Konfliktmanagement
entsteht die sprichwörtliche „Sandwichposition“.
Mobbing als Kündigungsstrategie
Es ist kein Geheimnis, dass Mobbing auch als Instrument zum Personalabbau genutzt wird. In diesem Fall wird es von der betreffenden Unternehmungsleitung geduldet, auch wenn dies schon aus rechtlichen Gründen niemals zugegeben würde.
Ältere Arbeitnehmer
Schätzungen besagen, dass nur ca. 50 % aller deutschen Unternehmen Mitarbeiter über 50 Jahren beschäftigen. Es gibt in der Tagespresse zahlreiche Berichte über Menschen, die „zu alt“ und „zu teuer“ für ein Unternehmen geworden sind. Wenn jemand jahrzehntelang gute Arbeit geleistet hat und es auf einmal seinem Vorgesetzten nicht mehr recht machen kann, sollte man also hellhörig werden, denn es könnte ein solcher Fall vorliegen. Es ist jedoch oft schwierig,dies zweifelsfrei festzustellen, denn die Belastbarkeit desMitarbeiters könnte mit höherem Lebensalter tatsächlich abgenommen haben.
Beispiel: Mobbing von oben?
Herr R. ist inzwischen 55 Jahre alt und damit der älteste Mitarbeiter in seiner Abteilung. Die jüngeren Kollegen können allesamt schneller als er mit dem Computer umgehen. Einige neue Aufgaben scheinen Herr R. zu überfordern. Für Außendiensteinsätze meldet er sich nur selten. Das überlässt er den Jüngeren. Er vertraut auf seine lange Berufs- und Lebenserfahrung, die ihm als unersetzlich und für die Firma sehr wichtig erscheint. Die jüngeren Mitarbeiter können seiner Meinung nach viel von ihm lernen. Umso mehr wundert sich Herr R., als ihm sein Vorgesetzter eine Abfindung anbietet und ihm Altersteilzeit vorschlägt.
Schwer loszuwerden?
Anstatt teure Abfindungen zu zahlen oder die Sozialverträglichkeit einer betrieblichen Kündigung zu prüfen, kann es vorkommen, dass ein Unternehmen auch andere Möglichkeiten prüft, einen Mitarbeiter loszuwerden. Dabei lohnt ein Blick auf die Perspektive der Firmenleitung. Wirtschaftsunternehmen stehen durch konkurrierende Firmen und Globalisierung unter Wettbewerbsdruck. Kosten müssen gesenkt werden, um auf dem Markt zu bestehen. Diesen Druck geben Vorgesetzte an ihre Mitarbeiter weiter. Das berechtigt sie natürlich nicht zu Mobbinghandlungen. Oft sind es gerade die rechtlichen Schutzmechanismen, die das Mobbing herausfordern. Denn jemand, der weitgehend unkündbar ist, eine lange Betriebszugehörigkeit aufweist und vielleicht nochschwerbehindert ist, kann man scheinbar gar nicht anders loswerden als durch verstärkten Druck. Dies ist ein Paradox. Natürlich beruft sich der Betroffene auf seine Rechte und rechnet sich seine Chancen aus, woanders eine gleichwertige Stelle zu finden. Je schlechter er diese Chancen einschätzt, desto mehr hält das Mobbingopfer an seiner Stelle fest, was wiederum der Gegenseite keine andere Wahl lässt, als schärfere Geschütze aufzufahren.
Wichtig
Wenn sich das Mobbing gegen mehrere Personen richtet, die einer bestimmten Altersgruppe angehören, einen „alten“, mit guten Leistungen ausgestatteten Vertrag innehaben oder zu einer bestimmten, langjährig bestehenden Abteilung gehören, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man die Betroffenen loswerden möchte.
Gesellschaftliche Ursachen
Mobbing lässt sich aber nicht nur auf persönliche Faktoren und die Arbeitssituation zurückführen. Auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen ermöglichen Mobbing.
Vereinzelung und Entwurzelung
Soziologen sprechen vom Zerfall familiärer und gemeinschaftlicher Bindungen. Ein anderes Stichwort ist die „Versingelung“ der Gesellschaft. In den letzten Jahren hat sich ein selbstbezogener Lebensstil entwickelt, der mit zunehmender Angst vor persönlichen Bindungen einhergeht. Es kam zu einem Wertewandel, wobei Arbeit zur höchsten Befriedigungsquelle aufstieg. Wenn sich die Wirtschaftslageverschlechtert und sich Angst vor Arbeitslosigkeit breitmacht,werden schlechte Arbeitsbedingungen immer mehr akzeptiert. Eine sichere Lebensplanung scheint für die Jüngeren kaum noch möglich, weshalb es wieder weniger Familien gibt. Die Mehrfachbelastung und Rollenkonflikte von Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, kommen hinzu. Weiterhin beobachten wir die wachsende Komplexität des modernen Lebens mit zunehmender Abhängigkeit von Maschinen und Spezialisten und immer neuen Technologien. Scheinbar kann man nur noch Teilbereiche des Lebens bewältigen und bestimmen. Die Zahl der bürokratischen Vorschriften steigt. Zusätzlich wird eine erhöhte Mobilität erwartet
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