Sie arbeiten – und ich rate Ihnen, zögern Sie nicht länger – wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir mein Messer zurückgeben wollten. Ich hänge sehr daran, und es wäre mir lieber. Sie würden es nicht mitnehmen.«
    Sie starrten ihn fassungslos an. Es dauerte eine volle Minute, ehe sie den Sinn seiner Worte begriffen hatten. »Wie, bitte?« stotterte Mrs. Pollifax.
    »Sie wissen?« sagte Farrell ungläubig.
    »Selbstverständlich.«
    »Woher?«
    Oberst Nexdhet zuckte die Achseln. »Mein Beruf bringt es mit sich,

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