Komplott
selbstbewusst. Als Monica ihm den Kaffee hinstellte, bedankte er sich höflich bei ihr und sagte, dass er weder Milch noch Zucker nehme.
»Es tut mir leid, dass ich neulich Ihrer Einladung nicht nachkommen konnte«, sagte Tweed freundlich. »Was bedrückt Sie?«
»Sie sind ein aufmerksamer Beobachter, Mr. Tweed, und haben gleich erkannt, dass ich mir Sorgen mache«, sagte Benton Macomber mit ruhiger Stimme. »Zunächst aber hätte ich eine Frage zu Ihrem Bericht an den Premierminister. Haben Sie ihn denn schon abgeliefert?«
»Nein, noch nicht. Ich warte noch auf die Unterschrift von Mr. Howard, unserem Direktor, aber der ist erst vor Kurzem aus dem Urlaub zurückgekommen.«
»Verstehe.« Benton nahm einen Schluck von seinem Kaffee, bevor er sich an Paula wandte. »Aber ich vergesse ja völlig meine guten Manieren. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie erst jetzt begrüße.«
»Das macht doch nichts«, erwiderte Paula lächelnd.
»Aber nun will ich Ihnen sagen, was mir Sorgen macht«, wandte Macomber sich wieder an Tweed. »Es ist die Tatsache, dass unsere beiden Dienste sich mittlerweile ganz offen bekriegen. So etwas ist ebenso unangebracht wie gefährlich.«
»Aber daran ist maßgeblich Ihr Halbbruder Mr. Horlick schuld«, erwiderte Tweed, der seine bewährte Überrumpelungstaktik anwandte.
»Sie scheinen ja einiges über Noel zu wissen«, bemerkte Benton mit einem leisen Lächeln. »Ich bin wirklich überrascht von Ihrem Spürsinn, obwohl ich das eigentlich nicht sein dürfte. Schließlich sind Sie überall bekannt dafür. Aber zurück zu Noel. Als unser Jüngster ist er manchmal ein wenig ungestüm.«
»Ungestüm genug, um einer Katze den Kopf um hundertachtzig Grad herumzudrehen?«, fragte Paula mit ruhiger Stimme.
»Darf ich fragen, woher Sie das wissen?«, fragte Benton, der sichtlich aus der Fassung gebracht war.
»Jemand hat uns ein Foto von der Einfahrt zum Anwesen Ihres Vaters gezeigt«, flunkerte Tweed. »Und ein anderer Informant hier in London hat uns von dem mysteriösen Vorfall vor vielen Jahren berichtet.«
»Mysteriös war er in der Tat«, beeilte sich Benton zu erklären. »Wir haben nie herausgefunden, wer der Katze das angetan hat.«
»Das hier ist übrigens mein Bericht an den Premier«, sagte Tweed und zog einen dicken Packen Papier aus der Schreibtischschublade. »Er befindet sich im Entwurfsstadium und muss noch einmal überarbeitet werden«, fügte er an, während er ihn Benton hinüberreichte.
Der Gast setzte sich eine randlose Brille auf und fing an, in dem Bericht zu lesen. Paula fand, dass die Brille sein Gesicht ziemlich unheilvoll wirken ließ.
»Es ist zwar eine Kopie, aber ich muss Sie trotzdem bitten, sie mir wiederzugeben«, sagte Tweed.
Nachdem Benton lange in dem Papier gelesen hatte, blickte er auf zu Tweed. »Gut, dass das noch überarbeitet wird.«
»Mal sehen, ob es nötig ist.«
Paula sah, dass Benton den Packen Papier instinktiv zusammengerollt hatte und ihn nun fest mit beiden Händen verdrehte. Mit einem Anflug von Schrecken stellte sie sich vor, dass man mit diesem Griff genauso gut einem Tier den Hals umdrehen könnte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schaute Benton Macomber sie auf einmal direkt an.
Sein Blick durch die Gläser der randlosen Brille hatte etwas zutiefst Beunruhigendes und ließ Paula an die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde denken.
»Oh Gott, das tut mir aber leid«, sagte Benton mit einem schuldbewussten Lächeln zu Tweed. »Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Ihnen doch fast Ihren Bericht ruiniert hätte.« Er legte die zusammengedrehten Seiten auf den Schreibtisch und strich sie mit beiden Händen glatt, bevor er sie Tweed zurückgab.
»Das macht überhaupt nichts«, sagte Tweed. »Wie gesagt, es ist ja bloß eine Kopie.« Er lächelte Benton gewinnend an. »Haben Sie denn eine Idee, wie man die Spannungen zwischen unseren beiden Diensten abbauen könnte, die sich beinahe stündlich verschärfen?«
»Haben
Sie
denn eine?«, konterte Macomber mit einer Gegenfrage.
»Wieso ich?« Tweed hob beide Hände. »Wir haben den Zwist schließlich nicht angefangen. Aber besprechen Sie die Sache doch besser mit Ihren Brüdern. Es wäre gut, wenn Sie dabei mäßigend auf die beiden einwirken könnten.«
»Das werde ich, verlassen Sie sich darauf. Dürfte ich Sie im Gegenzug bitten, dasselbe mit Ihren Kollegen zu tun?«
»Das hängt ganz davon ab, wie die Dinge sich weiter entwickeln.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte
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