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Komplott

Komplott

Titel: Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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erstaunt fest, dass es offen stand. Aus dem Park des Anwesens hörten sie ein seltsames Klopfen, das sich anhörte, als würde jemand mit einer Axt auf ein Stück Holz einschlagen. Paula musste unwillkürlich an die tote Viola Vander-Browne denken und bekam eine Gänsehaut.
    Vorsichtig nach allen Seiten Ausschau haltend, gingen Butler, Newman, Tweed und Paula eine Kurve in der von hohen Bäumen gesäumten Auffahrt entlang. Erst als sie die Kurve hinter sich gelassen hatten, erkannten sie die Ursache des Geräuschs. Es stammte von einem groß gewachsenen Mann mit eisgrauem Schnurrbart und dichtem weißem Haarschopf, der vor der Freitreppe zu einem prächtigen Herrenhaus mit energiegeladenen Bewegungen Brennholz hackte.
    Es war General Macomber, den sie alle sofort erkann ten, weil sie Fotos von ihm in der Zeitung gesehen hatten. Als er sie kommen sah, legte der General die Axt beiseite. Nachdem er sich mit dem Ärmel seines karierten Hemds den Schweiß von der Stirn gewischt hatte, zog er die Arbeitshandschuhe aus und ging auf Tweed zu. Lucius Macomber hatte ein sonnengebräuntes Gesicht mit einer großen gekrümmten Nase, durchdringend blickenden blauen Augen, einem entschlossenen Zug um den Mund und einem kräftigen, breiten Kinn. Irgendwie erinnerte er Tweed an den Herzog von Wellington.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, dann sind Sie Mr. Tweed«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. »Ich habe Ihr Foto einmal beim militärischen Geheimdienst gesehen«, fügte er rasch hinzu, als er Tweeds erstaunte Miene bemerkte. »Ich vergesse nie ein Gesicht, müssen Sie wissen. Und die reizende Dame neben Ihnen müsste eigentlich dann Miss Paula Grey sein. Robert Newman kenne ich ja bereits, er hat einmal einen hervorragenden Artikel über mich geschrieben.«
    Macombers Stimme klang angenehm verbindlich und hatte keinerlei Anflug von militärischem Schnarrton. Trotz seines hohen Alters hielt sich der General kerzengerade, und seine sonnengebräunte Haut, die Paula an gegerbtes Leder erinnerte, wies erstaunlich wenige Falten auf.
    »Ich habe Sie bereits erwartet«, erklärte Macomber, nachdem Tweed ihm Harry Butler vorgestellt hatte. »Ihr Freund Allenby beim Verteidigungsministerium hat mir erzählt, dass Sie sich nach mir erkundigt haben.«
    So viel zum Thema Verschwiegenheit, dachte Tweed bei sich, während er dem General die Hand gab. Sein Händedruck war angenehm kräftig, aber keinesfalls so schraubstockartig, wie Tweed insgeheim befürchtet hatte. Als Macomber sich an Paula wandte, verbeugte er sich leicht.
    »Ich weiß, dass Mr. Tweed Ihnen viel verdankt«, sagte er, während er ihr einen galanten Handkuss gab. »Aber ich wusste nicht, was für eine bezaubernde Person Sie sind.«
    »Sie schmeicheln mir, Sir«, erwiderte Paula, die fand, dass Macomber ein wenig dick auftrug.
    »Und Sie, Mr. Newman, sollten wieder mehr von Ihren hervorragenden Artikeln über den Zustand unserer Welt schreiben«, sprach der General nun den Journalisten an, der neben Paula stand. »Wenn etwas von Ihnen erscheint, lese ich es immer mit dem größten Vergnügen. Gar kein Vergleich mit dem Geschreibsel von diesem Drew Franklin, der niemals Ihre kristallklare Sicht der Dinge erlangen wird.«
    Newman, so fand zumindest Paula, machte ein höchst zufriedenes Gesicht.
    »Von Ihnen habe ich auch schon gehört«, sagte Macomber, während er auf Harry Butler zutrat und auch ihm die Hand gab. »Sie sind der Sprengstoffexperte in Tweeds Team, stimmt’s? Bombenentschärfen ist eine verdammt gefährliche Angelegenheit. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich hatte in meiner aktiven Zeit häufig mit so etwas zu tun.
    Man braucht nur den falschen Draht durchzuzwicken, und das war’s dann …«
    »So etwas kann mir nicht passieren«, erwiderte Butler. »Ich zwicke grundsätzlich nur Drähte durch, die sich mir persönlich vorgestellt haben.«
    »Gute Einstellung!«, lachte Macomber. »Hat Ihnen bestimmt schon ein paarmal das Leben gerettet. Aber kommen Sie doch bitte mit ins Haus, ich würde Sie gern auf einen kleinen Willkommensdrink einladen. Es ist mir eine große Ehre, Sie hier in meiner bescheidenen Hütte begrüßen zu können …«
    Sie folgten dem General, der mit energischen Schritten die Terrasse entlang zu einer massiv wirkenden Doppeltür aus dickem Eichenholz ging. Bevor sie das Haus betraten, stellte Tweed Macomber eine Frage.
    »Woher wussten Sie eigentlich, dass wir kommen würden? Das Tor stand offen, als wir aus dem Dorf

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