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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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ging zurück zum Gebäude und rief die Polizei.
    Der Polizist, der das Gespräch annahm, sagte, es täte ihm leid, daß sie besorgt sei, Ma’am, aber die Polizei könne gar nichts machen bei jemandem, der erst eine Stunde vermißt wurde. Er verstand das mit der Freundin, aber wenn es keine Anzeichen für einen Kampf gab, könnte man sie nicht als vermißt betrachten.
    Iris schrie: »Aber sie hätte nie ihre Handtasche zurückgelassen!«
    Der Polizist sagte, er verstünde, daß sie besorgt sei, aber zu diesem Zeitpunkt könne er gar nichts tun. Wenn sie morgen immer noch vermißt würde, Ma’am, sollte sie anrufen.
    »Ich werde dem nächsten, der mich mit Ma’am anredet, eine runterhauen.« Sie knallte den Hörer auf. »Denkt vermutlich, ich bin ein verückte Frau, die gerade unterm prämenstruellen Syndrom leidet. Idiot.«
    Iris saß bis sieben Uhr da. Der Verkehr ließ ein wenig nach. Sie startete den Triumph und nahm die 101 ins Tal und klopfte an die Tür von Jaynies Apartment. Keine Antwort. Ihr Auto stand im Carport. Das Apartment war dunkel.
    Iris fuhr nach Hause und rief das Büro von John Somers an. Er war nicht greifbar. Gab es eine Nachricht für ihn?
    »Ja, es gibt eine Nachricht. Hilf mir!«

Das Geräusch der Autoreifen, die über die Verbindungsteile der Brücke rollten, klang im Canyon wie ein Tischtennisspiel in einer leeren Sporthalle. Polizeischeinwerfer tauchten die sich kreuzenden Brücken in weißes Tageslicht, und die Art-deco-Konstruktion einer älteren, nicht mehr genutzten unteren Brücke warf Netzschatten auf die Unterseite des Beton-Freeways, der darüber gebaut war. Gelbe Polizeibänder aus Plastik kreisten einen Abschnitt des Canyons ein, überquerten einen Bach, der trotz Dürre mit knapp dreißig Zentimetern Wasserhöhe dahinplätscherte.
    »So wie ich mir das denke«, sagte Lewin, »kniete sie ungefähr hier...« Er stand neben dem Körper und beugte die Knie. »Dann stand er hier, und...« Lewin hob eine imaginäre Pistole. »Bumm. Licht aus.«
    John Somers sah die Leiche. Er hatte viele Leichen gesehen, aber spürte ein vergessenes Entsetzen und hatte das Gefühl, daß er diese hier hätte verhindern können, wenn er einfach mehr gearbeitet hätte, besser drangeblieben wäre, aufmerksamer gewesen wäre, besser zugehört hätte.
    Jaynie lag auf dem Rücken, die Beine auf eine Weise angewinkelt, die im Leben unbequem gewesen wäre, die Arme seitlich heruntergefallen, den Kopf in dem flachen Bach, das blonde Haar im Strom treibend. Die Kugel hatte ein kleines Loch in ihrer Stirn hinterlassen. Der Hinterkopf war vom Bach weggespült worden. Sie trug das schwarzweiße Kleid im Hahnentrittmuster, das sie morgens zur Arbeit angezogen hatte. Einer ihrer schwarzen Pumps war ihr vom Fuß gerutscht und lag auf dem grasbewachsenen Ufer neben ihr.
    Somers wandte sich an einen uniformierten Polizisten. »Was haben diese Kinder gesehen?« Er zeigte mit dem Kopf in Richtung von vier Teenagern, die zusammengekauert auf der steilen Canyonböschung saßen.
    »Sie kamen zum Schmusen und Trinken hier runter, sahen sie, kletterten zurück und alarmierten uns. Sie haben Angst, weil einer der Jungs zwei Spraydosen mit Farbe bei sich hat.«
    Lewin hockte sich am schlammigen Bachufer hin. Es war mit kurzem Gras bedeckt. »Professor, wie viele Paare von Fußabdrücken siehst du hier?«
    »Schwer zu sagen. Schlamm ist weich. Da sind Jaynies. Ein Mann... hier... vielleicht zwei. Schuhe mit weichen Sohlen.«
    »Ich will Teddy haben«, sagte Lewin. »He!« Er rief zu einem Fotografen herüber: »Mach eins aus diesem Winkel. Und ich will eins vom Hügel da oben.« Er wandte sich wieder Somers zu: »Das ist der Idiot, der mir letztes Mal alles versaut hat.«
    »Immer mehr Scheiße. Jedesmal, wenn wir uns umdrehen«, sagte Somers. »Iris Thorne redet. Heute. Du benachrichtigst Jaynies Angehörige. Ich fahre nach Santa Monica.«
    »Du hast das Sagen, Professor.«

    John Somers klopfte an die offene Tür von Iris’ Wohnung. »Jemand zu Hause?« Er ging durch den mit Parkett ausgelegten Korridor ins Wohnzimmer, trat über das Durcheinander hinweg. »Iris?« Der Raum wurde durch eine Lampe beleuchtet, die wieder an ihrem Platz auf einem Tisch stand. »Hallo?«
    Somers ging durch die Küche, überprüfte die Terrasse, ging dann in Richtung Schlafzimmer, drehte sich dabei schnell um, um erst das Bad zu prüfen. Das Bad war leer. Das Schlafzimmer war leer. Das Licht im begehbaren Kleiderschrank brannte. Innen raschelte

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