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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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hätten ihre helle Freude daran gehabt.
     
    Dass wir mit dem Ausräumen so schnell durch waren, hatte aber noch einen anderen einfachen Grund: Ich kannte den Inhalt dieses Containers und auch den Ort jedes einzelnen darin befindlichen Artikels besser als den Rücken meiner Hand. Die Vorbereitung für den Umzug all unserer Sachen kann getrost generalstabsmäßig genannt werden. In Hamburg hatte ich mit Freunden fast drei Tage gebraucht, alles zu beladen. Als ich im August nach Hamburg zurückflog, war die Beladung des Containers eine der großen Aufgaben, die ich jedoch schon Wochen vorher in Angriff genommen hatte. Tage bevor der Kasten im Schenefelder Garten stand, hatte ich bereits Kampfsportmatten in meiner kleinen Halle ausgebreitet, in genau der exakten Fläche, wie wir sie nachher als zu belandenden Kubus vorfinden würden. Ich stellte sogar schon Möbel und Kisten auf die Matten, um dieses Umzugs-Tetris zu proben. Damit nachher alles fließend vonstattengehen konnte, wollte ich vorher schon möglichst genau wissen, was zuerst beladen werden muss, was zuletzt.
    Am Ende halfen 10 oder 12 Freunde mit, das Ding aufzufüllen. Aber selbst der bestmöglich geplante Umzug hat seine Tücken, und so musste ich oft spontan Dinge aussortieren, die in der Geometrie des Großraumkastens schlicht keinen Platz fanden. Ich glaube, das Letzte, was ich noch irgendwo oben hineingeschoben habe, war eine Bratpfanne, dann hielten zwei Mann die Wand unseres Plunders fest, während ich die Tür zudrückte. Fertig. Zusammen über 100 Jahre Leben in einer großen Fracht nach Übersee. Am 27. August 2004 startete das eiserne Ungetüm aus Hamburg, zwei Tage später dann aus Bremerhaven zur eigentlichen Fahrt ins Blaue. Das Schiff „LY KES Navigator“ brachte unseren Kubus am 20. September in die USA, einen Tag später ging er durch den Zoll, und erwähnte fünf Tage danach stand er tatsächlich vor unserer Tür in Gainesville. Am 26. September endete die Odyssee der Riesenkiste.
     
    Erst circa 5–6 Wochen nachdem die vorherigen Eigentümer aus unserem frisch erworbenen Haus in Gainesville ausgezogen waren, konnten Manu und die Kinder einziehen. Als ich aus Hamburg zurück war, stieß ich dazu und fing sofort an, größere Sachen zu renovieren. Ich restaurierte das Parkett, schliff es ab, besserte es aus und versiegelte es am Ende. In der Küche verlegte ich Linoleum; der alte Boden war nicht mehr zu retten und in keiner Weise erneuerbar. Insgesamt versuchte ich, im Haus ein paar deutsche Standards zu übertragen. Ich hatte vorher ein paar falsche Informationen über die Stromversorgung bekommen und war auch sonst in einigen Handwerksfragen falsch beraten worden, was dazu führte, dass ich gutes Werkzeug wieder verkaufen musste, das ich in Amerika nicht brauchen konnte. Umgekehrt hätten wir diverse Elektrogeräte gar nicht erst in Hamburg verscherbeln müssen, sondern sehr wohl in Texas benutzen können. Egal, is’ so. Ich trauere dem nicht nach, sondern freue mich über das, was wir trotzdem aus der Situation gemacht haben.
     

     
    n der Zwischenzeit geschah etwas, was wir weder geplant noch erwartet hatten, was aber unsere gesamte Zukunft auf ganz neue Beine stellen sollte. Dagmar Vetters Sendung über uns lief hervorragend. Die Leute liebten uns in Deutschland. Es war seltsam – wir kehrten Deutschland den Rücken, und ab jenem Moment nahm man auf einmal in einem ungeahnten Ausmaß Notiz von uns in dem Land, das wir zurückließen. Noch so ein merkwürdiges Element in diesem äußerst merkwürdigen neuen Leben. Immer wieder sollten Dagmar, ihr Kameramann und ihr Assistent uns in den kommenden Wochen bei unseren Unternehmungen begleiten, um die Fortsetzungen zu filmen. Aus Familie Reimann war auf einmal Fernsehfamilie Reimann geworden. Es war, als hätte auf einmal ein Drehbuchautor die Regie unseres Lebens übernommen, aber im Grunde fügte es sich ganz gut an mein vorheriges unkonventionelles Leben an. Geradlinig und 08/15 war das ja ohnehin noch nie.
     
    Es war schon ein komisches Gefühl, als wir uns im Fernsehen sahen. Wir sahen noch einmal die Fahrt von McKinney zur Outlet Mall, eine untergehende Sonne blinzelte mich und meine Sonnenbrille an, der Wind blies durch das offene Fenster unseres Autos, und im Hintergrund lief das Lied „Turn the page“ von Metallica. Eigentlich keine große Sache. Für uns aber schon, denn wie konnte Dagmar wissen, dass dies eines von Manus Lieblingsliedern war? Mal ganz abgesehen davon,

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