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Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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denn?«, raunte Jennsen der jungen Frau zu, die vor ihr durch das hohe, ausgedörrt Gras robbte. »Psst«, war Lauries einzige Antwort. Laurie und ihr Mann waren an diesem trostlosen Ort unterwegs gewesen, um eine späte Ernte wilder Feigen einzubringen, die hier in dem Gebiet zwischen den niedrigen Hügeln wuchsen. Dabei hatten sie sich immer weiter fortgewagt und waren schließlich getrennt worden. Als der Nachmittag sich dem Ende zuneigte und Laurie sich auf den Weg zurück in den Ort machen wollte, hatte sie ihren Mann nicht mehr gesehen. Es war, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden.
    In ihrer wachsenden Verzweiflung war sie schließlich in die Ortschaft Hawton zurückgelaufen, um Jennsen um Hilfe zu bitten. Da Eile geboten war, hatte Jennsen beschlossen, ihre Lieblingsziege Betty in ihrem Stall zurückzulassen, worüber diese sich alles andere als erfreut gezeigt hatte. Doch Lauries Mann wiederzufinden war ihr wichtiger. Als sie schließlich mit einem kleinen Suchtrupp zurückkehrten, war die Sonne längst untergegangen.
    Nachdem Owen, dessen Frau Marilee, Anson und Jennsen ausgeschwärmt waren, um das hügelige Gelände abzusuchen, hatte Laurie eine unerwartete Entdeckung gemacht. Sie weigerte sich jedoch, darüber zu sprechen, stattdessen drängte sie Jennsen zur Eile. Sie sollte selbst einen Blick darauf werfen und vor allem Schweigen darüber bewahren. Vorsichtig hob Laurie den Kopf, gerade weit genug, um in die Nacht hinausspähen zu können. Zeigend beugte sie sich nach hinten, damit Jennsen ihr Flüstern verstehen konnte. »Dort.« Jennsen, mittlerweile angesteckt von Lauries Alarmiertheit, reckte behutsam den Hals, um in die Dunkelheit zu spähen.
    Das Grab war geöffnet worden.
    Jemand hatte das große, Nathan Rahl gewidmete Granitmonument zur Seite geschoben, und aus dem Boden drang ein Lichtschein hervor, der einen matt leuchtenden Strahl in das dunkle Herz der sternenklaren Nacht schickte.
    Jennsen wusste natürlich, dass dies nicht wirklich Nathan Rahls Grabstätte war, aber Laurie konnte das nicht wissen. Nathan hatte dieses Grabmal, das seinen Namen trug, selbst entdeckt, als er mit Ann eine Zeitlang bei ihnen gelebt hatte. Außerdem hatte er herausgefunden, dass dieses Mal, anscheinend eine ziemlich verschwenderisch gestaltete Grabstätte, in Wahrheit den Eingang zu geheimen unterirdischen Räumlichkeiten bildete, die Unmengen von Schriften enthielten. Er und Ann hatten Jennsen erklärt, dass dieses geheime Bücherlager Tausende von Jahren alt und während all dieser Zeit durch Magie geschützt gewesen sei. Doch von alldem wusste Jennsen nichts, sie besaß keine magischen Kräfte. Sie war eine von der Gabe völlig Unbeleckte - ein Loch in der Welt, wie sie manchmal von den Besitzern magischer Kräfte genannt wurde, weil deren Gabe blind gegen sie war. Sie war ein überaus seltenes Geschöpf - eine Säule der Schöpfung, genau wie ihr ganzes in Bandakar beheimatetes Volk.
    In grauer Vorzeit hatte man herausgefunden, dass bei der Vermischung der von der Gabe völlig Unbeleckten mit normalen Menschen, die alle über zumindest einen winzigen Funken Magie verfügten, ausnahmslos von der Gabe völlig unbeleckte Nachkommen entstanden. Zogen diese dann frei und ungehindert durch die Welt, bestand die Gefahr, dass die Magie durch ihre Fortpflanzung vollends aus der Menschheit getilgt würde. Damals hatte man entschieden, der Gefahr einer stetig anwachsenden Zahl mit der Gabe völlig Unbeleckter dadurch zu begegnen, dass man sie zusammentrieb und in die Verbannung schickte. Da diese Besonderheit ihren Ursprung in der Nachkommenschaft des Lord Rahl hatte, wurden in der Folge alle Kinder eines Rahl einer Prüfung unterzogen und, wurde die von der Gabe völlige Unbelecktheit festgestellt, auf der Stelle getötet, um jede weitere Verbreitung dieses Merkmals in der normalen Bevölkerung zu unterbinden.
    Jennsen, Spross eines Vergewaltigungsopfers von Darken Rahl, war entgegen aller Wahrscheinlichkeit der Entdeckung entgangen. Nun oblag es Richard, dem derzeitigen Lord Rahl, diesen Makel aus seinem Stammbaum zu tilgen.
    Der jedoch empfand diese Vorstellung als abstoßend. Seiner Überzeugung nach hatten Jennsen und andere wie sie das gleiche Recht auf Leben wie er selbst. In Wahrheit war er begeistert gewesen, dass er eine Halbschwester hatte, ob nun von der Gabe völlig unbeleckt oder nicht, und hatte sie mit offenen Armen willkommen geheißen. Darüber hinaus hatte er die Verbannung dieses Volkes

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