Konfessor - 17
versagt«, erwiderte sie schließlich, »oder dass ihr Versagen auf die Verunreinigung durch die Chimären zurückzuführen ist. Wie talentiert eine Frau wie diese Sechs ist, lässt sich nur sehr schwer beurteilen. Dass es irgendwelche Probleme mit der Burg gibt, sagt noch nichts über deren Ursache aus, geschweige denn, dass die Chimären dafür verantwortlich wären. Eigentlich lässt sich bei einem so komplexen Ort wie der Burg der Zauberer nur schwer abschätzen, ob es wirklich so ernst ist. Es könnte doch sein, dass es sich um eine vorübergehend-« »Aus den Steinmauern der Burg tritt Blut aus«, unterbrach Nicci sie in einem Ton, der unmissverständlich klarmachte, dass sie das Thema nicht zu diskutieren wünschte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, wie eine Novizin behandelt zu werden, die sich in ihrer ersten Nacht fern ihres Zuhauses vor irgendwelchen Schatten fürchtet. Sie musste endlich zum eigentlichen Punkt kommen. »In den unteren Bereichen, im Fundament, ist es noch weit schlimmer.« Ann und Nathan strafften sich. Ann hatte den Mund bereits zu einer Erwiderung geöffnet, als Cara ihr zuvorkam. Offenbar war sie an einer Diskussion des Punktes ebenso wenig interessiert wie Nicci. »Bei dem Blut, das an verschiedenen, über die ganze Burg verteilten Stellen aus dem Mauerwerk austritt, handelt es sich ausnahmslos um Menschenblut.«
Wieder verstummten der Prophet und die ehemalige Prälatin überrascht. »Also gut«, sagte Nathan schließlich und kratzte sich am Kinn, »das ist zweifellos ernst.« Er wies den Flur entlang. »Wohin wolltet Ihr eigentlich?«
»Cara und ich müssen nach draußen, um nachzusehen, wie weit die Arbeiten an Jagangs Rampe gediehen sind. Außerdem möchte ich einen Blick auf die Armee der Imperialen Ordnung werfen. Vielleicht lässt sich etwas über ihren Zustand feststellen. Ich hoffe, Richards Plan, ihre Nachschubwege von den in die Alte Welt entsandten D’Haranischen Truppen kappen zu lassen, funktioniert. Wenn diese Massen von Soldaten keinen Nachschub mehr erhalten, können sie unmöglich den Winter über hier ausharren. Sie werden verhungern. Möglicherweise entwickelt sich das Ganze zu einem Wettlauf zwischen dem Fortschritt an der Rampe und dem Versiegen ihres Nachschubs.« Mit einem Nicken trat Nathan an Cara und Nicci vorbei. »Dann kommt. Wir werden Euch begleiten, so könnt Ihr uns von Eurer Begegnung mit dieser Hexe berichten.«
Doch Nicci blieb standhaft und weigerte sich, ihm hinterherzulaufen.
»Sie hat das Kästchen der Ordnung mitgehen lassen.« Nathan wandte sich um und starrte sie an. »Was?« »Sie hat unser Kästchen der Ordnung gestohlen, jenes Exemplar, das Samuel, der Gefährte der Hexe, Schwester Tovi abgenommen hatte, und das Rachel anschließend an sich nehmen und zu uns schaffen konnte. Wir dachten, in der Burg wäre es sicher. Wie sich gezeigt hat, war das nicht der Fall.«
Ann packte Nicci am Ärmel. »Habt Ihr eine Idee, wohin sie damit gegangen sein könnte?«
»Ich fürchte, nein. Ich hatte gehofft, Ihr beide könntet uns mit ein paar Hinweisen über diese Hexe weiterhelfen. Wir müssen sie unbedingt finden. Was immer Ihr mir über sie sagen könnt, könnte hilfreich sein, wie unbedeutend es auch scheinen mag. Wir müssen dieses Kästchen unbedingt wieder in unseren Besitz bringen.« »Wenigstens hat Nicci vorher noch die Macht der Ordnung ins Spiel bringen können«, warf Cara ein.
Nathan und Ann hätten kaum konsternierter dreinblicken können. »Sie hat was getan?«, fragte Nathan tonlos, offenbar außerstande, den Blick von Cara zu lassen, so als hoffte er, sich verhört zu haben. »Nicci hat die Macht der Ordnung ins Spiel gebracht.« In Niccis Ohren klang die Mord-Sith fast ein bisschen stolz auf diese Großtat - und auf Nicci.
Das Gesicht tiefrot, fuhr Ann diese an. »Habt Ihr den Verstand verloren! Ihr habt Euch eigenhändig als Spieler für die Macht der Ordnung genannt!«
»Nein, so war es ganz und gar nicht«, bemerkte Cara und lenkte die Aufmerksamkeit des Propheten und der einstigen Prälatin wiederum auf sich. »Als Spieler hat sie Richard genannt.« Ein kaum merkliches Lächeln ging über Caras Lippen, so als freue es sie, den Beweis dafür liefern zu können, dass Nicci besser war, als Nathan und Ann zu glauben schienen. Die beiden dagegen waren wie vom Donner gerührt.
Denn obwohl es zweifellos eine beachtliche Leistung war, empfand Nicci keinen Stolz auf ihre Tat - pure Verzweiflung hatte sie dazu getrieben. Wie sie
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