Komplott
Nelson mit entsetztem Gesicht. »Wo denn in London? Es darf auf keinen Fall Tote geben.«
»Im Richmond Park.«
»Jetzt bist du verrückt geworden«, stellte Benton fest.
»Komplett verrückt!«, brüllte Nelson.
»Wieso denn? Mein Gewährsmann hat sich dafür einen Teil des Richmond Parks ausgesucht, der weit weg vom Fluss ist. Es gibt dort einen Eingang, der zu dieser Jahreszeit praktisch nicht genutzt wird. Die Einzigen, die daran glauben müssen, werden ein paar Bäume sein, aber die Polizei wird annehmen, dass der Fahrer auf dem Weg zu einem stärker besuchten Teil des Parks war und die Bombe vorzeitig explodiert ist. Große Panik, aber keine Verletzten.«
»Vertraust du denn diesem Gewährsmann?«, wollte Nelson wissen. »Vollkommen.«
Es war eine Taktik Noels, sich sogenannte Gewährsmänner auszudenken und in Wirklichkeit alles selbst einzufädeln.
»Was meinst du, Benton?«, fragte Nelson. »Wir brauchen wirklich etwas, um die Minister aufzuschrecken.«
»Damit hast du wohl recht«, gab Nelson widerstrebend zu. »Dann stimmen wir über diesen Vorschlag ab. Wenn wir alle dafür sind, ist er angenommen.«
Alle drei hoben die linke Hand. Noel stand auf und bemühte sich, ein selbstzufriedenes Grinsen zu unterdrücken. »Dann werde ich mal nach drüben gehen und meinen Gewährsmann anrufen.«
Als Tweed und Paula in der Park Crescent ankamen, waren dort die anderen bereits alle versammelt. Marler packte gerade seinen Fliegerhelm, den er kurz zuvor auf korrekten Sitz überprüft hatte, in eine große Tasche.
»Was geht hier vor?«, fragte Tweed, während Monica ihm den Mantel abnahm.
»Marler und ich wollen mal nach dem Sprengstofflaster sehen«, antwortete Butler, der sich gerade Handgranaten in die Taschen seiner Tarnjacke schob. »Marler will mich mit seinem Leichtflugzeug hinfliegen. Auf einem Berg gleich in der Nähe soll es einen kleinen Flugplatz geben.«
»Der Berg heißt Mountain High«, erinnerte sich Tweed. »Ich möchte, dass Sie die Sache so schnell wie möglich erledigen.«
»Ich habe zwar den Zeitzünder der Bombe so eingestellt, dass er zwanzig Sekunden nach Anlassen des Motors explodiert«, sagte Butler, »aber vielleicht ist es doch besser, wir sprengen das Ding gleich in die Luft.«
»Tun Sie das, dann haben wir eine Sorge weniger. Paula und ich haben heute früh eine weitere Gefährdung neutralisiert. Arnos Fitch wird nie wieder jemanden entführen, so viel steht fest.«
»Gut zu wissen«, bemerkte Newman.
»Ich nehme an, dass Sie alle bereits von dem neuen grässlichen Mord erfahren haben«, fuhr Tweed fort. »Auch diesmal hat der Mörder seinem Opfer alle Gliedmaßen und den Kopf abgehackt.«
»Es stand heute in der Morgenausgabe der
Daily Nation
«, sagte Newman. »Drew Franklin war wieder mal am schnellsten. Der Mann hat einfach die besten Kontakte zur Polizei, das muss der Neid ihm lassen.«
»Und ich gehe jede Wette ein, dass ein gewisser Chief Inspector jetzt um zweihundert Pfund reicher ist«, sagte Tweed.
»Wir gehen dann mal«, sagte Marler und verließ zusammen mit Butler das Büro, während Tweed sich von Newman die Zeitung geben ließ.
GRAUSIGER MORD AN ZWILLINGSSCHWESTER
von Vander-Browne
Seit letzte Nacht in Mayfair die bestialisch verstümmelte Leiche von Marina Vander-Browne entdeckt wurde, regiert in London die nackte Angst. Wie ihre vor einer knappen Woche getötete Zwillingsschwester Viola wurde auch Marina aufs Grausigste zerstückelt. Chief Inspector Hammer von Scotland Yard versichert, dass die Polizei bei der Aufklärung der beiden Verbrechen beständig Fortschritte macht.
»Was für Fortschritte meint der eigentlich?«, schnaubte Tweed verächtlich und gab Newman die Zeitung zurück.
Er stand auf und sah die verbliebenen Mitglieder seines Teams an. An seinem Gesichtsausdruck erkannten alle, dass er etwas Wichtiges zu sagen hatte.
»Professor Saafeld glaubt, dass der Mörder – von dem er immer noch nicht sicher sagen kann, ob er ein Mann oder eine Frau ist – in den nächsten Tagen wieder zuschlagen wird. Er spricht von einem Blutrausch, in den der Mörder gerät und der ihn in immer kürzer werdenden Intervallen töten lässt. Wir müssen ihn unbedingt fassen, sonst fallen ihm noch weitere Frauen zum Opfer.«
»Hat Saafeld gesagt, wie viel Zeit uns noch bleibt, bis er das nächste Mal zuschlägt?«, fragte Newman.
»Der Professor spricht von drei, maximal vier Tagen.«
»Das ist nicht viel.«
»Sie sagen es. Deshalb möchte ich auch,
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