Komplott
getan?«, fragte Paula.
»Damit derjenige seiner Söhne, der das arme Tier auf dem Gewissen hatte, ständig an seine Untat erinnert wurde.«
»Und was für ein Verhältnis hat General Macomber jetzt zu seinen drei Söhnen?«, fragte Tweed. »Da ist auch nicht alles Gold, was glänzt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun ja, der General ist immer noch sehr agil, selbst jetzt, wo er schon über achtzig und seine Frau seit drei Jahren tot ist. Aber das ist noch gar nichts gegen früher, als er in puncto Frauen nichts anbrennen ließ. Vor vierzig Jahren hatte er mal eine heiße Affäre mit einer gewissen Agnes Horlick, die auf seinem Anwesen als Haushälterin beschäftigt war. Als sie von ihm schwanger wurde, hat der General das seiner Frau gebeichtet, die daraufhin verkündete, sie selbst sei schwanger und wolle das Kind in einer Klinik auf dem Festland bekommen. Mrs. Horlick wurde natürlich entlassen und mit einer großzügigen Abfindung bedacht, und Noel – so hieß ihr Sohn – wurde von den Macombers an Kindes statt aufgenommen.«
»Weiß Noel, dass er nicht das Kind seiner Mutter war?«, fragte Tweed.
»Ja. Der General mag vielleicht ein Weiberheld gewesen sein, aber ein Lügner war er nie. Als Noel volljährig wurde, hat er es ihm und seinen Brüdern erzählt.«
»Und wie haben Nelson und Benton das aufgenommen?«
»Ziemlich positiv, soviel ich weiß«, sagte Francois. »Noel ist ein extrem gescheiter Bursche, der wie kein zweiter Pläne schmieden kann. Davon haben seine Brüder schon von klein auf profitiert.«
»Wie stehen die drei eigentlich zu ihrem Vater?«, fragte Tweed.
»Das Verhältnis ist ziemlich angespannt. Nachdem das mit dem Kater passiert war, hat der General sein Testa ment geändert und sein ganzes Vermögen in eine gemeinnützige Stiftung überführt.
Seine Söhne bekommen aus dem Fonds zwar ein geregeltes Einkommen, aber an das Geld selbst kommen sie nie wieder heran. Und wir sprechen hier von viel Geld, Monsieur. Der General hat von seinem Vater über eine Milliarde Pfund geerbt. Kein Wunder, dass seine Söhne nicht gut auf ihn zu sprechen sind, wo er sie praktisch enterbt hat. Soviel ich weiß, schaut er bei seinen häufigen Aufenthalten in London bei keinem von ihnen vorbei.«
»Sie haben gesagt, dass der General für sein Alter noch sehr agil ist«, sagte Tweed.
»Wollten Sie damit andeuten, dass er nach wie vor Interesse an Frauen hat? Unternimmt er deshalb diese Reisen nach London?«
Francois sprang auf und stellte sich kerzengerade vor Tweed hin.
»Monsieur, ich muss schon sehr bitten!«, sagte er erregt. »Das Privatleben des Generals geht niemanden etwas an.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Tweed.
»Ich darf hoffentlich davon ausgehen, dass von dem, was ich Ihnen gerade erzählt habe, niemand etwas erfährt?«
»Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
»Gut, dann will ich Ihnen etwas sagen, was ich bisher noch niemandem anvertraut habe. Mein wirklicher Name ist Frank, aber der General nennt mich Francois, weil er findet, dass dieser Name besser zu der französischen Ortschaft passt.«
Paula blickte den alten Töpfer erstaunt an.
»Ich bin auch kein Franzose, Mademoiselle«, fuhr der mit einem verschmitzten Lächeln fort, »sondern stamme eigentlich aus Cornwall. Ich habe dreißig Jahre lang als Feldwebel unter dem General gedient, und als er den Dienst quittierte und in den wohlverdienten Ruhestand ging, hat er mich gefragt, ob ich ihm nicht weiterhin zur Hand gehen und hier im Dorf ein wenig nach dem Rechten sehen wollte. Es wurde übrigens von Arbeitern errichtet, die der General direkt aus Frankreich hat kommen lassen.«
»Das ist ja hochinteressant«, sagte Tweed. »Aber jetzt müssen wir leider gehen.«
»Wie schade. Ich wollte Ihnen gerade eine kleine Erfrischung anbieten.«
»Vielleicht ein andermal. War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
»Die Freude ist ganz meinerseits«, sagte Frank, der Tweed und Paula die Hand gab und wieder zurück an seine Drehscheibe ging.
14
Auf dem Rückweg zum Anwesen des Generals blickte Paula immer wieder zurück zu dem Dörfchen, das sie soeben verlassen hatten. Sie blieb stehen, holte ihre Kamera aus der Tasche und machte ein paar Fotos.
»Man kommt sich so vor, als sei man in Frankreich«, sagte sie mit einem verzückten Lächeln zu Tweed.
»Ja, es ist wirklich bezaubernd«, sagte Tweed. »Seltsam, dass ein Haudegen wie Macomber einen so feinsinnigen Geschmack hat.«
Als sie an dem schmiedeeisernen Tor ankamen, stellten sie
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