Komplott
der neben Paula getreten war. »Aber es gibt noch mehr zu sehen.«
Er trat an ein verchromtes Handrad an der Balustrade und drehte es, woraufhin an vielen Stellen des weiten Parks glitzernde Fontänen unterschiedlichster Form in die Höhe stiegen. Überall im Boden, so verkündete Macomber stolz, waren versteckte Düsen eingelassen, mit denen er die ausgeklügeltsten Wasserspiele veranstalten konnte.
»Wie wunderschön«, hauchte Paula.
»Schöner als Versail es, das mir schon immer viel zu groß war«, bestätigte Tweed. »Ihr Park hier ist ein echtes Juwel.«
»Brauchen Sie vielleicht einen Gärtner?«, fragte Harry Butler scherzhaft.
»Tut mir leid«, gab der General gutgelaunt zurück. »Ich habe schon zwölf Gärtner in meinem Dorf, und dreizehn ist eine Unglückszahl.«
»Wirklich atemberaubend«, sagte Newman. »Sieht ganz so aus, als hätten Sie einen französischen Gartenarchitekten gehabt.«
»Stimmt. Einen hochbegabten Mann aus der Nähe von Paris.«
Sie blieben noch eine Weile stehen und genossen den wunderbaren Ausblick. Dann sah Tweed auf die Uhr.
»Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, General Macomber«, sagte er, »aber ich denke, wir müssen uns jetzt verabschieden, wenn wir die Fähre zurück zum Festland nicht verpassen wollen. Aber eine Frage hätte ich noch.« Er sah seinen Gastgeber mit bewundernden Blicken an. »Wie machen Sie es, dass Sie so beneidenswert fit bleiben?«
»Das ist ganz einfach«, erwiderte Macomber. »Ich stehe jeden Morgen um fünf Uhr auf, trinke ein Glas Orangensaft und mache einen langen Dauerlauf hinüber zum Hog’s Nose Down. Man sagt, man könne von seinem Gipfel aus die Isle of Wight sehen, aber in all den Jahren, die ich nun schon hier wohne, ist mir das noch nie geglückt. Nicht einmal an einem klaren Tag.«
Er brachte seine Gäste noch bis zum Tor, wo er sich von ihnen verabschiedete.
Während sich die schmiedeeisernen Flügel automatisch wieder schlossen, winkte er ihnen freundlich hinterher.
Auf der Rückfahrt zum Festland musste Paula an das Motorboot denken, das Newman mit Harry Butlers Handgranate versenkt hatte, aber als sie sich das französische Dorf und den wunderschönen Park des Generals vorstellte, traten die düsteren Gedanken wieder in den Hintergrund. Nachdem sie sich an der Bar des Monk’s Head kurz gestärkt hatten, führen sie los. Die Sonne schien immer noch, und Newman gab Gas, damit sie rasch nach London kamen.
»Sie haben wirklich was verpasst«, sagte Newman zu Marler, der in Tolhaven zurückgeblieben war.
»Kann sein«, erwiderte Marler. »Aber ich war inzwischen nicht untätig. Ich habe mich mal beim Barmann des Monk’s Head umgehört. Solche Leute verfügen oft über einen wahren Goldschatz an Informationen. Er hat mir erzählt, dass an die fünfzig von diesen schwarz uniformierten Gestalten in den letzten Tagen zur Insel übergesetzt sind.«
»So viele?«, rief Paula entsetzt. »Die vermehren sich ja wie die Karnickel.«
»Wir müssen sie aufhalten«, sagte Tweed. »Und das so schnell wie möglich.«
»Aber wie?«, fragte Paula.
»Ich lasse mir schon etwas einfallen«, antwortete Newman mit einem breiten Grinsen.
Als sie sich durch dichten Verkehr der Park Crescent näherten, teilte Paula Tweed mit, was sie die ganze Fahrt über beschäftigt hatte.
»Erinnern Sie sich, wie der General Sie darauf angesprochen hat, dass Sie den Mord an Viola untersuchen? Ich fand das ziemlich merkwürdig.«
»Ich auch«, erwiderte Tweed. »Aber er sagte, es stünde heute in der
Daily Nation
.«
»Das werden wir gleich nachprüfen.« Paula nahm die neueste Ausgabe der
Daily Nation
zur Hand, die Marler in Tolhaven besorgt hatte, und las den Artikel von Drew Franklin auf der ersten Seite:
NOCH KEINE SPUR IM FALL VANDER-BROWNE
Zwei Tage ist die stadtbekannte Society-Schönheit Viola Vander-Browne nun schon tot, und noch immer fehlt von ihrem Mörder jede Spur. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, wurden die Ermittlungen in diesem Fall einem ranghohen Beamten des SIS übertragen, der früher als einer der besten Inspektoren von Scotland Yard galt. Bis dieser zu greifbaren Ergebnissen kommt, können wir den Frauen Londons nur den Rat geben, nach Einbruch der Dunkelheit keinen Unbekannten mehr in ihre Wohnungen zu lassen. Solange der wahnsinnige Mörder noch nicht gefasst ist, kann er jederzeit eine neue Bluttat begehen.
Mit einem Seufzer gab Paula die Zeitung an Tweed weiter. »Wenn der General
das
gelesen hat, dann wusste er
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