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Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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einzugreifen, andere Sprossen suchen müssen, um den Baum zu nähren, damit er nicht abstirbt.
    Was in gewissem Sinn jeden Versuch, in das Geschehen einzugreifen, sinnlos macht. Und doch liegt der Zweck der Prophezeiungen gerade darin, dass man sich ihrer bedient, sich durch sie zum Handeln anregen lässt. Nichtsdestotrotz bleibt ein solches Eingreifen stets gefährlich. Das Kunststück besteht darin, genau zu wissen, wann und wo man handeln muss. Selbst für einen Propheten ist das ein nicht sonderlich präzises Wissensgebiet.«
    »Vielleicht weil wir uns unserer in bester Absicht gemachten Fehler so schmerzlich bewusst sind«, sagte Ann, »könnt Ihr nun auch verstehen, warum es uns so bestürzt, dass Ihr es auf Euch nehmen wollt, eine solche Entscheidung in Richards Namen zu treffen und ihn als Spieler für die Macht der Ordnung zu benennen. Wir wissen, welch ungeheuren Schaden schon die Einmischung in vergleichsweise mindere Fragen der Prophezeiungen zur Folge haben kann. Und die Kästchen der Ordnung sind ein entscheidender Knoten, der so ziemlich alles andere zu einer Frage minderer Bedeutung macht.«
    So hatte Nicci es gar nicht gemeint, sie hatte sich nie für untadelig gehalten, im Gegenteil. Zeit ihres Lebens hatte sie sich als minderwertig, wenn nicht geradewegs als böse gesehen. Ihre Mutter, Bruder Narev und später Kaiser Jagang hatten ihr dies eingeredet, indem sie ihr immer wieder ihre Unzulänglichkeit vorhielten. Allerdings war sie überrascht, dass ausgerechnet die Prälatin solch … menschliche Züge zeigte. Nicci wandte den Blick ab. »So meinte ich das alles gar nicht. Ich dachte nur, Euch würden niemals Fehler unterlaufen.« »Auch wenn ich mit Eurer Darstellung der Ereignisse, die sich über fünf Jahrhunderte und zahllose Jahre voller Mühen und Anstrengungen erstrecken, nicht einverstanden bin«, sagte Ann, »so fürchte ich, wir alle machen Fehler. Und geben wir dies nicht zu, können sie nicht korrigiert werden und greifen um sich. Gäben wir andererseits aber einfach auf, weil wir einen Fehler, selbst einen schwerwiegenden, begangen haben, würde keiner von uns es im Leben weit bringen. Und was Eure Sicht unserer Wechselwirkung mit den Prophezeiungen anbetrifft, so habt Ihr dabei einige Faktoren außer Acht gelassen - ganz zu schweigen von den Dingen, von denen Ihr nichts wisst. Ihr verbindet die Dinge auf vereinfachende, wenn auch nicht völlig unzutreffende Weise miteinander. Und die aufgrund dieser Verbindung getroffenen Annahmen lassen alle plötzlich eintretenden Umstände weitgehend außer Acht.«
    Auf Nathans Räuspern setzte Ann hinzu: »Was aber nichts anderes heißt, als dass unsere Einschätzung nicht völlig falsch gewesen ist. Wir haben Fehler gemacht, und einige davon haben zu den von Euch gerade hervorgehobenen Ereignissen geführt. Aber wir sind auf dem besten Weg, sie zu korrigieren.«
    »Also«, warf Cara, leicht ungeduldig geworden, ein, »was ist nun mit dieser Prophezeiung einer Nicht-Prophezeiung, der großen Leere? Nach Euren Worten müssen wir sicherstellen, dass Lord Rahl die abschließende Schlacht kämpft, weil es in den Prophezeiungen so vorgesehen ist. Und gleichzeitig behauptet ein Teil derselben Prophezeiung, dass die Prophezeiung selbst inhaltslos ist? Das ergibt keinen Sinn.«
    Ann schürzte die Lippen. »Sind Mord-Sith jetzt auch schon Experten für Prophezeiungen?«
    Nathan blickte über seine Schulter zu Cara. »Die Verknüpfung von Ereignissen im Verhältnis zu ihren Prophezeiungen erschließt sich nicht so einfach. Prophezeiungen und freier Wille, müsst Ihr wissen, stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander, es sind Gegensätze. Und doch beeinflussen sie einander. Prophezeiungen sind Magie, und alle Magie bedarf der Ausgewogenheit. Der Ausgleich für die Prophezeiungen, der ihre Existenz erst ermöglicht, ist der freie Wille.« »O ja, das ergibt jede Menge Sinn«, meinte Cara aus dem Hinterhalt der Türöffnung. »Wenn das stimmt, was Ihr da sagt, bedeutet das doch, dass sie sich gegenseitig aufheben.«
    Der Prophet hob einen Finger. »Keineswegs. Sie sind voneinander abhängig, und doch antithetisch. So wie additive und subtraktive Magie gegensätzliche Kräfte sind und dennoch beide als Ausgleich für die jeweils andere existieren. Schöpfung und Zerstörung, Leben und Tod.
    Magie braucht Ausgewogenheit, um zu funktionieren, und das Gleiche gilt für die Magie der Prophezeiungen. Sie funktioniert dank der Existenz ihres Gegenparts, des

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