Konfessor - 17
Soeben hatte Richard Jagang, den Gerechten, gezwungen, allen vor Augen zu führen, dass unter der Ordensherrschaft Gerechtigkeit nichts weiter als eine leere Floskel war. Und Nicci hatte sogar noch eins draufgesetzt.
Jagang verpasste ihr einen so harten Schlag mit dem Handrücken, dass sie der Länge nach zu Kahlans Füßen landete. In ihrem Jubel gerieten die Anhänger von Jagangs Mannschaft völlig aus dem Häuschen. Männer sprangen auf und ab, jubelten und johlten, so als hätten sie tatsächlich irgendeine Leistung vollbracht. Richards Anhänger dagegen rasten vor Wut. Kahlan hielt den Atem an, umklammerte den Griff ihres Messers und vergewisserte sich der Position ihrer Bewacher, während Jillian sich bückte, um der blutend am Boden zu ihren Füßen liegenden Nicci zu helfen.
Schließlich gingen die Anhänger der Mannschaft Jagangs dazu über, die anderen mit Schmährufen zu überhäufen. Diese konterten mit der Behauptung, deren Mannschaft bestehe nur aus Betrügern und habe verloren. Es kam zu ersten Rangeleien, schließlich flogen sogar Fäuste. Überall schlug man sich entweder auf die eine oder andere Seite, und zu guter Letzt wurden die Waffen gezückt.
Innerhalb weniger Augenblicke war das gesamte Feldlager in Aufruhr. Die Soldatenmassen auf den Rängen schienen ins Rutschen zu geraten, dann plötzlich ergoss sich eine gewaltige Lawine hinunter auf das Ja’La- Spielfeld. Es war, als wäre die gesamte Armee in dem wilden Handgemenge völlig unerwartet von einer offenen Feldschlacht erfasst worden.
Kahlan hätte es nicht für möglich gehalten, aber Nicci hatte recht behalten.
Richard hatte soeben einen Krieg vom Zaun gebrochen.
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Jagangs kaiserliche Garde gab ihr Letztes und legte sich mächtig ins Zeug, um den Mob auf beiden Seiten zurückzudrängen. Zornentbrannt musste der Kaiser mit ansehen, wie rings um ihn her ein deftiges Handgemenge ausbrach, dennoch machte er keinerlei Anstalten, sich in Sicherheit zu bringen. Vielmehr schien er größte Lust zu haben, sich selbst in die Schlacht zu stürzen. Seine Leibgarde mühte sich nach Kräften, die Kämpfe, so gut es irgend ging, von ihm fernzuhalten. Kahlan erblickte Richard auf der anderen Seite des Spielfeldes, wo sich seine rote Bemalung im Schein der Fackeln wie eine Warnung abhob, die Unterwelt habe sich aufgetan und sei im Begriff, sie alle miteinander zu verschlingen. Hinter ihm und den Spielern seiner Mannschaft war der gesamte Hang in Aufruhr, ein trunkenes Toben aus entfesseltem Hass und Blutgier, das sich ungehemmt Bahn brach. Allmählich begann sich Kahlan zu sorgen, dass Richards leuchtend rote Gesichtsbemalung ihn zum Ziel der Anhänger der kaiserlichen Mannschaft machen könnte, schließlich wussten deren Spieler nur zu gut, wer er war und was er soeben angerichtet hatte. Jetzt, da er gleichzeitig zum Gegenstand der Bewunderung und des Hasses geworden war, konnte ihm seine ursprüngliche Tarnung leicht zum Verhängnis werden.
Sie sah sich nach dem halben Dutzend ihrer diensthabenden Sonderbewacher um, erkannte, dass sie mehr mit der Sicherung des kaiserlichen Lebens beschäftigt waren als mit ihrer Bewachung, und ging rasch neben Jillian in die Hocke. Eine Reihe von Schwellungen, hervorgerufen durch Jagangs Ringe, liefen im schrägen Winkel über Niccis blutige Wange. Sie war benommen, schien aber gerade wieder zu sich zu kommen.
»Nicci!« Mit leiser Beharrlichkeit redete Kahlan auf sie ein, während sie ihren Kopf und ihre Schultern ein Stück anhob. »Seid Ihr ernsthaft verletzt?«
Blinzelnd versuchte Nicci, Kahlans Gesicht zu erkennen. »Was?« »Seid Ihr ernsthaft verletzt?« Mit dem Finger befreite Kahlan ihre Augen von einigen Haarsträhnen. »Ist etwas gebrochen?« Nicci betastete ihre eine Gesichtsseite und bewegte den Unterkiefer hin und her, um seine Beweglichkeit zu testen. »Ich glaube, mir fehlt nichts.«
»Ihr müsst aufstehen. Ich glaube nicht, dass wir hier noch lange bleiben können. Richard hat seinen Krieg vom Zaun gebrochen.«
Trotz ihrer offensichtlich starken Schmerzen ging ein Lächeln über Niccis Gesicht. Sie hatte nicht einen Moment daran gezweifelt. Kahlan erhob sich und half Jillian, die noch unsichere Nicci wieder auf die Beine zu stellen. Jillian legte ihr einen Arm um die Taille, und Nicci stützte sich mit einem Arm um ihre Schultern ab. Als Jagang dies bemerkte, wies er mit einer Hand auf Kahlan, während er mit der anderen einen ihrer Sonderbewacher beim Hemd packte und ihn in Kahlans
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