Komplott
einer noch viel heftigeren Detonation übertönt wurde, mit der die an Bord des Schnellboots liegenden Handgranaten in die Luft gingen.
Paula wartete noch eine Sekunde, dann wagte sie es, den Kopf über die Bordwand zu strecken. Dort, wo noch vor einer Sekunde das Motorboot mit den Staatsschutzmännern gewesen war, sah sie nur noch leicht brodelndes Meereswasser, auf dem sich ein dunkelroter Fleck ausbreitete. Das und ein paar vereinzelt herumschwimmende Holzstücke waren alles, was von dem Boot und seinen Insassen übrig geblieben war.
Abe stand auf und starrte mit ungläubigem Gesicht hinaus aufs Wasser. Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber die Stimme versagte ihm. Erst nachdem er ein paarmal geschluckt hatte, gelang es ihm zu fragen: »Was war denn das?«
Newman stand auf und trat auf ihn zu. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und zeigte ihm mit der anderen seine Dienstmarke. Abe runzelte die Stirn und blinzelte Newman an.
»Sie sind ja vom Geheimdienst«, krächzte er. »Gott im Himmel.«
»Sagen Sie keinem Menschen, dass wir hier waren und was gerade geschehen ist. Und wenn Sie jemand in Tolhaven fragen sollte, was das für ein Knall war, dann sagen Sie einfach, dass in einem Steinbruch von Black Island etwas gesprengt wurde.
Verstanden?«
»Klar doch. Und ich sage kein Sterbenswörtchen, darauf können Sie sich verlassen …«
»Wir fahren sofort zurück zum Büro«, sagte Newman, als sie sich wieder ihrem Hotel näherten. »Holen Sie Ihre Sachen, und steigen Sie in Ihren Wagen. Ich fahre voraus.«
Kurze Zeit später verließen sie Tolhaven, wobei Paula in Tweeds Ford hinter Newmans Range Rover herfuhr. Auf halber Strecke machten sie kurz Rast und tranken Tee in einem alten Farmhaus, wo sie trotz der Kälte im Garten saßen.
»Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, dass auf Black Island nicht alles mit rechten Dingen zugeht?«, fragte Paula, während sie auf ihren Tee warteten.
»Einer meiner Informanten arbeitet bei einer Baustofffirma, und dem ist aufgefallen, dass große Mengen Baumaterial nach Tolhaven geliefert wurden, wo es aber momentan gar keine Großbaustelle gibt. Weil ich sowieso die Aktentasche in unser sicheres Haus bringen wollte, habe ich mich in der Gegend mal umgesehen, und als ich die Reifenspuren fand, die durch den Wald zur Fähre führten, brauchte ich nur noch eins und eins zusammenzuzählen.«
»Und sind Sie mit dem Ausgang unserer heutigen Expedition zufrieden?«
»Ja, das bin ich.« Er legte einen Arm um sie. »Dank Ihrer Mithilfe haben wir jetzt Fotos, die zeigen, was für schlimme Dinge dieser so genannte Staatsschutz in unserem Land plant. Wenn wir ihn nicht aufhalten, wird er Großbritannien in einen Polizeistaat verwandeln.«
»Da haben Sie recht. Wir müssen alles tun, um das zu verhindern.«
9
Die Triade hielt wieder einmal eines ihrer geheimen Treffen ab, bei dem ihre drei Mitglieder an dem seltsamen dreieckigen Tisch aus Rosenholz saßen. Draußen dämmerte es bereits, und Nelson, der immer noch seinen Armani-Anzug trug, spielte mit seinem Füllhalter, während Noel, wie üblich, das große Wort schwang.
»Miss Partridge hat vorhin einen Bericht unseres Mannes vor Tweeds Büro bekommen.
Tweed ist noch immer dort, also hat der Plan, ihn mit diesem Mord in der Fox Street zu belasten, wohl nicht funktioniert.«
»Was für einen Mord meint ihr?«, fragte Nelson.
»Liest du denn nicht die
Daily Nation
?«, fragte Noel mit einem höhnischen Unterton.
»Für einen Mann in deiner Position wäre es wirklich nicht schlecht, ein wenig aufmerksamer die Nachrichten zu verfolgen. Dieser Chefreporter Drew Franklin hat einen Artikel über den Mord geschrieben, der an grausigen Details kaum zu überbieten ist. Eigentlich gehört dem Mann das Handwerk gelegt…«
»Mit Drew Franklin würde ich mich besser nicht anlegen«, sagte Nelson und sah seinen Bruder tadelnd an. »Der Mann nervt zwar fürchterlich, aber er hat auch einen Einfluss, der nicht zu unterschätzen ist. Also pass auf, was du tust, Horlick.«
Noel, dessen Gesicht dunkelrot anlief, sprang auf und beugte sich über den Tisch.
»Nenn mich nie wieder Horlick!«, schrie er, während er seinen Bruder an der Kehle packte.
Benton stand auf und riss Noel die Hände von Nelsons Hals. Als Noel ihn daraufhin böse anstarrte, lächelte er verbindlich.
»Setz dich wieder«, sagte er ruhig und schaute über die Schulter. »Und du, Nelson, solltest dich daran erinnern, dass Noel jetzt Macomber heißt,
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