Konfessor - 17
zufriedenzustellen. Der einzige in seinem Verstand noch verbliebene Daseinszweck bestand darin, ihren Befehlen Folge zu leisten.
»Hast du auch noch andere umgebracht?«
Samuel blickte entzückt auf. Das war eine Frage, die er in vollem Umfang beantworten konnte. Ein strahlendes Lächeln hellte seine Miene auf. »Aber ja, Herrin. Viele. Bitte, darf ich jemanden für Euch töten? Wen auch immer. Nennt mir einfach seinen Namen, sagt mir, wen ich umbringen soll. Ich werde es so schnell wie möglich tun. Bitte, Herrin, nennt ihn mir und ich werde Euren Befehl befolgen und ihn für Euch beseitigen.«
»Wem gehört das Schwert jetzt?«
Der abrupte Themenwechsel ließ ihn zögern. »Es gehört Richard Rahl.« Kahlan war nicht eben überrascht. »Woher kennt mich dieser Richard Rahl?« »Er ist Euer Gemahl.«
Der Schock der Worte, die sie eben gehört zu haben meinte, ließ Kahlan erstarren. Sie kniff die Augen zusammen, während ihre Gedanken plötzlich in alle Richtungen gleichzeitig davonzueilen schienen. »Was?«
»Richard Rahl ist Euer Gemahl.«
Lange Zeit stand sie einfach nur da, starren Blickes, außerstande, das alles mit ihren Gedanken in Einklang zu bringen. Einerseits war es ein lähmender Schock, doch gleichzeitig löste es in ihr Empfindungen aus, die sie nicht einmal ansatzweise zu ergründen vermochte. Kahlan hatte es die Sprache verschlagen.
Die Entdeckung, dass sie mit Richard Rahl verheiratet war, war beängstigend, andererseits ließ sie ihr das Herz vor tiefempfundener Freude anschwellen. Sie musste an seine grauen Augen denken, an seine Art sie anzusehen, und alles Beängstigende schien sich einfach in Luft aufzulösen. Es war, als wären all ihre kühnsten Träume plötzlich wahr geworden.
Sie fühlte eine Träne über ihre Wange rinnen und wischte sie mit dem Finger fort, doch schon kurz darauf folgte die nächste. Fast hätte sie vor Freude lauthals gelacht.
»Mein Gemahl?«
Samuel nickte heftig. »Ja, Herrin. Ihr seid die Mutter Konfessor. Er ist der Lord Rahl. Er ist mit Euch verheiratet, also ist er Euer Gemahl.« Kahlan fühlte sich zittern und versuchte nachzudenken, doch ihr Verstand reagierte einfach nicht, so als ginge ihr so viel gleichzeitig durch den Kopf, dass ihre Gedanken sich einfach zu einem unentwirrbaren Durcheinander verflochten hatten.
Plötzlich erinnerte sie sich, wie Richard im Feldlager der Imperialen Ordnung am Boden gelegen und ihr zugerufen hatte, sie solle fliehen. Demnach war er im günstigsten Fall jetzt ein Gefangener des Ordens, wahrscheinlicher aber tot.
Wieder spürte sie eine Träne über ihre Wange rinnen, doch diesmal nicht aus Freude, sondern aus blankem Entsetzen. Schließlich riss sie sich zusammen und richtete ihr Augenmerk auf den Mann, der vor ihr auf den Knien lag. »Wohin wolltest du mich bringen?« »Nach Tamarang, zu meiner … meiner anderen Herrin.« »Deiner anderen Herrin?« Er nickte beflissen. »Sechs.« Sie erinnerte sich, dass Jagang die Frau erwähnt hatte, und runzelte die Stirn. »Die Hexe?«
Die Antwort schien Samuel zu ängstigen, er gab sie dennoch. »Ja, Herrin. Man trug mir auf, Euch zu holen und ihr zu übergeben.« Sie deutete auf ihren Schlafplatz. »Hat sie dir befohlen, das zu tun?« Das löste noch größeren Widerwillen aus. Samuel benetzte seine Lippen. Einen Mord zu gestehen war eine Sache, aber das hier war ganz etwas anderes.
»Ich hab sie gefragt, ob ich Euch besitzen könnte«, sagte er schließ lieh gewunden. »Darauf meinte sie, ja, als Lohn für meine Dienste, aber ich müsse Euch lebend zu ihr bringen.«
»Und zu welchem Zweck wollte sie mich?« »Ich glaube, sie wollte Euch als Tauschobjekt.« »Gegenüber wem?«
»Kaiser Jagang.«
»Aber er hatte mich doch bereits in seiner Gewalt.«
»Jagang ist ganz versessen auf Euch. Sechs weiß, wie wertvoll Ihr für ihn seid. Sie wollte Euch in ihre Gewalt bringen und Euch dann im Gegenzug für gewisse Gefälligkeiten bei Jagang eintauschen.« »Wie weit ist es noch bis nach Tamarang und zu dieser Hexe?« »Nicht mehr weit.« Er wies nach Südwesten. »Wir können morgen gegen Ende des Tages dort sein, Herrin.«
Die Nähe zu einer so mächtigen Frau gab Kahlan plötzlich das Gefühl großer Verwundbarkeit. Ihr war jenseits allen Zweifels klar, dass sie diese Gegend verlassen musste, da sie sonst entdeckt werden könnte, auch ohne dass Samuel sie bis unmittelbar vor die Füße dieser Hexe schleifte. »Und weil du mich morgen abliefern solltest, wusstest du, dass
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