Konfetti im Regen
nur »Komm zur Party«, fragte sich, ob sie seine Verabredung war oder nur ein weiterer Gast.
»Aha, Miss Thorne«, lächelte Steve sie an, und seine braunen Augen strahlten.
Er lehnte am Holzgeländer der Terrasse, trug verwaschene Levi’s, ein verwaschenes Polohemd und ausgeblichene Segeltuchschuhe ohne Socken. Der dünn gewordene Stoff der abgetragenen Kleidung lag eng an seinem Körper, der durch Arbeit an der frischen Luft sonnengebräunt und muskulös war. Sein von der Sonne gebleichtes Haar war frisch gebürstet, vorn kurzgeschnitten und hinten schulterlang. Ein baumelnder Ohrring aus Silber und Türkis strahlte gegen seine gebräunte Haut.
Sie schoß wie ein Pfeil auf ihn zu, genau wie sie es getan hatte, als sie ihn auf einer anderen Party vor sechs Monaten zum ersten Mal gesehen hatte, und vergaß die andere Frau, vergaß alles. Er legte einen Arm um ihre Taille und küßte sie auf den Mund. Die Brünette murmelte irgendwas und entschuldigte sich.
» Miss Thorne, du siehst entzückend aus.« Er liebkoste ihren Nacken und kitzelte sie. Sie wand sich in seinem Arm und kicherte wie wild. Er legte die Arme um ihre Rippen und drückte immer fester, während sie die Zähne zusammenbiß und versuchte, keinen Ton von sich zu geben, am Ende dann aber doch einen Piepser herauslassen mußte. Er lachte und drückte sie immer wieder rhythmisch. Sie piepste, und er lachte. Ihr Spiel. Es war dumm, und sie fühlte sich dabei schwindelig wie mit dreizehn, wie beim Händchenhalten mit dem ersten Verehrer. Iris lachte, bis ihr die Tränen in die Augen traten. Es war ein gutes Gefühl.
»Wie war deine Woche?« fragte Steve.
Iris schüttelte den Kopf, zuckte mit den Achseln, winkte ab und streckte die Hand zum Meer aus.
»Guck sich einer diese Strümpfe an.« Er ging neben ihr in die Hocke und griff mit den Fingern nach den Punkten. »Kleine Punkte. Sehr hübsch.« Er ließ die Hände über ihre Beine gleiten, stand dann wieder auf und zog sie an sich. Seine Haut roch nach Seife mit Zitronenduft. Der Stoff seiner Kleidung war weich und locker und roch frisch gewaschen. Sie legte die Nase an seinen Hals und nahm den Duft auf. Sie strich mit den Händen durch sein weiches, feines Haar, über seinen Nacken und seine Schultern und drückte dabei die kräftigen Muskeln. Sie wünschte sich, mit ihm allein zu sein. Sie wünschte sich, daß er sie kitzelte und sie zum Lachen brachte und sie auf seine ihm eigene Art ansah, sowohl wissend als auch bewundernd, mit dem Blick, von dem sie nicht genug bekommen konnte, der ihr den Magen umdrehte.
Eine trockene Santa-Ana-Brise wehte. Iris spürte, wie sie die Feuchtigkeit aus ihrem Gesicht sog. Sie stand an Steves Schulter gelehnt, und sie blickten auf den Canyon und lauschten in die Dunkelheit. Ein Kojote heulte irgendwo auf dem Hügel. Steve heulte zurück. Der Kojote antwortete. Er lachte.
»Ich sollte die anderen Gäste begrüßen gehen«, sagte er. »Ich bin Mitgastgeber.«
Er bat nicht darum, also fragte sie nicht, ob sie ihn begleiten sollte. Iris lehnte am Geländer und beobachtete, wie er auf eine Gruppe von Leuten zuging, die ihn umarmten. Alle wollten ihn berühren.
Grillen zirpten. Der Wind ließ die trockenen Gräser am Hügel rascheln, und Iris fühlte sich allein. Sie riß sich zusammen. Sie sah großartig aus. Sie würde sich gut amüsieren.
Der Baß der Stereoanlage wurde hochgedreht, und der Rhythmus hämmerte durch das Haus. Iris füllte ihr Glas noch einmal. Sie war mittlerweile auch angetrunken genug, um Fremde unbefangen anzusprechen. Sie wanderte durch das Haus, bewegte ihre Schultern zu der Musik.
In der Küche stellte sie sich neben vier Männer mit kurzen Haarschnitten und breiter werdenden Hüften.
»Die 118 war wunderbar heute. Hab’ fünfundzwanzig Minuten gebraucht.«
»Ja? Die 101 war auch einfach. Hab’ nur eine halbe Stunde gebraucht statt anderthalb.«
»Na ja, die 405 war, wißt ihr, die 405.«
Alle verzogen das Gesicht zur Grimasse.
»Eine Couch war von einem Laster gefallen. Zwei Stunden, um vom Valley zum Manhattan Beach zu kommen.«
»Ich fahr’ die Nebenstrecke, die 405 zur 101, zur 134, zur 210, zur 605, zur 91. Ich bin immer die 405 zur 101, zur 11, zur 91...«
»Direkt durch Downtown. Bruder.«
»Wirklich. So spare ich eine halbe Stunde.«
»Die 101 ist für mich jeden Tag offen«, sagte Iris fröhlich.
Sie drehten sich um, um sie sachlich zu mustern, obwohl sie schon ein paar Minuten am Rand ihres Kreises gestanden
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