Konfliktmanagement
Durchhaltevermögen ausgeht. In den letzten Jahren haben immerhin mehrere Musterurteile die Rechte von Mobbingopfern gestärkt. Personen, die solche Prozesse gewonnen haben, berichten allerdings über noch schwierigere Bedingungen nach ihrer Rückkehr ins Unternehmen, weil ihr Arbeitgeber durch den Prozess sein Gesichtverloren zu haben glaubte. Oft wird dann ein Arbeitsverhältnis aufgelöst, weil die Vertrauensbasis auf beiden Seiten nicht mehr vorhanden ist.
Was hilft bei Mobbing?
Belastbarer und stabiler werden
Eine Frage, die im Zusammenhang mit Mobbing immer wieder auftaucht: Kann man die eigene Belastbarkeit steigern, um das Mobbing besser zu ertragen (während man parallel versucht, es zu unterbinden)? Gibt es z. B. eine Technik, dieeinem hilft, die innere Ruhe zu bewahren, wenn der Chef einen anschreit?
Aussitzen
Beispiel: Nur noch ein paar Jahre
Herr H. rechnet sich wenig Möglichkeiten aus, die Rahmenbedingungen an seinem Arbeitsplatz zu verändern. Es gibt praktisch keine Versetzungsmöglichkeiten, die Firma ist sehr klein. Herr H. hat nur noch wenige Jahre bis zur Rente. Er lebt in einer strukturschwachen Region und würde keine andere Arbeit finden. Er hat es schon versucht, aber überall nur gehört, er sei zu alt. Auch hat er schon eine sehr lange Betriebszugehörigkeit, die mit einigen vertraglichen Vorteilen verbunden ist, die er nicht aufgeben möchte. Er überlegt sich also, welche Möglichkeiten es gibt, um das Mobbing noch eine begrenzte Zeit auszuhalten.
In unserem Beispiel muss Herr H. eine begrenzte Zeit überbrücken. Es gibt dafür keine Erfolgsgarantie, der Versuch kann auch fehlschlagen. Diese Strategie kommt für Sie in Frage, wenn nur noch ein überschaubarer Zeitraum vor Ihnen liegt. Sie haben sich in diesem Fall vorher genauestens informiert, wann Sie frühestens (z. B. mit Abzügen) in Rente gehen können, oder wissen bereits, dass der Mobber in absehbarer Zeit die Abteilung wechselt oder seinerseits in Rente geht. Sie müssen also vielleicht noch zwei oder drei Jahre Zeit gewinnen und wollen es versuchen. In Absprache mit Ihrem Hausarzt können Sie ggf. auch durch Auszeiten (Krankschreibung, Kur) Zeit gewinnen.
Das dicke Fell
Auch wenn Sie noch viele Berufsjahre vor sich haben, lohnt es sich natürlich, Ihre Abgrenzungsfähigkeit zu verstärken. Schützen müssen Sie sich ohnehin, nicht nur, wenn keine Jobalternativen in Frage kommen. Das Bemühen um Selbstschutz sollte jedoch nicht dazu führen, dass Sie auf weitere Maßnahmen verzichten. An erster Stelle muss immer der Versuch stehen, das Mobbing zu unterbinden, und nicht, es besonders heldenhaft auszuhalten. Aussitzstrategien haben ihre Grenzen. Unterschätzen Sie die Wirkung des Mobbings nicht! Bis zu einem gewissen Grad kann es tatsächlich gelingen, die eigene Einstellung und Haltung zu verändern, sodass einen das Mobbing nicht mehr so verletzt. So gilt es zu lernen, sich Beleidigungen nicht so nahegehen zu lassen, Abstand zu den Gehässigkeiten des Kollegen oder des Vorgesetzten aufzubauen und auch einmal innerlich auf Durchzug zu schalten.
Beispiel: Positive Ablenkung
Frau T. hat an der VHS einen Kurs zur Stressbewältigung besucht. Sie hat dort verschiedene Techniken zur Aufmerksamkeitslenkung gelernt. Wenn ihre Kollegin Frau O. mal wieder gehässig ist, lenkt sie sich bewusst ab. Sie legt z. B. eine Kaffeepause ein und verlässt das Büro, oder sie richtet Ihre Aufmerksamkeit auf angenehme Außenreize wie kraftspendende Bilder auf ihrem Schreibtisch. Sie betrachtet dann ein Urlaubsfoto oder hört gezielt auf Vogelzwitschern im Hintergrund. Wenn sich die Lage weiter zuspitzt, stellt sie sich in Gedanken ein inneres Stoppschild vor und beschließt, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Dann lenkt sie ihre Gedanken auf neutrale oder positive Themen. Sie denkt z. B. an geplante Freizeitaktivitäten, Hobbys und nette Menschen aus ihrem Umfeld. WennFrau T. sich dabei ertappt, negative Gedanken zu wiederholen (wie z. B. „Ich haltedas nicht mehr aus!“), unterbricht sie diese und gibt sich stattdessen bewusst positive Selbstanweisungen, wie z. B. „Ich schaffe das!“ Sie ermuntert sich sozusagen selbst. Außerdem denkt Frau T. an verschiedene Entspannungsmethoden, wie z. B. ihr abendliches Yoga, das sie noch vor sich hat.
Selbstbewusstsein zeigen
Entmutigen Sie den Mobber: Reagieren Sie nicht auf verbale Angriffe. Lernen Sie Schlagfertigkeit (z. B. in einem Rhetorikkurs an der VHS, s. auch die
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