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Konigs-Schiessen

Konigs-Schiessen

Titel: Konigs-Schiessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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über einen der Wege nach Holland. Also keiner aus dem Dorf. Oder doch? Würden die sich, wenn’s hart auf hart kam, letztlich nicht doch alle gegenseitig decken? Konnte man nicht ausschließen, aber bis jetzt sprach auch noch nichts dafür. Und es blieb nach wie vor die Frage nach dem Motiv völlig ungeklärt. Das einzige, was er bis jetzt in der Hand hatte, war die Waffe, die schon mal in Duisburg benutzt worden war. Er hatte die Akte durchgesehen. Ein paar Namen, ein paar Überprüfungen, nichts Handfestes; alles war im Sand verlaufen. Was hatte er noch? Vage Beschreibungen der Unbekannten auf dem Schützenfest, Beschreibungen, wie sie auf Tausende zutrafen. Karg.
    Nachdenklich fuhr er auf der Landstraße Richtung Kleve. Erst als ihn der dritte Wagen hupend überholte, merkte er, daß er nicht mal fünfzig fuhr. Viertel nach sechs; Freitag; Wochenende. Er hatte Hunger und Lust auf ein Bier und auf ein bißchen Wegtauchen. Gabi war bestimmt noch in der Praxis; freitags kam sie selten vor acht. In Rindern hielt er an der Telefonzelle an und wählte Astrid Steendijks Privatnummer, aber es nahm keiner ab.
    Sie hatten sich gestritten. Zum wievielten Mal in dieser Woche? Sie würde morgen mit der Doktorin, wie sie ihre Chefin nannte, nach Düsseldorf auf eine Demo fahren, Ärzte gegen den Atomkrieg, und abends wollten sie dann noch in die Altstadt. Er konnte doch wohl auch mal mit den Jungen.. Mordfall! Der konnte doch wohl am Wochenende mal für ein paar Stunden warten. Und so weiter. Toppe holte sich ein neues Päckchen Eckstein aus dem Wohnzimmerschrank.
    Es war halb vier. Gabi schlief seit Stunden. Wieso hatte er früher nie bemerkt, wie dickfellig sie war? Wie konnte sie schlafen nach so einem Streit! Neben der Ecksteinstange fand er eine Flasche Schwarze Frühstückskorn. Er nahm eins von den »guten« Saftgläsern, Hochzeitsgeschenk von der Schwiegermutter, die Gabi nur zu Festlichkeiten rausholte, und goß es bis zum Rand voll. Dann legte er sich aufs Sofa, rauchte und trank und grübelte vor sich hin.
    Als Gabi um halb sechs aufstand und sich feinmachte für Düsseldorf, schlief er immer noch nicht. Sie kam herein, frischgeduscht und ausgeschlafen, öffnete die Fensterläden und setzte sich zu ihm auf die Sofakante. »Was ist bloß los mit dir?«
    »Nix.«
    »Auch gut.«
    Sie ging hinaus. Kurz darauf hörte er die Haustür zuschlagen. Sie hatte sich nicht einmal von ihm verabschiedet.

16
    Gegen zehn, als er gerade mit Christian und Oliver beim Frühstück saß, tief Astrid an.
    »Ich hab’ Sie gestern gar nicht mehr im Büro gesehen. Wie steht’s denn. Irgendwas Neues?«
    »Nein, nichts. Ich war auf der Beerdigung.«
    »Und was sagen Sie zum Stasi?«
    »Was soll ich dazu sagen? Am besten gar nichts.«
    »Hab’ ich mir auch gedacht. Aber Sie wissen doch, daß ich trotzdem an dem Fall mitarbeiten will, und wenn’s außerhalb der Arbeitszeit ist. In Ordnung?«
    »In Ordnung.« »Ich habe gestern abend meinen ersten eigenen Tötungsfall gehabt und ihn auch gleich abschließen können.«
    »Gratuliere. Was war’s denn?«
    »Nicht besonders schwierig. Eine Messerstecherei zwischen zwei Alkies. Der Täter hatte die Waffe noch in der Hand.«
    »Hm. War bestimmt nicht so schön für Sie.«
    »Och, so mit der Zeit erschüttert einen so was nicht mehr ganz so arg. Sehen wir uns am Montag?«
    »Haben Sie heute schon was vor?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich bin gerade erst aufgestanden.«
    »Haben Sie Lust, mit meinen Kindern und mir nach Xanten zum Archäologischen Park zu fahren?« Die Idee war ihm gerade erst gekommen. »Wir können dann in Ruhe noch einmal den ganzen Fall durchsprechen.«
    »Ja.« Sie lachte. »Ja, dazu hab’ ich viel Lust. Wann denn?«
    »Von mir aus gleich.«
    »Prima, dann bin ich in einer halben Stunde bei Ihnen.«
    »Nein, lassen Sie. Diesmal hole ich Sie ab.«
    Er legte auf und war schon die halbe Treppe raufgelaufen, als er ins Eßzimmer rief: » Macht euch fertig, wir fahren nach Xanten!«
    Den Jubelschrei seiner Söhne kriegte er schon nicht mehr mit, denn er hatte es plötzlich ganz eilig, zu duschen und sich die durchwachte Nacht aus dem Gesicht zu waschen. »Auf der Reeperbahn nachts um halb eins«, sang er mit seiner allerschönsten Hans-Albers-Stimme.
    Sie hatten einen der letzten richtig warmen Herbsttage erwischt, und im Römischen Park war es brechendvoll, aber das machte Toppe gar nichts. Er kaufte jedem der Jungen vier Eis, was sonst absolut tabu war, später sogar noch Cola

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