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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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morgens um fünf gesehen hatte, wie er vor ihrer Wohnung in seinem Auto saß. Sie sah hinauf zu den schwarzen Augen des Towers und dachte an Iris, die irgendwo da drin war. Geschäfte machte, Verträge abschloß, Hände schüttelte. Jaynie wünschte sich, sie hätte das College beendet. Als sie verheiratet war und Hausfrau spielte, hatte sie ihren beruflichen Ehrgeiz und einige ihrer persönlichen Ziele vergessen. Jetzt war sie geschieden, langweilte sich, wurde älter und wünschte sich, sie hätte sich besser auf ihre Ziele konzentriert. Sie war allein zurechtgekommen, aber sie fühlte sich wie in einer Falle in der Personal- und Verwaltungsabteilung, dem weich gepolsterten Getto. Sie konnte die nächsten fünfunddreißig Jahre ihres Arbeitslebens überblicken, eine gerade Linie. Man brauchte Mut zur Veränderung; und Entschlossenheit. Iris besaß beides. Jaynie beschloß, daß sie es auch schaffen konnte. Sie würde wieder zur Schule gehen. Das wollte sie machen. Es war ein guter Tag.
    Ein Auto fuhr heran und parkte am Kantstein hinter ihr. Jaynie hörte die Autotür zuknallen und sah, wie sich auf dem Bürgersteig von hinten ein Schatten dem Triumph näherte. Sie dachte sich nichts dabei, bis der Schatten auf die glänzende Motorhaube des Triumphs fiel und sie jemanden an ihrer linken Schulter spürte. Sie blickte auf.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hallo«, sagte sie.
    Die Sonne stand hinter ihm, und Jaynie blinzelte.
    »Was ist los?« fragte sie.
    »Du kommst mit mir.«
    »Was?«
    »Steig aus.«
    »Warum?«
    »Tu’s einfach.«
    »Ich komme nicht mit Ihnen.«
    Sie griff nach dem Schlüssel im Zündschloß. Sie spürte etwas Hartes an ihrem Arm, blickte nach unten und sah den Lauf einer Waffe, der unter dem Jackett, das er über den Arm geworfen hatte, herausguckte.
    »Steig aus.«
    Jaynie drehte den Zündschlüssel um und vergaß die Kupplung. Das Auto hüpfte zwanzig Zentimeter nach vorn. Er sprang hinterher. Er zerrte an der Fahrertür, griff nach innen, um sie zu entriegeln, riß sie dann auf.
    »Was machen Sie!« schrie Jaynie.
    Einige wenige Leute gingen auf der Straße, aber meistens saßen Pendler in den Autos, die Fenster geschlossen und Radio und Klimaanlage eingeschaltet. Sie hatten vielleicht Jaynies Schreie gehört und herübergeschaut, aber in L.A. sind sowieso alle so laut. Sie waren oft genug an die Fenster geeilt, weil jemand schrie, nur um zu hören, daß das Schreien zu Gelächter wurde. Man kommt sich vor wie ein Idiot. Der Typ war gut angezogen und weiß, immerhin. Wenn es anders gewesen wäre, wären sie vielleicht aufmerksamer gewesen. Es sah aus, als ob diese beiden nur auf eine irre, theatralische, für L.A. typische Weise miteinander redeten.
    Jaynie öffnete ihren Sicherheitsgurt und stürzte sich auf die Beifahrertür. Der Schaltknüppel traf sie, als sie versuchte, sich herauszuhangeln. Der Mann griff sie mit seiner großen Hand beim Arm und zog sie zurück.
    »Entspann dich. Komm einfach mit. Es passiert nichts.«
    »Warum haben Sie eine Waffe?«
    »Um deine Aufmerksamkeit zu erregen. Komm. Steig aus.«
    Er hielt ihren Arm fest und zog sie zu sich. Sie stand wie auf Gummibeinen. Er drückte ihr die Waffe in die Rippen und führte sie zu dem Wagen, der hinter ihr geparkt war. Vielleicht konnte sie ihn treten. Schreien. Oder vielleicht sollte sie ihm seinen Willen lassen, bis sie entkommen konnte. Das war es. Sie würde mitgehen. Sie würden bei diesem Verkehr sowieso nicht schnell fahren. Sie würde bei Verstand bleiben. Er würde nachlässig werden. Sie würde einen passenden Moment finden. Das war alles, was sie brauchte.
    Iris Thorne kam aus dem Bürogebäude und sah den geparkten Triumph. Sie dachte, Jaynie ginge nur ein Stück spazieren. Wollte vermutlich den Kopf freibekommen. Arme Kleine. Iris’ Blutdruck stieg, als sie die Schlüssel im Zündschloß baumeln sah. Sie sah sich überall nach Jaynie um, konnte sie aber nirgends entdecken.
    »Die hat verdammte Nerven!« rief sie.
    Iris stemmte die Fäuste in die Taille, stand da und starrte mit Laserblick auf die Autoschlüssel. Dann sah sie Jaynies Handtasche hinter dem Beifahrersitz. Ihr wurde schlecht. Da stimmt was nicht. Da stimmt etwas ganz und gar nicht.
    Iris überprüfte Jaynies Handtasche. Alles schien dazusein, selbst das Bargeld. Sie saß im Triumph und wartete, sah zu, wie die Autos sich auf der Kreuzung stauten und dann weiterfuhren. Eine Stunde verging. Sie riß sich die Nagelhaut in Fetzen. Schließlich stieg sie aus,

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