Konfessor - 17
angegriffen hatte. Auf die Frage, wie sie die Blitze ihrem Willen hatte unterwerfen können, hatte sie nur achselzuckend erwidert, sie habe eine Leere geschaffen, welche die Blitze nur zu füllen brauchten, so dass ihnen gar nichts anderes übrig geblieben sei. Das Prinzip als solches war Zedd bekannt, nur konnte er sich nicht recht vorstellen, wie es sich in die Tat umsetzen ließe. Trotz seiner Dankbarkeit für Richards Rettung war Zedd über die Zerstörung solch wertvollen und unersetzlichen Glases alles andere als erfreut gewesen, denn dadurch war das Eindämmungsfeld unterbrochen worden. Nicci hatte angeboten, bei der Reparatur zu helfen. Er hätte ohnehin nicht gewusst, wie er dies hätte allein bewerkstelligen sollen, zumal er nicht annahm, dass es außer ihm noch jemanden gab, der wusste, wie diese Kräfte zu beherrschen wären, oder selbst über die nötigen Kräfte verfügte. Niemand hätte gedacht, dass jemand imstande wäre, dieses Fensterglas noch einmal zu erschaffen, doch offenbar war es ihr gelungen.
Zedd hatte sich an nichts so sehr erinnert gefühlt wie an eine Königin, die in die königliche Küche hinabsteigt, um vorzuführen, wie man mithilfe eines längst vergessenen Rezepts eine nicht mehr gebräuchliche Brotsorte backt.
Obschon er einige überaus mächtige Hexenmeisterinnen kannte, war er nie einer begegnet, die Nicci ebenbürtig gewesen wäre. Einige Dinge, die ihr scheinbar leicht von der Hand gingen, waren so verblüffend, dass es ihm die Sprache verschlug.
Natürlich war Nicci weit mehr als nur eine Hexenmeisterin. Als ehemalige Schwester der Finsternis beherrschte sie die subtraktive Magie und vermochte einem Zauberer die Kraft zu entziehen, um sie ihrer eigenen hinzuzufügen und so etwas vollkommen Einzigartiges zu schaffen - eine Vorstellung, die er lieber nicht weiter verfolgen mochte. Die Frau machte ihm Angst, denn hätte Richard ihr nicht den Wert ihres eigenen Lebens aufgezeigt, wäre sie noch immer den Zielen der Imperialen Ordnung verschrieben. Große Teile ihres Lebens erschienen ihm so rätselhaft, dass er manchmal nicht recht wusste, wie weit er ihr über den Weg trauen konnte.
Ganz anders Richard - er würde ihr sein Leben anvertrauen. Und dieses Vertrauens hatte sie sich bereits mehrfach würdig erwiesen. Außer sich selbst und Cara kannte er niemanden, der Richard so verbunden war, wie Nicci. Wenn es sein musste, würde sie, um ihn zu retten, ohne Fragen zu stellen oder groß darüber nachzudenken in die Unterwelt hinabsteigen. Richard hatte sie, wie Cara und die anderen Mord-Sith, aus dem Sumpf des Bösen befreit. Wer außer ihm wäre zu so etwas fähig gewesen? Wie er den Jungen vermisste.
Nicci glitt zurück in die Bibliothek, und in diesem Moment sah Zedd, was auf dem Tisch stand. Sein Talent hatte ihm das Vorhandensein bereits angezeigt, ihm allerdings nicht verraten, was es sonst noch damit auf sich hatte.
Cara entfuhr ein leiser Pfiff, eine Einschätzung, die er durchaus teilte.
Ohne die Zierhülle, die es zuvor umschlossen hatte, war das auf einem der massiven Bibliothekstische thronende Kästchen der Ordnung von einem bestrickenden Schwarz, das der Morgendämmerung alles Licht zu entziehen schien, ein Schwarz von solcher Unergründlichkeit, dass das Kästchen selbst nichts weiter als eine Leere in der Welt des Lebendigen zu sein schien.
Was ihn jedoch bestürzte, war der Eindämmungsbann, der um das Kästchen herum gezeichnet worden war - und zwar mit Blut. Es waren auch noch andere Zauber und Banne auf die Tischplatte gemalt worden, auch sie mit Blut.
Einige Elemente in den Diagrammen erkannte er wieder. Er kannte niemanden, der imstande gewesen wäre, solche Zauber zu zeichnen. Diese Dinge waren nicht gänzlich stabil, was sie unfassbar gefährlich machte. Es gab unzählige Banne, die bei unsauberer Ausführung im Nu zu töten vermochten, und diese mit Blut gezeichneten Banne gehörten zu den allergefährlichsten. Ihren erfolgreichen Einsatz würde selbst er, mit seiner lebenslangen Erfahrung, Ausbildung und Praxis, nicht einmal in Erwägung ziehen.
Das letzte Mal war er diesem entsetzlichen Bann begegnet, als Darken Rahl - Richards Vater - den Zauber zum Öffnen der Kästchen der Ordnung vollendet hatte - und der hatte es mit dem Leben bezahlt. Rings um die eigentlichen Kästchen verliefen frei schwebende Linien aus grünem und bernsteinfarbenem Licht, die weitere Banne in den Raum zeichneten. Ein wenig erinnerten sie an die leuchtend grünen Linien
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