Komplott
dass wir unsere Ermittlungen auf allen Gebieten mit Hochdruck vorantreiben.«
Tweed blickte bedeutungsvoll in die Runde. »Als Erstes will ich die Triade weiter unter Druck setzen. Newman, Sie nehmen sich Noel vor und quetschen ihn aus, während Nield dasselbe mit Benton tut. Und Ihnen, Paula, weise ich Miss Partridge zu.«
»Darf ich damit noch ein paar Stunden warten?«, fragte Paula. »Ich habe vorher noch etwas anderes zu erledigen.«
»Tun Sie, was Sie für richtig halten«, erwiderte Tweed. »Ich jedenfalls gehe mit Howard noch einmal seinen Bericht an den Premierminister durch. Es ist ganz wichtig, dass wir ihm dieses Dokument genau zum richtigen Zeitpunkt vorlegen. Danach mache ich noch einen raschen Besuch bei General Macomber, von dem ich wohl am späten Nachmittag zurück sein werde. Und dann nehme ich mir seinen Sohn Nelson vor.«
»Sie wollen doch nicht etwa allein zum General fahren?«, fragte Paula besorgt.
»Doch, das will ich. Keine Diskussion. Der General führt etwas im Schilde, und ich muss wissen, was es ist. Eines möchte ich Ihnen noch einmal ins Gedächtnis rufen, bevor Sie loslegen. Wir suchen nach einer Person – egal ob Mann oder Frau –, die zu äußerster Grausamkeit fähig ist.«
»Einer Person, die in der Lage ist, einer Katze den Kopf um hundertachtzig Grad herumzudrehen«, sagte Paula.
»Genau. Und denken Sie immer daran: Es bleiben uns nur noch wenige Tage, bevor der Mörder ein drittes Mal zuschlägt.«
Am Nachmittag, als Tweed nach Tolhaven und Black Island unterwegs war, kamen Marler und Butler von ihrem Flug zurück.
»Ich könnte jetzt einen Schluck Brandy gebrauchen«, keuchte Butler, der immer noch ganz grün im Gesicht war.
Monica sprang sofort auf und goss ihm aus der Brandyflasche, die Tweed für solche Gelegenheiten im Wandschrank stehen hatte, zwei Fingerbreit in einen Cognacschwenker. Nachdem Butler das Glas in einem Zug geleert hatte, stieß er einen erleichterten Seufzer aus.
»Wir haben ein kleines Abenteuer hinter uns«, stellte Marler mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen fest. »Der arme Harry hat sich noch immer nicht ganz davon erholt.«
»Ein kleines Abenteuer nennen Sie das?«, ereiferte sich Butler. »Das war der reinste Albtraum.«
»Ich erzähle Ihnen gleich, was los war«, sagte Marler. »Monica, würden Sie bitte mitschreiben? Dann kann Tweed, wenn er wieder hier ist, alles nachlesen …«
31
Marler fuhr mit Butler zu einem Sportflugplatz außerhalb von London, wo er sein Ultraleichtflugzeug stehen hatte. Nachdem er es aus dem Hangar geschoben hatte, gab er Butler einen mit einer Gegensprechanlage ausgerüsteten Helm und sagte ihm, dass er ihn aufsetzen sollte.
Kurze Zeit später saß Butler, der nichts so hasste wie Fliegen, neben Marler in der winzigen Kanzel des Flugzeuges und sah zu, wie sie abhoben und langsam an Höhe gewannen. Es war ein klarer, sonniger Apriltag, an dem keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war.
»Das schüttelt einen ja ganz schön«, bemerkte Butler durch die Sprechanlage.
»Schütteln nennen Sie das?«, gab Marler lachend zurück. »Entspannen Sie sich, Harry, und genießen Sie die Landschaft da unten. So eine herrliche Aussicht kriegen Sie so schnell nicht wieder.«
»Meinen Sie?«
Butler starrte unverwandt nach vorn, während Marler auf die Karte sah. Bis nach Mountain High war es kein langer Flug. Als er wieder aufblickte, fiel ihm auf, dass Butlers Gesicht aschfahl war.
»Es dauert nicht lange«, versuchte er ihn zu beruhigen.
»Für mich dauert es jetzt schon lange genug.«
»Das ist doch nur ein Hüpfer. Ich bin mit diesem Flugzeug schon bis in die Provence geflogen.«
»Gott sei Dank haben Sie mich nicht mitgenommen.«
»Da, Harry, nehmen Sie das«, sagte Marler und reichte ihm eine Tablette. »Diese Pillen wirken Wunder. Paula schwört auf sie, wenn sie nach San Francisco fliegt. Und das sind immerhin elf Stunden.«
»Ich dachte, Paula wird nicht schlecht im Flugzeug«, murmelte Butler mit skeptischem Gesicht, während er sich die kleine gelbe Pille in den Mund steckte und sie hinunterschluckte.
»Das stimmt. Aber sie braucht die Tablette für Tweed, der das Fliegen weniger gut verträgt.«
»Und hilft sie ihr – ich meine, ihm?«
»Jedes Mal.«
»Mir hilft sie aber nicht.«
»Sie müssen schon ein paar Minuten warten, bis die Wirkung einsetzt. Hier, trinken Sie einen Schluck Mineralwasser nach.« Marler reichte ihm eine Flasche, die er neben seinem Sitz stehen hatte.
Butler
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