Komplott
zurückkamen.«
»Sehen Sie den Spiegel da oben im Baum?«, fragte Macomber zurück und deutete auf eine alte Eiche, die direkt neben der Biegung der Auffahrt stand. An einem der unteren Äste war ein großer Spiegel befestigt, in dem man das schmiedeeiserne Tor sehen konnte, das inzwischen wieder geschlossen war.
»So kann ich auf einfache Weise sehen, wer gerade am Tor ist, und das ganz ohne irgendwelche albernen Videokameras, die sowieso ständig kaputt sind. Dieses neumodische Zeug kann mir gestohlen bleiben.«
»Einfach, aber wirkungsvoll«, bemerkte Tweed anerkennend, während er hinter dem General ins Haus trat. Sie kamen in eine geräumige Eingangshalle, in der ein großer Perserteppich am Boden lag. Tweed wunderte es nicht weiter, dass an einer Wand ein großes Ölbild des Herzogs von Wellington hing, aber dass an einer anderen ein Selbstporträt von Vincent van Gogh prangte, erstaunte ihn schon ein wenig. Das Bild erinnerte ihn an das französische Dorf, das sie gerade gesehen hatten.
Durch eine weiß lackierte Tür gelangten sie in ein gemütliches Wohnzimmer mit einem riesigen Panoramafenster, durch das man einen herrlichen Blick hinaus in den Park hatte. Als eine junge Frau in einer Dienstmädchenschürze hereinkam, erkundigte sich der General, was seine Gäste gern trinken würden, und gab es der Frau, die er Celeste nannte, auf Französisch weiter.
»Beschäftigen Sie eigentlich nur französisches Personal?«, fragte Paula, als Celeste wieder verschwunden war.
»Ja. Hier in England findet man ja kaum noch Dienstboten, weil die meisten Leute eine solche Arbeit als unter ihrer Würde empfinden. Deshalb habe ich mir von dort vier junge Frauen kommen lassen sowie eine Haushälterin, die sie ganz schön auf Trab hält. Sie ist ein ziemlicher Drachen, aber sie hält das Haus tadellos in Schuss.«
Nach erstaunlich kurzer Zeit kam Celeste mit einem silbernen Tablett zurück und brachte die gewünschten Getränke. Als sie wieder gegangen war, fuhr der General fort: »Die Frauen wohnen in meinem französischen Dorf, wo sie sich wie zu Hause fühlen. Aber Sie sind bestimmt nicht gekommen, um sich mit mir über mein Personal zu unterhalten, Mr. Tweed. Untersuchen Sie eigentlich immer noch den grausigen Mord an dieser Vander-Browne? Was für eine fürchterliche Tat. Manchmal kommt es mir so vor, als würde dieses Land nach und nach in einen Zustand finsterster Barbarei sinken.«
»Wie haben Sie denn von dem Mord gehört?«, fragte Tweed.
»In der heutigen
Daily Nation
, die mir mit der Post gebracht wurde, stand ein langer Artikel darüber. Drew Franklin hat die Bluttat in allen grausigen Details beschrieben.«
»Grausig ist das richtige Wort«, sagte Tweed.
»Apropos grausig«, erwiderte Macomber, »was halten Sie eigentlich von diesem neuen Staatschutzministerium, Mr. Tweed? Für mich sind das faschistoide Tendenzen, und dass sich die Schwarzhemden auch noch hier auf unserer Insel breitmachen, finde ich in höchstem Maße beunruhigend.« Er fuhr sich mit dem Zeigefinger nachdenklich über die Lippen.
»Es würde mich nicht wundern, wenn die ganze Brut eines Tages mitsamt ihren grässlichen Gebäuden in die Luft fliegen würde. Aber das behalten Sie bitte für sich.«
»Was denn?«, fragte Tweed mit Unschuldsmiene. »Haben Sie denn etwas gesagt?«
»Ich höre manchmal extrem schlecht«, verkündete Paula.
»Und ich bin schon seit langem taub«, setzte Newman noch eins drauf.
»Dasselbe gilt für mich«, meldete sich Butler zu Wort. »Stocktaub.«
»So gefallen Sie mir«, strahlte der General und stand auf. »Wenn Sie ausgetrunken haben, würde ich Ihnen gern mein kleines Versailles zeigen.«
Er führte sie zurück in die Halle und von dort aus einen langen Korridor entlang in den hinteren Teil des Hauses, wo er eine Tür öffnete, die hinaus auf eine breite Terrasse an der Rückwand des Gebäudes führte. Paula trat als Erste hinaus und holte tief Luft. Von der Terrasse führte eine breite Treppe aus weißem Marmor hinunter in einen wahren Garten Eden. Auf einer weitläufigen, sehr gepflegten Rasenfläche standen mehrere Pergolen und Steinbögen, zwischen denen Paula eine Vielzahl von zu kunstvollen Gebilden geschnittenen immergrünen Büschen sah. In einiger Entfernung, hinter einem s-förmig geschwungenen künstlichen See, befand sich ein aus exakt gestutzten Hecken gebildetes Labyrinth.
»Wer da hineingerät und den Weg nach draußen nicht kennt, findet nie wieder heraus«, sagte der General,
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