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Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Anblick ist jedes Mal ein fürchterlicher Schock.«
    Nathan zwängte sich neben sie. Der Austritt, der offensichtlich Beobachtungszwecken diente, bot nur zwei Personen Platz. Ann und Cara schauten von unmittelbar hinter der Türöffnung zu. Die Höhe war schwindelerregend. Nicci hielt sich an dem hüfthohen Eisengeländer fest, als sie sich leicht vorbeugte, um über den Rand zu spähen. Ihr Blick reichte über die äußere Ummauerung und das Hochplateau bis hinunter in die Azrith-Ebene. Das Gelände unmittelbar um die Hochebene lag verlassen da. Die Imperiale Ordnung hatte ihr Lager ein Stück weiter nach hinten verlegt, offenbar, um so lange wie irgend möglich jeder ungewollten Aufmerksamkeit seitens der mit der Gabe Gesegneten im Palast aus dem Weg zu gehen. Obwohl es in ihren Reihen Schwestern der Finsternis und auch mehrere junge Zauberer gab, die sie vor jedweder Magie von hier oben abzuschirmen vermochten, wollte Jagang sie offenbar bis zum Beginn seines endgültigen Angriffs in der Reserve halten. Sie sollten bei Gesundheit und bei Kräften, vor allem aber am Leben bleiben. Eine dichte rötliche Wolkendecke hing über der fernen Ebene, die schwarz war von sich in allen Himmelsrichtungen bis zum Horizont erstreckenden Eroberern. Ein innerliches Frösteln ließ Nicci ihre Schultern reiben. Aus dieser Entfernung war es zwar nahezu unmöglich, irgendwelche Einzelheiten auszumachen, trotzdem wusste sie, was es hieß, sich unter solchen Männern zu bewegen. Sie kannte sie nur zu gut, sie wusste, wie sich ihre Offiziere aufführten und vor allem, wie ihr Anführer war.
    Bei der Vorstellung, sich mitten unter diesen Männern zu befinden, überlief sie ein eiskalter Schauder.
    Als sie noch selbst in Diensten dieser Armee gestanden hatte, hatte sie auf ihre äußerliche Verkommenheit oder gar ihre seelische Verelendung kaum einen Gedanken verschwendet. Als Sklavenkönigin hatte sie all das bewusst übersehen. Rohlinge wie Jagang und seine Krieger, so ihre Überzeugung damals, waren notwendig, um der Menschheit höhere Ideale aufzuzwingen; eine Wohltätigkeit, der gewaltsam Geltung verschafft wurde. In der Rückschau war ihr die Widersprüchlichkeit dieser Überzeugungen, und dass sie sie tatsächlich widerspruchslos hingenommen hatte, nahezu unbegreiflich. Und nicht nur das, sie hatte sogar mitgeholfen, sie zu erzwingen. Ihr ungeheurer Erfolg dabei hatte ihr den Namen Herrin des Todes eingetragen.
    Es war kaum zu fassen, dass Richard sich mit ihr abgegeben hatte. Aber natürlich hatte sie ihm in dieser Frage keine Wahl gelassen. Die Erinnerung an die unzähligen Male, da sie Richard gewaltsam dazu hatte bewegen wollen, sich ihr im Dienst für ihre abscheuliche Sache anzuschließen, und er ihr stattdessen seinen Edelmut vor Augen geführt hatte, ließ ihr stechende Tränen in die Augen treten. Sie unterdrückte ein Schluchzen darüber, wie sehr sie ihn vermisste, ihn und das Leuchten seiner grauen Augen.
    Der Anblick unten ließ die Stille oben auf dem Austritt noch bedrückender erscheinen. Diese Männer, die sich zu Millionen über die Ebene erstreckten, waren aus einem einzigen Grund hier aufmarschiert: um jeden im Palast des Volkes umzubringen, jeden, der sich der Herrschaft der Imperialen Ordnung widersetzte. Dies war das letzte Hindernis auf ihrem Weg, der gesamten Menschheit ihren Glauben aufzuzwingen.
    Nicci starrte zur Rampe hinüber, die sich in der Ferne erhob. Seit sie sie zum letzten Mal gesehen hatte, war sie wieder ein Stück gewachsen. Jenseits der Rampe konnte sie Narben in der Erde ausmachen, wo das Baumaterial für die Rampe ausgehoben wurde. Die Spitze der Rampe zielte in gerader Linie auf den Oberrand der Hochebene. Obwohl längst die Dämmerung eingesetzt hatte, schleppten Soldaten in Zickzackketten Erde und Geröll zur Baustelle.
    Hätte ihr jemand ein solches Unterfangen mit Worten beschrieben, sie hätte es wohl kaum für durchführbar gehalten, doch etwas völlig anderes war es, es mit eigenen Augen zu sehen. Der Anblick erfüllte sie mit Angst. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Rampe fertiggestellt sein und dieses dunkle Meer von Ordenssoldaten bei ihrem Angriff auf den Palast über sie nach oben branden würde.
    Am Rand des Austritts stehend, die Hände fest um ihre Schultern gelegt, dämmerte ihr, dass sie sich nicht nur einer finsteren Armee, sondern einer tausendjährigen Finsternis gegenübersah. Als einstige mit den Lehren der Imperialen Ordnung aufgewachsene Schwester der

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