Komplott
gegenüber erzählt hatte.
»Sehr interessant«, meinte Tweed, als sie damit fertig war. »Aber noch viel interessanter ist die Tatsache, dass Viola eine Zwillingsschwester hatte. Ich denke, ich werde dieser Marina ziemlich bald einen Besuch abstatten.«
»Darf ich mitkommen?«, fragte Paula. »Dann könnte ich Sie beschützen«, fügte sie mit einem ironischen Unterton hinzu.
»Vielen Dank für das Angebot, aber ich denke, mit verführerischen Frauen komme ich besser allein zurecht. Trotzdem finde ich, dass Sie heute Abend hervorragende Arbeit geleistet haben, Paula. So, und jetzt werde ich etwas tun, was ich schon lange tun wollte.«
»Und was ist das?«
»Ich möchte mir den Tatort in der Fox Street ansehen. Bisher bin ich vor lauter Aufregungen nicht dazu gekommen.« Er sah auf die Uhr. »Wenn ich jetzt losfahre, bin ich etwa zu der Zeit dort, die Saafeld als Tatzeit herausgefunden hat.«
»Ich komme mit«, sagte Marler.
»Wenn’s denn sein muss«, willigte Tweed widerstrebend ein.
Er hätte kaum etwas dagegen sagen können, denn schließlich hatte er seinen Leuten in letzter Zeit immer wieder lange Vorträge über die Sicherheit gehalten. Er stand auf und trat vor Paula, die immer noch halb auf der Schreibtischplatte hockte.
»Und Sie verlassen dieses Gebäude erst, wenn Newman, Pete oder Harry zurück sind und Sie nach Hause bringen«, sagte er bestimmt, während er ihr die Arme auf die Schultern legte. »Wer immer Sie auch nach Hause bringt, er soll Ihre Wohnung gründlich durchsuchen und dann auf dem Sofa im Wohnzimmer oder im Gästezimmer übernachten. Sie dürfen auf keinen Fall allein bleiben.«
»Du meine Güte«, polterte Monica plötzlich los. »Was ist denn in Sie gefahren? Das müssen Sie Paula doch nicht extra sagen.«
Tweed gab keine Antwort, sondern zog sich den Mantel an und folgte Marler nach unten. Er ging zu seinem Wagen und setzte sich hinters Steuer, während Marler auf der Rückbank Platz nahm. Als Tweed den Motor starten wollte, wurde auf einmal die Beifahrertür aufgerissen, und Paula stieg ein.
»Keine Widerrede«, kam sie Tweed, der gerade etwas sagen wollte, zuvor. »Sie haben doch vorhin gesagt, dass ich nicht allein bleiben darf. Nun, mit Ihnen beiden habe ich wohl die besten Beschützer, die man sich vorstellen kann. Und außerdem sind Sie auf dem Weg in die Wohnung einer Frau – da ist es immer gut, wenn man eine andere Frau dabei hat, denn die sieht möglicherweise etwas, was Männeraugen entgeht.«
Tweed, der wusste, dass Paula in solchen Dingen nicht mit sich reden ließ, fuhr los. Ein paarmal setzte er dazu an, etwas zu sagen, schloss dann aber wieder den Mund. Wie ein Fisch, den jemand aus dem Wasser gezogen hat, dachte Marler, der Tweeds Gesicht im Rückspiegel beobachtete. Während der Fahrt nach Covent Garden dachte Tweed angestrengt nach.
Eigentlich war es gut, dass Paula mitgekommen war. Schon oft hatte sie etwas erkannt, was anderen verborgen geblieben wäre. Außerdem hatte sie Coral Flenton Informationen entlockt, die Nield und Newman niemals aus ihr herausgeholt hätten.
Informationen, die möglicherweise dazu führen würden, einen brutalen Mörder hinter Schloss und Riegel zu bringen.
»Da ist was dran«, sagte er schließlich.
Paula ließ es sich nicht anmerken, dass sie zufrieden war. Bald hatten sie die Fox Street erreicht, die jetzt, mitten in der Nacht, still und verlassen war. Die Reifen holperten über buckliges Kopfsteinpflaster, und Tweed bremste den Wagen fast auf Schrittgeschwindigkeit ab. Die Straße war sehr schmal und wurde von ein paar alten Straßenlaternen, die an gusseisernen Armen an den Wänden der Häuser angebracht waren, nur sehr unzureichend beleuchtet.
»Gleich sind wir da«, sagte Paula, die Ausschau nach den Hausnummern gehalten hatte. Tweed stellte den Wagen auf dem Gehsteig ab und blickte aus dem Fenster hinüber zu dem Haus, in dem Viola Vander-Browne gewohnt hatte. Als sie aus dem Wagen stiegen, sahen sie, wie langsam die Haustür geöffnet wurde. Marler zog seine Pistole.
»Das ist Chief Inspector Hammer«, zischte Tweed, während ein stämmiger Mann, der die Hände in den Taschen seines Jacketts vergraben hatte, mit mürrischem Gesicht auf sie zukam. Das war in dieser Gegend ein Fehler, der tödlich sein konnte, dachte Tweed. Falls Hammer angegriffen würde, könnte er niemals mehr rechtzeitig seine Waffe ziehen. Der Chief Inspector sah die drei mit unverhohlenem Missfallen an.
»Wird auch langsam Zeit, dass Sie
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