Konfliktmanagement
erhöhte emotionale Instabilität geht demnach mit mehr Ängstlichkeit und Unsicherheit einher, aber auch mit überdurchschnittlichen Gesundheitssorgen und geringerer Stressbewältigungskompetenz. Was aber kam zuerst – das Ei oder die Henne? Die Ängstlichkeit und Zurückhaltung, die zum Mobbing führte, weil sich die Person nicht entsprechend wehrte? Oder hat der Betroffene erst nach dem Mobbing Ängstlichkeit und Unsicherheit entwickelt, was natürlich begreifbar wäre?
Wichtig
Einige Persönlichkeitseigenschaften erhöhen die Wahrscheinlichkeit, zum Mobbingopfer zu werden. Keinesfalls dürfen solche Erkenntnisse aber dazu führen, dass die Verantwortung für Mobbinghandlungen vom Täter zum Opfer verschoben wird.
Wer ist besonders gefährdet?
Risikofaktor Charaktereigenschaften
Personen, die sich in sozialen Situationen unsicher verhalten, Konflikte zu spät wahrnehmen und Konflikte vermeiden, laufen eher Gefahr, zum Mobbingopfer zu werden.
Dasselbe gilt für Menschen mit hoher Leistungsorientierung und/oder hoher Gewissenhaftigkeit, die mit geringer Flexibilität einhergeht. Oft stellen diese Menschen mit ihrem eigenen Verhalten dasjenige von Kollegen und Vorgesetzten direkt oder indirekt in Frage bzw. äußern berechtigte Kritik so, dasssie von Kollegen und Vorgesetzten nicht akzeptiert, sondern als persönlicher Angriff verstanden wird.
Auch ein verstärktes Gerechtigkeitsbewusstsein kann zu ungewöhnlich langen Kämpfen führen. Wo sich kluge Strategen schon längst zurückgezogen hätten, beharren Gerechtigkeitsfanatiker vielleicht auf ihrer Position und verbeißen sich in einen Kampf, den sie nicht gewinnen können. Man hört dann Redewendungen wie „Es geht mir ums Prinzip“ oder „Ich will der Gegenseite nicht die Genugtuung verschaffen, gewonnen zu haben.“
Beispiele: Erhöhte „Opfergefahr“?
Frau G. ist sehr gewissenhaft. Sie regt sich schnell auf, wenn ihre Kolleginnen nicht genauso ordentlich und übergenau arbeiten wie sie. Frau G.s Leistungsbereitschaft ist überdurchschnittlich. Sie gerät dadurch relativ schnell in eine Außenseiterposition in ihrer Abteilung und gilt als „Streberin“. Als eine Kollegin einige Aufgaben mehrere Tage liegen lässt, kommt es zu einem heftigen Streit, bei dem schließlich der Abteilungsleiter einschreiten muss.
Frau K. wird seit einiger Zeit von einer Kollegin angegriffen. Der Streitpunkt sind Urlaubstage, über die man sich nicht einigen kann. Aus Prinzip und Gerechtigkeitsüberlegungen beharrt Frau K. auf ihrem Standpunkt. Auch nachdem eine Lösung angeboten wird, weicht sie nicht von ihrer ursprünglichen Überzeugung ab. Der Konflikt eskaliert.
Herr M. ist sehr leistungsstark und selbstbewusst. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und legt sich auch mit Vorgesetzten an. Dabei ist er zum Teil rechthaberisch und dickköpfig. Oft widerspricht er seinem Abteilungsleiter. Einerseits scheint er Führungsstärke zu beweisen, andererseits fehlt es ihm an Kritikfähigkeit. So macht Herr M. sich langsam unbeliebt.
Natürlich ist es nicht auszuschließen, dass jemand, der am Arbeitsplatz häufiger in Konflikte gerät, in irgendeiner Form dazu beiträgt, Mobbingangriffe zu provozieren. Wer immer wieder in Schwierigkeiten gerät, kann aber natürlich auch durch negative Erfahrungen in der Vergangenheit so verunsichert worden sein, dass er sich deshalb übertrieben misstrauisch verhält und dadurch immer wieder neu aneckt – während jemand, der jahrzehntelang einen guten Ruf in einer Firma genoss, wohl kaum von heute auf morgen eine „Mobbingpersönlichkeit“ entwickelt.
Risikofaktor Geschlechtszugehörigkeit und körperliche Eigenschaften
Es ist bekannt, dass Frauen in typischen Männerberufen Schwierigkeiten haben, sich Anerkennung zu verschaffen. Umgekehrt geht es Männern in typischen Frauenberufen nicht besser. Besonders oft werden auch Personen mit einer Behinderung oder einer auffälligen äußeren Erscheinung Opfer von Mobbing. Auch häufiges Kranksein oder Leistungsprobleme können die Gefahr von Mobbing erhöhen.
Beispiele: Öfter von Mobbing betroffen
Frau G. schielt sehr stark und hat eine Gehbehinderung. Sie ist deshalb zurückhaltend und unsicher. Als eine neue Kollegin ins Team kommt, entstehen Konflikte. Frau P. macht sich hinter Frau G.s Rücken lustig über sie und äfft sie vor den Kolleginnen nach.
Herr W. wollte immer schon Erzieher werden. Seine erste Stelle erhält er in einem Kindergarten, wo er der einzige Mann ist. Schon bald
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