Konny Reimann
gegenüber von seiner Ranch entdeckten wir dann noch einen offiziellen Stellplatz, bei dem wir den Wohnwagen am Ende unterbrachten. Immerhin dieses Mal schienen unsere beiden wichtigsten amerikanischen Gegenstände in sicheren Händen.
ber zunächst verbrachten wir über drei Wochen mit den Kindern in Amerika. Was die Heirat anging, wollte Manu natürlich nicht, dass wir einfach so schmucklos zum Standesamt rennen und uns zwischen Einkauf und Steuererklärung zwei „Ja“ zurufen. Nein, wenn wir schon vorher heiraten, dann richtig. Und so entstand der Plan, auf unserer Reise nicht nur nach Las Vegas zu fahren, sondern auch dort unsere Hochzeit zu arrangieren. Am Ende geschah das in der „Little White Chapel“, in der auch Elvis geheiratet hat.
Wir machten den gesamten Trip mit dem Pick-up und dem Wohnwagen und genossen es, vollkommen losgelöst von allem herumzufahren, mit dem Wissen im Gepäck, dass dieses Gefühl bald unser ständiger Begleiter sein würde. Wir fuhren gen Westen und kannten nur unser Ziel: Las Vegas. Alles andere war offen wie der Himmel über uns.
Der erste Stopp war Amarillo, die legendäre Stadt ganz im Norden von Texas. Dort aßen wir im „Big Texan Steakhouse“, bekannt dafür, dass man ein großes Steak mit Kartoffeln und Gemüse plus Brötchen bekommt und es in einer bestimmten Zeit aufessen muss. Gelingt einem das, hat man auf Kosten des Hauses gespeist. Selbst Amerikaner, nun wirklich keine Kinder von Traurigkeit, wenn’s ums Essen geht, haben regelmäßig Probleme, ihren Teller in der vorgegebenen Zeit – ich glaube, es ist eine Stunde – leer zu bekommen. Wir haben uns diesem Essen-nach-Stoppuhr nicht ausgesetzt.
Weiter ging’s auf dem Highway 40 nach Albuquerque im Staat New Mexico. Albuquerque ist eine sich flach ausbreitende Stadt, umgeben von herrlichen Bergen, die nicht selten ein paar Schneehüte aufhaben. Wir bekamen auf dieser Reise sehr schnell einen Eindruck davon, wie groß das Land wirklich ist, wie weit es sich erstreckt. Es war einfach geil, mit dem Wohnmobil in den USA zu campen. Der Tag begann mit Aufstehen und Frühstücken, bevor wir das Campingzeug zusammensammelten und dann gemütlich losfuhren. Drei bis vier Stunden absolvierten wir täglich auf dem Highway, bis wir keine Lust mehr hatten oder einen Ort sahen, an dem es sich gut übernachten ließ. Wie schon so oft in meinem Leben, hatte auch dieses Mal der Wagen unterwegs kleine Wehwehchen, die repariert werden mussten. Jetzt entschied er sich eben, in Albuquerque ein bisschen schlappzumachen. Wir fuhren zu einem Autozubehörladen, kauften einen Benzinfilter, und ich begann, den Pick-up zu reparieren. Doch auch solche kleinen Zwischenfälle konnten uns nicht die Laune vermiesen. Mir schon gar nicht – Autos in Schuss zu bringen war für mich wie morgens Kaffee trinken.
Weiter ging’s gen Westen zum Meteorkrater bei Winslow. Das riesige Loch entstand vor ungefähr 30.000 Jahren, als der Himmelskörper mit einer Geschwindigkeit von über 60.000 km/h dort einschlug und einen Krater von 1,2 Kilometer Durchmesser und 170 Meter Tiefe hinterließ. Schon in so grauer Vorzeit wusste selbst ein Meteor, wo er einzuschlagen hatte, um eine sichtbare Delle zu hinterlassen: Da, wo ordentlich Platz ist.
Bei unserem dritten Stopp in Flagstaff, Arizona, einem wunderbaren kleinen Städtchen im Norden des Sonnenstaates, war das Besondere eigentlich nur der außerordentlich schöne Pool, den wir auf unserem Campingplatz vorfanden. Bei all den großen Kulissen, Naturereignissen und mächtigen Städten, die Amerika zu bieten hat, findet man doch auch immer wieder mal etwas Einfaches wie einen genialen Swimming-Pool, der einem den Tag versüßen kann. Flagstaff selbst kam erstaunlich grün daher, speziell für Arizona-Verhältnisse. Das liegt daran, dass die Stadt sich in den Bergen befindet, die ab einem gewissen Punkt in Arizona ziemlich plötzlich in den Himmel aufsteigen und eine gänzlich andere Vegetation mit sich bringen als die Wüste, die man weiter südlich in Arizona vorfindet. Außerdem hatten wir von unserem Campingplatz eine super Aussicht auf Flagstaff. Überall, wo wir hinkamen, waren die Eindrücke überwältigend. Die Fahrt hätte nicht angenehmer sein können, und jeder gefahrene oder gelaufene Meter überzeugte uns mehr von der Richtigkeit unserer Entscheidung. Amerika war nicht nur ein Land für einen Urlaub oder zwei. Alles schrie danach, dass wir unseren Abenteuerspielplatz für eine
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