Konfessor - 17
Glauben nicht unterwarf, der war des Todes.
Diese Gläubigen zogen, wohin es ihnen beliebte, wann es ihnen beliebte, und metzelten jeden nieder, der ihnen im Weg stand. Mittlerweile beherrschten sie die Neue Welt ebenso wie die Alte, waren sogar bis in das entlegene Westland vorgedrungen, jenes Land, in dem er aufgewachsen war.
Ihm war, als hätte die ganze Welt den Verstand verloren. Schlimmer noch, Jagang war im Besitz von mindestens zweien der Kästchen der Ordnung und schien die Dinge bestens im Griff zu haben.
Und nun hatte er auch noch Nicci in seiner Gewalt. Aber wenn es ihm das Herz brach, sie mit dem goldenen Ring der Sklavin in der Unterlippe zu sehen, sie erneut als Gefangene jenes Mannes zu sehen, der sie in der Vergangenheit so fürchterlich missbraucht hatte, so brachte es sein Blut zum Kochen, auch Kahlan in der Gewalt dieses Mannes zu sehen.
Zudem empfand er es als überaus entmutigend, dass sie sich nicht an ihn erinnerte. Sie war ihm wichtiger als alles andere auf der Welt - sie war seine Welt. Und nun kannte sie nicht einmal mehr seinen Namen. Ihre Stärke, ihr Mut, ihr Mitgefühl, ihre Klugheit und das besondere Lächeln, das sie sich nur für ihn aufsparte, all das war stets in seinen Gedanken und würde es bis zum Tag seines Todes bleiben. Er erinnerte sich noch gut an ihren Hochzeitstag, an die Liebe, die sie für ihn empfunden hatte, und wie glücklich sie gewesen war, einfach nur in seinen Armen zu liegen. Ihr dagegen war all das entfallen. Alles würde er tun, um sie zu retten, sie wieder zu der zu machen, die sie tatsächlich war, ihr ihr altes Leben zurückzugeben und ihr wieder einen Platz in seinem zu geben. Doch ihre frühere Persönlichkeit existierte nicht mehr. Der Feuerkettenbann hatte ihnen beiden alles genommen. Im Grunde spielte es keine Rolle mehr, wie sehr er sich wünschte, sein Leben mit ihr zu verbringen, oder sich wünschte, anderen möge dieses Glück beschieden sein. Die Anhänger der Imperialen Ordnung hatten ihre eigenen Pläne für die Menschheit.
In diesem Augenblick erschien ihm die Zukunft nur freudlos und trist. Aus den Augenwinkeln sah er Johnrock zu sich herüberrobben. Die schwere Kette rasselte, als der hochgewachsene Mann sie über den harten, steinigen Boden schleifte.
»Du musst essen, Rüben.«
»Hab ich schon.«
Johnrock wies auf das halb aufgegessene Schinkenstück, das Richard auf seinem Knie balancierte. »Aber nur die Hälfte. Du musst für das Spiel morgen bei Kräften sein. Du solltest etwas essen.« Beim Gedanken an das, was am nächsten Tag passieren würde, schnürte sich Richards Magen vor banger Besorgnis noch fester zusammen.
Er hielt Johnrock das dicke Stück Schinken hin. »Ich hab genug. Wenn du willst, kannst du den Rest haben.«
Das unverhoffte Glück ließ Johnrock schmunzeln. Doch dann hielt seine Hand inne, und sein Grinsen erlosch. Er blickte Richard in die Augen. »Bist du sicher, Rüben?«
Als Richard nickte, nahm Johnrock schließlich den Schinken und biss herzhaft hinein. Nachdem er den Bissen gekaut und runtergeschluckt hatte, stupste er Richard mit dem Ellbogen an. »Alles in Ordnung mit dir, Rüben?«
Richard seufzte. »Ich bin ein Gefangener, Johnrock. Wie könnte da alles in Ordnung sein?«
Johnrock grinste, er dachte, Richard habe einen Scherz gemacht. Doch als der sein Lächeln nicht erwiderte, wurde auch Johnrock ernst. »Du hast heute einen ziemlichen Schlag gegen den Kopf abbekommen.« Er beugte sich ein wenig näher und sah ihn mit hochgezogener Braue an. »Das war nicht eben klug.«
Richard sah zu ihm hinüber. »Was willst du damit sagen?« »Wir hätten heute fast verloren.«
»Fast zählt nicht. Beim Ja’La gibt es kein Unentschieden. Entweder man gewinnt oder man verliert. Das ist es, was zählt.« Richards Ton ließ ihn ein wenig zurückweichen. »Wenn du meinst, Rüben. Aber wenn dir meine Frage nichts ausmacht, was war eigentlich passiert?«
»Ich habe einen Fehler gemacht.«
»Ich hab dich noch nie einen solchen Fehler machen sehen.« »So was kommt vor.« Richard ärgerte sich selbst, dass er einen solchen Fehler gemacht hatte, sich so hatte ablenken lassen. Er hätte es besser wissen, geschickter vorgehen müssen. »Ich kann nur hoffen, dass mir morgen nicht wieder so etwas passiert. Morgen ist der entscheidende Tag, der Tag, auf den es ankommt. Hoffentlich unterläuft mir morgen kein Patzer.«
»Das hoffe ich auch. Wir haben einen langen Weg hinter uns.« Zur Unterstreichung seiner Worte
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