Komplott
schwarzen Uniformen.«
»Warten Sie’s ab«, erwiderte Newman. »Sehen Sie den zweiten Hügel da vor uns? An seiner Westseite liegt die Baustelle, von der ich Ihnen erzählt habe.«
Newman hatte sein automatisches Gewehr aus der Golftasche genommen und trug es nun offen in Händen. Auch Paula hatte ihre Browning schussbereit. Vorsichtig arbeiteten sich die beiden auf den Kamm des nächstgelegenen Hügels vor, wo Newman Paula bedeutete, sich flach auf den Bauch zu legen.
»Wieso denn das?«, fragte Paula.
»Damit man uns von unten nicht sehen kann, ist doch klar.«
Auf allen vieren kroch Newman durchs Gras, bis er die andere Seite des Hügels hinabblicken konnte.
»Die Luft ist rein!«, verkündete er. »Los, weiter.«
Sie eilten den Hügel hinab, durchquerten eine mit Gras bewachsene Senke und stiegen den nächsten Hügel wieder nach oben. Der Himmel war blau und klar, aber es wehte ein kalter Wind. Oben auf dem Hügel angelangt, warf Newman sich wieder auf den Bauch, aber diesmal tat Paula es ihm nicht nach. Mit etwas aufmüpfigem Unterton sagte sie: »Können wir nicht aufhören, Soldaten zu spielen, und einfach weitergehen?
Ich habe keine Lust, ständig auf dem kalten Boden herumzukriechen.«
»Wir sind gleich da«, erwiderte Newman, während er sich lächelnd erhob. »Machen Sie schon mal Ihre Kamera einsatzbereit, denn es gibt viel zu fotografieren. Die Geburt eines Polizeistaats, sozusagen.«
Die halb fertig gestellten Gebäude befanden sich in einer weitläufigen Senke an der Westflanke des Hügels, den Newman und Paula gerade erklommen hatten. Newman blickte mit dem Fernglas nach unten und brummte zufrieden.
»Niemand da. Sind wohl alle zum Mittagessen im Pub. Los, lassen Sie uns hinuntergehen. Aber machen Sie sich auf einen Schock gefasst. Es sieht ganz so aus, als würde hier ein völlig neuartiger Gefängniskomplex entstehen.«
Als sie am Fuß des Hügels angekommen waren, sah Paula mehrere mehr oder weniger weit gediehene Rohbauten aus Stahlträgern und Betonbausteinen. Newman führte Paula zu dem großen Gebäude, das so aussah, als sei es bereits fertig gestellt.
Allerdings fehlte an der Stahltür am Eingang noch das Schloss.
Newman sah sich noch einmal nach allen Seiten um, bevor er mit Paula das Gebäude betrat. Während Newman sie einen langen, engen Gang entlangführte, in den rechts und links Stahltüren mit Gucklöchern eingelassen waren, lief Paula ein unangenehmer Schauder über den Rücken. Newman öffnete eine Stahltür und zeigte Paula eine der bedrückend kleinen Zellen.
»Stellen Sie sich vor, auf so was zu schlafen«, sagte Newman und deutete auf eine grau lackierte Metallpritsche. »Und zwar ohne Matratze. Und dieses kleine Loch da im Boden ist die Toilette – mehr gibt es nicht. Dagegen sind die Arrestzellen in englischen Polizeirevieren richtiggehende Hotelzimmer.«
»Und was sollen die Brauseköpfe da an der Decke?«, fragte Paula.
»Wenn ein Gefangener nicht spurt, drehen sie einfach das Wasser auf. Ich habe mir das System mal angesehen: Erst kommt es eiskalt, dann kochend heiß.«
»Das ist ja Folter!«, sagte Paula entrüstet, während sie ein Foto nach dem anderen machte.
»Warten Sie, bis Sie die richtige Folterkammer gesehen haben«, sagte Newman und schloss die Zellentür wieder.
Bis zum Ende des Ganges zählte Paula je fünfzig Zellen auf jeder Seite. In dieser Hölle aus Stahlbeton konnten also hundert Personen gefangen gehalten werden. Newman öffnete eine breitere Stahltür und führte Paula in eine sehr viel größere Zelle.
Hier war der Boden aus Edelstahl und fiel von allen Seiten her schräg zur Mitte ab, wo sich ein mit einem Gitter abgedeckter Gully befand. In die Wände waren in etwa zwei Metern Höhe Haken aus Stahl eingelassen, an denen sechs neunschwänzige Katzen mit nadelspitzen Metalldornen an den Enden hingen.
»Das ist ja fürchterlich«, sagte Paula, während sie die Peitschen fotografierte.
»Hier sollen unbotmäßige Gefangene zur Räson gebracht werden. Sie werden bis aufs Blut gepeitscht, deshalb auch der Abfluss in der Mitte. Hier sehen Sie das wahre Gesicht dieser Staatsschutz-Hyänen.« Newman ging an ein Ende der Zelle und hob an einem Griff einen runden Deckel aus Edelstahl in die Höhe. Paula blickte in einen engen dunklen Schacht, in dessen Wände Lautsprecher eingelassen waren.
»Wozu die Lautsprecher?«, fragte sie.
»Ich vermute mal, um einen Gefangenen, den man in dieses Loch gesteckt hat, mit irgendwelchen
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