Komplott
Konkurrenzsituation in Bezug auf Männer sah. Und dass Miss Partridge ihrerseits Neidgefühle gegenüber der einfach umwerfend aussehenden Coral mit ihrer schlanken Figur und ihren seidig glänzenden roten Haaren entwickelt hatte, stand für Paula außer Zweifel.
»Es geht um Miss Partridge, habe ich recht?«, fragte sie mitfühlend.
»Genau. Ich habe es wahrlich nicht leicht mit ihr.«
»Können Sie mir vielleicht etwas mehr über sie erzählen? Zum Beispiel, wo sie aufgewachsen ist.«
»Sie ist in einer Kleinstadt namens Walkhampton geboren, die irgendwo in den Midlands liegt. Dort hat sie eine Privatschule besucht und ist mit zwanzig nach London gegangen, wo sie mit einer Traumnote ihre Prüfung für den öffentlichen Dienst abgelegt hat. Kurz nachdem sie von zu Hause weggegangen war, sind ihre beiden Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und seither hat sie alles getan, um in ihrem Beruf nach oben zu kommen. Sie hat mir einmal erzählt, dass sie dabei rücksichtslos alle anderen aus dem Weg geschoben hat.«
»Ich dachte, sie wäre jetzt netter zu Ihnen. Zumindest haben Sie mir das erzählt.«
»Das war sie ja auch eine Zeit lang, aber jetzt ist sie wieder ganz schlimm zu mir. Sie demütigt mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit.« Coral imitierte die gehetzte Stimme ihrer Chefin: »›Miss Flenton, wissen Sie eigentlich nicht, wie man richtig Bleistifte spitzt? Können Sie nicht einmal das? Soll ich Ihnen mal sagen, was Ihr Problem ist? Sie haben ständig bloß Männer im Kopf, obwohl ich mir wirklich nicht vorstellen kann, was die an Ihnen finden.‹ So geht es ständig, den lieben langen Tag. Sie lässt einfach kein gutes Haar an mir.«
»Irgendwie scheint sie nicht so recht zu wissen, was sie will«, bemerkte Paula. »An einem Tag findet sie Sie ganz wunderbar, am nächsten lehnt sie Sie vehement ab.«
»Eine Freundin aus einer anderen Abteilung glaubt, dass sie manisch-depressiv ist.
Das ist vielleicht übertrieben, aber ein bisschen was ist sicherlich dran. Tut mir leid, dass ich Sie mit alldem belästige. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, erzähle ich überhaupt nichts mehr über meinen Job, versprochen.«
»Ich fürchte, ich muss jetzt gehen«, sagte Paula. »Aber machen Sie sich keine Sorgen meinetwegen. Es ist für mich immer interessant, mit Ihnen zu plaudern. Wenn es Ihnen recht ist, komme ich gern wieder.«
»Ich bitte darum. Und vergessen Sie nicht, dass ich Ihnen einen Hauschlüssel gegeben habe. Damit können Sie jederzeit in meine Wohnung und auf mich warten, bis ich von der Arbeit komme.«
Tweed, der sich draußen im Wagen hinter dem Lenkrad geduckt hatte, sah, wie Paula und Coral aus dem Haus kamen und sich zum Abschied umarmten. Dann ging Paula tief in Gedanken versunken langsam auf ihn zu.
Kaum hatten sich die beiden Frauen losgelassen, entfernte sich Miss Partridge mit raschen Schritten. Tweed öffnete die Beifahrertür und ließ Paula einsteigen, die ihm Wort für Wort berichtete, worüber sie mit Coral gesprochen hatte. Als sie fertig war, erzählte er ihr, dass Miss Partridge das Haus beobachtet hatte.
»Darauf kann ich mir keinen Reim machen«, sagte Paula.
»Ich schon«, erwiderte Tweed und fuhr los. »Die Tatsache, dass sie weggegangen ist, sobald sie Sie und Coral gesehen hat, sagt mir eine ganze Menge.«
»Und was genau?«
»Dass sie eigentlich erwartet hatte, einen Mann fortgehen zu sehen. Einen Mann, der die Nacht mit Coral verbracht hat.«
»Wer könnte das denn gewesen sein?«
»Ich wünschte, das wüsste ich. Irgendwie ist es nicht sehr hilfreich für meine Ermittlungen in diesen Mordfällen, wenn sich Zena Partridge und Coral Flenton gegenseitig an die Gurgel gehen. Oder vielleicht doch?«
Die Triade hatte sich um ihren dreieckigen Tisch versammelt, wo Nelson umständlich seinen Block und die Kugelschreiber genau rechtwinklig beziehungsweise parallel zu den Kanten seiner Schreibunterlage anordnete. Seine Brüder sahen ihm dabei zu und warteten darauf, dass er etwas sagte.
»Ich finde, wir sollten so schnell wie möglich etwas unternehmen und die paar Minister, die noch wankelmütig sind, dazu bringen, dass sie ihren Widerstand gegen unsere Pläne aufgeben.«
»Vielleicht sollten wir ihnen einen Schrecken einjagen, der sie aufrüttelt«, schlug Noel vor. »Wenn zum Beispiel hier in London eine Bombe hochgeht – eine Bombe von Terroristen, versteht sich –, würden sie ihre Meinung doch mit Sicherheit ändern.«
»Hier in London?«, fragte
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