Konfessor - 17
drohte Johnrock Richard mit dem dicken Schinkenstück. »Wir gewinnen nicht nur unsere Spiele, wir gewinnen mit jeder Partie auch neue Anhänger. Eine Menge Leute machen Stimmung für uns. Noch ein Sieg, dann sind wir die Besten, und die ganze Menge wird uns zujubeln.«
Richard betrachtete seinen Flügelstürmer. »Hast du gesehen, wie riesig die Spieler in Jagangs Mannschaft sind?« »Mach dir deswegen keine Sorgen.« Johnrock ließ ein schiefes Lächeln aufblitzen. »Ich bin auch riesig, ich werde dir zur Seite stehen, Rüben.« Richard konnte nicht umhin, sich seinem lächelnden Flügelstürmer anzuschließen. »Danke, Johnrock. Das weiß ich. Das tust du immer.« »Bruce genauso.«
Richard vermutete, dass dem tatsächlich so war. Bruce war ein Ordenssoldat, gleichzeitig aber auch Mitglied einer starken Mannschaft, die es zu einem gewissen Ruhm gebracht hatte - Rubens Mannschaft, wie die meisten seiner Spieler sie mittlerweile nannten, wenn auch nicht in Kommandant Kargs Beisein. Bei den Zuschauern hießen sie die rote Mannschaft, Kommandant Karg bezeichnete sie als seine Mannschaft, untereinander jedoch nannten sie sich »Rubens Mannschaft«. Er war ihre Angriffsspitze, und mittlerweile vertrauten sie ihm. Wie einige der anderen Soldaten in der Mannschaft, hatte Bruce anfangs nur widerstrebend die mit roter Farbe aufgetragenen Symbole tragen wollen, doch jetzt trug er sie voller Stolz. Andere Soldaten jubelten ihm zu, wenn er das Spielfeld betrat.
»Das Spiel morgen wird … gefährlich werden, Johnrock.« Der nickte wissend. »Ich bin fest entschlossen, dafür zu sorgen.« Wieder ging ein Lächeln über Richards Gesicht. »Pass auf dich auf, ja?« »Meine Aufgabe ist es, auf dich aufzupassen.« Richard schüttelte einen kleinen Stein, den er aus dem Boden gepult hatte, in seiner locker geschlossenen Hand und wählte seine Worte mit Bedacht.
»Die Zeit wird kommen, da ein Mann selbst auf sich aufpassen muss. Es gibt Momente, da-« »Da kommt Schlangengesicht.« Die geraunte Warnung ließ Richard augenblicklich verstummen. Er blickte auf und sah Kommandant Karg durch die Linien der Bewacher stapfen. Er wirkte alles andere als glücklich.
Richard schmiss das Steinchen fort und stützte sich, als Kommandant Karg unmittelbar vor ihm stehen blieb, zurückgelehnt auf seine Hände. Staub stieg um dessen Stiefel auf. Karg stemmte die Fäuste in die Hüften. »Was hatte das denn zu bedeuten, Rüben?« Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Richard die Schuppen der Schlangenhauttätowierung, die im schwindenden Licht gerade noch zu erkennen waren. »War es Euch nicht recht, dass wir gewonnen haben?« Statt zu antworten, richtete der Kommandant seinen wütenden Blick auf Johnrock. Der verstand und entfernte sich bis hinter das andere Wagenende, bis der Spielraum seiner Kette ausgeschöpft war und er nicht mehr weiterkonnte. Der Kommandant ging vor Richard in die Hocke. Die Schuppen seiner Tätowierung bewegten sich so, dass Richard beinahe eine echte Schlangenhaut vor sich zu sehen meinte.
»Du weißt genau, was ich meine. Was sollte dieser Unfug?«
»Ich wurde niedergeschlagen. Das versucht die gegnerische Mannschaft immer, also musste es irgendwann einmal passieren.« »Ich habe gesehen, wie du dein Bestes zu geben versucht hast, knapp gescheitert bist und nicht punkten konntest, ich hab gesehen, wie du nach Kräften einem Angriff der Blocker ausweichen wolltest, ohne dass es dir ganz gelungen wäre, aber noch nie habe ich dich einen so dummen Fehler machen sehen.«
»Tut mir leid.« Richard sah keinen Sinn darin, zu widersprechen. »Ich will wissen, warum.«
Richard zuckte die Achseln. »Wir Ihr schon sagtet, es war ein dummer Fehler.« Er ärgerte sich mehr über sich selbst, als der Kommandant jemals würde begreifen können. Einen ähnlichen Fehler durfte er sich morgen nicht erlauben. »Trotzdem haben wir gewonnen, was bedeutet, dass wir gegen die Mannschaft des Kaisers antreten werden. Und genau das habe ich Euch versprochen - dass ich Eure Mannschaft bis in eine Partie gegen die Mannschaft Jagangs führen werde.« Der Kommandant richtete seine Augen nach oben und betrachtete einen Moment lang die ersten Sterne am Abendhimmel, ehe er antwortete. »Du erinnerst dich doch noch an deine Gefangennahme, oder?« »Ja.«
Er senkte die Augen wieder und fixierte Richard mit festem Blick. »Dann weißt du auch, dass du an jenem Tag eigentlich hättest getötet werden sollen. Ich habe dich am Leben gelassen, unter
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