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Konigs-Schiessen

Konigs-Schiessen

Titel: Konigs-Schiessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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bloß dat er nich’ hinkt. Hat so gar nix vom Peter, der Jung. So wat hält natürlich die Leute am reden.«
    »Das meinen Sie doch nicht ernst, Ackermann!«
    Ackermann kniff zweifelnd die Augen zusammen und sah einem Schrat ähnlicher denn je.
    »Ich will nix gesacht haben, Herr Toppe. Aber der Klatsch damals hat die Stimmung aufm Hof nich’ grad gebessert. Davon können Se ausgehen. Hendrina hat jedenfalls jedem, der’t nich’ hören wollt’, erzählt, dat ihre Schwiegertochter ’ne Hure wär’.«
    Toppe war auf einmal sehr froh, daß er nicht in so einem kleinen Dorf wohnte, wo jeder alles über den anderen zu wissen glaubte, und das sagte er auch.
    Ackermann lachte herzhaft. »Kleve is’ doch auch bloß ’n Kaff, oder glauben Sie, über Sie würde hier weniger gequatscht? Grad in letzter Zeit.«
    Toppes Magen versuchte einen Purzelbaum.
    »Wieso?« »Na, ’n Mann in Ihrem Alter, wenn der plötzlich so abnimmt un’ überhaupt. Sie kennen doch die Leute, Chef. Wenn die nix zu spekulieren haben, sind se unglücklich. Da muß man einfach drüberstehen. Wollen Se auch noch ’n Bier? Wo man grad’ so gemütlich zusammensitzt.«
    »Nein danke. Ich muß doch noch fahren.« Er hatte für heute reichlich genug Tratsch gehört.
    »Ham Se auch wieder recht. Wat kann ich Ihnen denn sons’ noch erzählen?«
    Toppe zog sein Portemonnaie aus der Tasche.
    » Danke, Ackermann, aber für heute reicht es, glaube ich. War nett, daß Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Keine Ursache, Chef, so wat macht man doch immer wieder gern.«
    »Ich muß das alles erst einmal sortieren und verdauen.«
    »Ich wüßt’ auch im Moment nix mehr, wat noch wichtich sein könnt’; aber wenn mir noch wat einfällt.. Un’, Chef, et war fürchtbar nett, wenn Sie mich aufm Laufenden halten..«

21
    Rumscharwenzeln um den Mann, das konnte sie. Ob sie für den auch die Beine breitmachte, das Luder? Aber den eigenen Mann, den konnt’ sie nicht halten. Der Herr ist gerecht; auch sie kriegt ihre Strafe. Und Peter landet in der Gosse, das ist wohl sicher. Gerecht ist der Herr. In der Gosse, wo er hingehört, der Verreckling. Die Geburt damals im Winter 52, wenn der die nicht auch noch versaut hätte, dann hätt’ sie nicht wieder bei ihrem Vater betteln gehen müssen, damit sie Winterfutter kriegten. Kuh und Kalb tot, mußte man sich mal vorstellen, ein Vermögen. Ein Junge von zwölf Jahren und zu dämlich für eine normale Geburt, zu lasch, zu faul. Zog das Unglück auf sich, von Kind an; dem steckte das Böse in den Knochen. Aber der Herr wird’s schon richten.
    »Mutter, der Herr Kommissar hat dich was gefragt.« Ingeborg legte ihr schwer die Hand auf den Arm und riß sie aus ihren Gedanken.
    Aus ihren matten braunen Augen sah Hendrina Toppe an.
    »Ftau Verhoeven, Ihr Sohn Peter wollte Sie entmündigen lassen. Was können Sie mir dazu sagen?«
    »Wat?«
    Hatte sie wirklich nichts verstanden?
    »Bitte, Herr Toppe«, flüsterte Ingeborg eindringlich. »Sie weiß davon nichts. Wenn sie es damals überhaupt verstanden hat, dann hat sie es inzwischen längst vergessen. Glauben Sie mir.«
    Wieder einmal hatte Toppe nur Ingeborg und Hendrina angetroffen, als er zum Verhoevenhof gekommen war.
    »Ich verstehe auch gar nicht, was diese alte Geschichte mit Onkel Heinrichs Tod zu tun hat..«
    Aber Toppe wollte dazu nichts sagen. »Können wir beide uns irgendwo in Ruhe unterhalten?«
    Nur widerstrebend nahm sie ihn mit hinauf in ihr Wohnzimmer. Er konnte ihr die Ablehnung nicht verdenken. Was hatte er schließlich in der Hand? Trotzdem war er sich, seit er den Hof betreten hatte, sicherer denn je, daß seine Vermutung berechtigt war.
    Sie wirkte noch unscheinbarer als sonst. Die Haare waren stumpf von einer viel zu starken Dauerwelle, und der dick aufgetragene Lippenstift leuchtete schrill in ihrem blassen Gesicht.
    Das Zimmer war überheizt, die Fenster alle geschlossen, und es roch feucht und modrig. Toppe zog sich den Mantel aus und legte ihn über die Sofalehne.
    »Ihre Ehe ist nicht glücklich.«
    Sie schlug die Augen nieder und zog die Lippen nach innen.
    »Man kann sich an alles gewöhnen«, sagte sie langsam.
    »Sagen Sie, wie alt war Ihr Schwiegervater doch gleich?«
    »74.«
    »Dann hätte er doch längst Ihrem Mann den Hof überschreiben müssen.«
    Sie zuckte zuerst nur die Schultern, aber dann begehrte sie auf: »Ich verstehe nicht, was Sie das alles angeht!«
    »Ich arbeite an einem Mordfall«, antwortete Toppe ruhig. »Sie haben

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