Konigs-Schiessen
hatte ihnen Look nichts Neues erzählen können.
Er lag mit dickbandagiertem Kopf sehr elend im Bett und hatte gehörige Schwierigkeiten mit dem Sprechen.
»Das einzige, was mir an dem Motorrad aufgefallen ist, war so’n kleiner weißer Aufkleber hinten.«
»Und was war das für einer?«
»Das weiß ich eben nicht mehr so genau. Ich kann mich ja immer noch nicht richtig erinnern. Ist alles nur ganz dunkel und verschwommen. Aber ich hab’ so einen schon mal gesehen. Irgendso ’ne Schnapsfirma, mein’ ich.«
»Sehr hilfreich, Look, wirklich sehr hilfreich. Und das ist alles, was du uns zu sagen hast?«
»Mir geht’s schlecht.« Beleidigt drehte sich Look auf die Seite.
»Selber schuld«, giftete Heinrichs. »Wolltest du eigentlich zum Film mit der Nummer? Hast wohl gedacht, du kriegst ’n Oscar dafür.«
»Tja, fit bist du wirklich noch nicht«, schaltete sich Breitenegger ein. »Denk’ noch mal in Ruhe nach, Junge. Du weißt, wie wichtig die Sache ist. Wir kommen morgen noch mal wieder.«
Den ganzen Weg zum Parkplatz runter meckerte Heinrichs vor sich hin. Breitenegger schloß den Wagen auf.
»Setz’ dich nach hinten, Walter.«
»Wieso? Geh’ ich dir auf die Nerven?«
»Das nicht, aber..«
Franz Josef hatte auf den Beifahrersitz gepinkelt.
14
Draußen wurde es schon langsam hell, als Astrid sich schließlich entspannt in Klaus van Gemmerns Arme kuschelte.
»Schön war’s.«
»Mmh.«
» Auch wenn ich morgen wahrscheinlich vor lauter Müdigkeit nicht aus den Augen gucken kann.«
»Wie kommt ihr denn voran mit eurem Mord?«
Sie erzählte ihm von ihren spärlichen Ergebnissen und den Leuten, die sie kennengelernt hatte.
»Heute hatte ich ein ganz spannendes Gespräch mit diesem Frank Verhoeven, diesem Enkel da vom Hof.«
Er drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Und was war so spannend daran?«
»Der ist Agronom und arbeitet neben seinem Job noch bei einem Freund auf einem kleinen Hof. Da geht alles ganz ökologisch zu. Ohne Kunstdünger, nur Gründüngung, Naturdünger und so was; Methoden von ganz früher. Also, was ich in Keeken für Mengen von Chemie hab’ rumstehen sehen in den Scheunen! Kunstdünger ist doch völlig überflüssig, macht nur das Grundwasser kaputt.«
»Hm.«
»Was: hm?«
»Du redest von Dingen, von denen du nicht viel verstehst.«
»Was!« Sie stützte sich auf den Ellbogen. »Erzähl mir nur nicht, daß du diese ganze Bodenverseuchung auch noch unterstützt!«
»Quatsch! Aber weißt du eigentlich, daß die Menschen da in der Niederung kaum eine andere Einnahmequelle haben als die Landwirtschaft? Und die ganze Gegend ist Hochwassergebiet. Vor den Deichbauten, bis 1964, und bevor sie ihre Weteringe, das sind diese Abflußgräben auf den Feldern, gebaut hatten, stand das Wasser manchmal mehr als sechs Monate auf den Feldern.«
»Und was hat das mit Kunstdünger zu tun?« »Was meinst du, wie übersäuert der Boden ist, wenn das Wasser zurückgeht. Also nicht nur, daß man die Felder ein halbes Jahr nicht bewirtschaften konnte, den Rest der Zeit brachte der schlechte Boden auch noch kaum Erträge. Und das war so, bis es den ersten Kunstdünger gab. Und was heißt eigentlich Kunstdünger? Die düngen doch heute alle meist mit Guano.«
»Aha. Und was ist das?«
»Das sind Exkremente von Seevögeln, sehr phosphatund stickstoffreich. Durch Umsatz mit Kalk kommt es zur Bildung von Calciumphosphat. Das Ganze ist ein organischer Dünger.«
»Also organischer Dünger ist Kunstdünger und schadet trotzdem nicht, oder wie?«
»Das kann man so generell nicht sagen. Es ist nur nicht so einfach, wie du es eben dargestellt hast.«
»Und was ist mit den ganzen Nitraten im Boden?«
»Die, mein Schatz, kommen durch die Gülle. Naturdünger, wie du gesagt hast.«
»Danke für die Belehrung, mein Herr.«
»So war das nicht gemeint, und das weißt du auch.«
»Okay.« Sie küßte ihn auf die Nase und fing an, sich eine Zigarette zu drehen. » Können wir jetzt über wichtigere Dinge reden? Über uns zum Beispiel?«
Er setzte sich auf den Bettrand und zog sich sein T-Shirt über.
»Was ist los?« »Nichts. Ich mag’s einfach nicht, wenn du im Bett rauchst.«
»Du magst so vieles nicht mehr an mir, nicht wahr?«
Er schwieg.
»Soll ich gehen?«
»Ist wohl besser.«
Er zog sich seine Jeans an und ging hinüber zum Plattenregal.
Sie suchte hastig ihre Sachen zusammen und wollte ins Bad. In der Tür blieb sie stehen. »Für immer?«
Er
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