Konfessor - 17
verdrehten Ideologie des Ordens bekehren. Ihr beschuldigt andere genau jener Dinge, derer Ihr selbst schuldig seid, weil Ihr sehr gut wisst, dass Ihr dadurch Emotionen weckt. Letztendlich sind diese übertriebenen Vorwürfe nichts als ein Vorwand - der Versuch, Eure gewohnheitsmäßige Ermordung unvorstellbarer Menschenmassen zu rechtfertigen.
Wir beide wissen um die Wahrheit der zahllosen Frauenund Kinderleichen, die der Orden hinterlässt, doch die werden angesichts Eurer moralischen Empörung einfach übersehen. In der Brutalität, Rohheit und Grausamkeit, mit der Ihr gegen Menschen vorgeht, die dem Volk der Alten Welt nichts angetan haben, zeigt sich das wahre Gesicht Eures Glaubens. Die Ungeheuerlichkeit Eurer Verdorbenheit wird allein dadurch kompensiert, dass Ihr dem Opfer die Schuld an den Verbrechen gebt, mit denen Ihr sein Volk überzieht, so wie Ihr mir die Schuld an meiner eigenen Vergewaltigung gebt.
Ich war zugegen, als Richard diesen Truppen seine Befehle gab, ich kenne die Wahrheit. Und die lautet, dass der Verstand der meisten Menschen in der Alten Welt unwiderruflich umnachtet ist - durch ihre fanatische Hingabe an Ideen, die nichts als Leid und Tod zur Folge haben. Diese Menschen sind für eine Erlösung mit Mitteln der Vernunft rettungslos verloren. Richard weiß, die einzige Möglichkeit, mit dem Bösen zu verfahren, und den Hang der Menschen zu ihm zu brechen, besteht darin, diese Neigung für sie unerträglich zu machen.
Der Orden hat dies zu einem Krieg bis zum bitteren Ende gemacht. Richard weiß, dass der Versuch einer Koexistenz mit dem Bösen oder eine Rechtfertigung derer, die es nähren, sein Volk zum Untergang verdammen würde. Er weiß, dass er den Ursprung dieser Überzeugungen vernichten muss, da sonst alle freidenkenden Menschen überall zu Tode kommen werden, hingemetzelt von Kriegern, die von den Menschen aus der Alten Welt ermutigt und unterstützt werden. Krieg ist ein grausames Geschäft. Je rascher er beendet wird, desto weniger Leid und Tod wird es geben. Genau das ist Richards Ziel. In Wahrheit besagen seine Befehle Folgendes: Wann immer möglich, sollen seine Soldaten verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen, aber vorrangiges Ziel bleibt die Beendigung des Krieges -und dafür müssen sie dem Orden die Möglichkeit zur Kriegsführung nehmen. Sie verteidigen das Existenzrecht ihres Volkes. Alles andere wäre nichts weiter als ein Pfeifen auf dem Weg ins eigene Grab. Dieser Krieg ist nur eine Fortführung jenes Großen Krieges, der lange Zeit tobte, aber nie wirklich beendet worden ist. Das letzte Mal hatten die Verteidiger der Freiheit nicht den Mut, sie zu einem Häuflein kalter Asche zu vernichten, infolgedessen wurde dieser uralte Krieg durch die Ordensbruderschaft erneut entflammt. Wie damals hat er sich an den gleichen sinnleeren Ideen entzündet, dass jeder des gleichen Glaubens sein oder eben sterben muss. Richard ist sich absolut bewusst, dass diesmal die Welt vom Gift des Ordens befreit werden muss. Er besitzt den nötigen Mut dafür und wird sich von Euren Schmähungen nicht davon abbringen lassen. Es schert ihn nicht, was andere über ihn denken. Das Einzige, was ihn kümmert, ist, dass sie ihm oder seinen Angehörigen keinen Schaden mehr zufügen können.
Zu diesem Zweck werden alle Hassprediger des Ordens verfolgt und getötet werden.
Zahlenmäßig mag die D’Haranische Armee der Imperialen Ordnung weit unterlegen sein, und doch wird sie Euch die Luft zum Atmen nehmen. Sie wird Ernten und Obstgärten niederbrennen, Mühlen und Ställe zerstören, Dämme und Kanäle brechen. Wer immer sich ihr dabei in den Weg stellt, wird vernichtet werden.
Vor allem aber werden diese Soldaten die nach Norden ziehenden Nachschubtransporte unterbinden. Richard hat nur ein einziges Ziel:
Euch die Fähigkeit zu nehmen, die Menschen hier zu töten. Im Gegensatz zu Euch hat er nicht die Absicht, ihnen eine Lektion in Willkürherrschaft zu erteilen - vielmehr wird er die Eure beenden. Es wird zu keiner letzten Schlacht kommen, in der, wie es Euer Plan war, alles entschieden wird. Richard interessiert es nicht, wie Eure Krieger aufgehalten werden, nur dass es geschieht - ein für alle Mal. Ohne Nachschub wird Eure Armee hier draußen in dieser öden Ebene zugrunde gehen und elendig krepieren. Das ist ihm Sieg genug.« Ein Lächeln ging über Jagangs Gesicht, das Nicci stutzig machte. »Schätzchen, die Alte Welt ist riesig. Diese Truppen vergeuden ihre Kräfte, wenn sie über
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