Komplott
Sie diese Ohrstöpsel. Der Ton ist mit das Schlimmste.«
Er trat an einen Laptop, der auf einem Tisch in der Mitte des Raumes stand, und fuhr ihn hoch. Dann löschte er das Licht und schaltete eine Taschenlampe an.
Noel wurde langsam nervös und fragte sich, was für eine teuflische Installation Radek da wohl aufgebaut hatte. Der Slowake schien seine Nervosität zu spüren, denn er leuchtete ihm mit der Taschenlampe direkt ins Gesicht.
»Nehmen Sie sofort das verdammte Ding da weg«, schrie Noel.
Radek grinste. Er liebte es, andere Menschen aus der Fassung zu bringen. Nachdem er die Taschenlampe wieder ausgeschaltet hatte, setzte er sich einen Kopfhörer auf und drückte eine Taste auf dem Computer, der offenbar über Funk mit den Beamern an der Decke verbunden war, denn sofort waren auf den vier Leinwänden bewegte Bilder zu sehen.
Gebannt starrte Noel auf eine verschneite Gebirgslandschaft, in der an vier dicken Holzpfählen vier Männer festgebunden waren. Vor jedem der Gefesselten stand ein anderer Mann mit einer Axt in der Hand und holte zu einem mächtigen Schlag aus.
Noel sah, wie an einem der Pfähle der Mann die Axt auf das Bein des Gefangenen herabsausen ließ und ihm knapp oberhalb des Knöchels den Fuß abtrennte. Blut spritzte in einem dicken Strahl aus der Wunde, während der Peiniger wieder ausholte und dem an den Pfahl Gebundenen auch den zweiten Fuß abschlug. Der Gefangene öffnete weit den Mund und stieß einen unhörbaren Schrei aus. Die Axt wurde wieder geschwungen und grub sich in die rechte Schulter des Mannes, dem sie nun fast den ganzen Arm abtrennte.
Noel zwang sich, auf eine der anderen Leinwände zu schauen, wo sich ähnliche Grausamkeiten abspielten. Hier allerdings wurde dem Gefesselten mit der großen schweren Axt direkt auf den Kopf geschlagen und der gesamte Schädel bis hinunter zum Hals in zwei Hälften gespalten.
Radek drückte mit sadistischem Grinsen eine weitere Taste, und Noel, der vergessen hatte, sich die Stöpsel in die Ohren zu stecken, hörte grauenhafte Schreie, die auf einmal durch das Lagerhaus gellten. Verzweifelt stopfte er sich die Pfropfen in die Gehörgänge und atmete tief durch, als er es endlich geschafft hatte.
Der Raum glich einem Pandämonium. Die bestialischen Bilder, die durchdringenden Schmerzensschreie, die Noel trotz der Stöpsel in seinen Ohren noch gedämpft hören konnte. Er sah hinüber zu Fitch, der sich auf den Boden gesetzt hatte und von einem Bildschirm zum anderen blickte.
Noel sah keinen Sinn darin, sich das noch länger mit anzusehen. Jetzt wusste er, was Radek mit Tweed und Paula vorhatte. Er befahl dem Slowaken, ihn zur Tür zu bringen, was dieser auch tat, indem er ihm mit der Taschenlampe leuchtete.
Es amüsierte Radek, wie rasch Noel durch den Raum eilte, die Tür aufriss und sie hinter sich wieder zuschlug. Das war kein Mann für die Hohe Tatra. Gut, er hatte Noel weniger effektive Ohrstöpsel als Fitch gegeben, aber als Führungspersönlichkeit hätte er so etwas aushalten müssen. Radek ging zurück zu seinem Computer und drückte eine Taste. Sofort schalteten sich alle vier Beamer aus, und die Leinwände wurden dunkel.
»Kannst du dir vorstellen, was aus jemandem wird, der sich das eine Stunde lang anschauen muss?«, fragte er Fitch, nachdem dieser sich die Stöpsel aus den Ohren genommen hatte. »Wenn wir mit Tweed und Paula fertig sind, müssen sie den Rest ihres Lebens im Irrenhaus verbringen.«
23
»Nehmen Sie doch bitte Platz, Mr. Macomber«, sagte Tweed, nachdem er seinen Besucher begrüßt hatte. »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee oder Tee?«
»Kaffee, bitte«, erwiderte Benton.
Als Tweed ihn in seinem Haus in Hampstead angerufen und eingeladen hatte, war er sofort in die Park Crescent gefahren.
Außer Tweed waren nur Paula und Monica im Büro, denn Tweed war der Meinung, dass sein Besucher gesprächiger sein würde, wenn die männlichen Mitglieder seines Teams nicht anwesend wären. Während Monica den Kaffee holte, musterte Tweed Benton Macomber eingehend.
Er war etwas kleiner als sein Bruder Nelson und trug einen konservativen grauen Anzug, der nicht besonders teuer aussah. Altersmäßig schätzte Paula ihn auf Anfang vierzig. Benton Macomber hatte eine kahle Stelle an seinem rundlichen Hinterkopf, und seine grünen, unter herabhängenden Lidern halb verborgenen Augen blickten irgendwie verschlagen drein. Mit seinen im Schoß gefalteten Händen wirkte Benton auf Tweed ausgesprochen kontrolliert und
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