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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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um sieben Uhr früh an dem zu errichtenden Zaun. Es war ... Konny Reimann. Von einer zweiten Person weit und breit keine Spur. Ich versuchte gar nicht erst, Jan noch mal anzurufen. Genauso gut hätte ich auch versuchen können, einen Baum aus dem nahe gelegenen Wald zur Arbeit zu überreden. Es gibt nicht viele Dinge, die mich dazu bringen, jemanden komplett abzuschreiben. Unzuverlässigkeit, speziell in schwierigen Situationen, gehört jedoch dazu. Es war schade; Jan war ein guter alter Kumpel von mir. Wie schon beschrieben, haben wir viel zusammen erlebt. An ein paar Weichen in meinem Leben war er, gewollt oder zufällig, entscheidend beteiligt. Aber ein paar Mal hat er mich auch schwer enttäuscht und dieses eine Mal in einer wirklich heiklen Situation hängenlassen. Und das Schlimmste daran war: Er merkte es nicht mal. Er kam noch einmal wieder, sah mir zu, wie ich versuchte, in doppelter Geschwindigkeit einen Auftrag zu erledigen, der bereits zu diesem Zeitpunkt Züge einer aussichtslosen Mission angenommen hatte. Dabei tat er, als sei im Grunde nichts gewesen, fragte, wie es ginge, und machte einen vollkommen unbedarften Eindruck. Ich sah weg und arbeitete weiter. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste Werner von der Misere erzählen. Glücklicherweise brachte er einiges Verständnis für mich auf und wusste scheinbar bereits selbst, dass Jan nicht eben jemand war, dem man seine Großmutter anvertraute, um sie sicher nach Hause zu geleiten. Ich machte Werner klar, dass der Auftrag länger brauchen und ich mir schnell jemand anders als Hilfe suchen würde. So kam es dann auch; trotz der schwierigen Umstände schaffte ich es, den Auftrag in sensationeller Zeit zu Ende zu bringen, und am Ende war auch Werner mit dem Ergebnis zufrieden.
     
    Jan habe ich danach nicht mehr wiedergesehen.
     

     
    ie Arbeit bei Robin Wilson begann, knapp ein halbes Jahr nachdem wir in Gainesville eingezogen waren. Robin war ein gemütlicher Mittfünfziger mit einem freundlichen Gesicht und einem Bauch, der auf seinen Hang zu reichlich Essen und etwas Bier deutete. Er war, ähnlich wie ich, nicht der Typ, der einen die ganze Zeit zuquatscht, was mir gleich gut gefiel. Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis er genug Arbeit für mich hatte. Ich freute mich sehr, auch diesen Baustein in unser Leben eingebaut zu haben und die Jobsuche vorerst abhaken zu können, auch wenn ich wusste, dass es keine Vollzeitstelle war. Was mich in der Elm Street in Denton bei Robin jedoch erwartete, entsprach aber nicht wirklich meiner Vorstellung von Arbeit. Die anfänglichen Handlangerdienste, die er für mich hatte, waren weit unter meinem Niveau. Natürlich war mir klar, dass ich nicht als Chefingenieur anfangen würde, aber die Praktikantentätigkeit, die ich zu erledigen hatte, war dann doch etwas mager. Ich fügte mich aber und wollte ihm zeigen, dass ich weit mehr draufhabe. Nach und nach sah er, dass ich sehr wohl Ahnung habe und den Amis in Sachen Klimaanlagen sogar ein, zwei Dinge beibringen könnte. Doch das Realisieren einer neuen Situation und der Umgang damit sind zwei Paar Schuhe. Robin hatte, wie viele Chefs, dabei seine Schwierigkeiten. Solange Vorschläge von ihm kamen, war alles in Butter; versuchte ich, ihm Dinge zu erklären oder Dinge anders zu handhaben als er, wurde es schwierig. Robin ist ein netter Kerl, aber diese Art der Zusammenarbeit konnte nicht lange gutgehen. Denn auch wenn er schon bald anfing, mich mit „Moin, Moin“ zu begrüßen, und mich scheinbar durchaus sympathisch fand, konnte er seine Chef-Attitüde doch nie ganz ablegen. Selbst vor den RTL-Kameras stellte er seine Boss-Haltung zur Schau. Ich arbeitete für ihn ungefähr 4–5 Monate. Danach war seine Auftragslage wieder löchrig, genau wie meine Geduld.
    Mein nächster Job sollte mich zu einem riesengroßen Kasten mitten im Nirgendwo kurz hinter der Grenze zum Staat Oklahoma führen: dem WinStar-Kasino. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich später erzählen werde.
    Neben dem Broterwerb gab es jede Menge Arbeit, die im und am Haus auf uns wartete. Als Erstes musste ich meine Hamburger Werkstatt-Halle auch in Gainesville haben. Okay, es wurde am Ende keine Halle, aber immerhin ein kleines Haus im Garten. Im Oktober fing ich an. Vorher hatte ich versucht herauszufinden, was es für Baubestimmungen gibt, was ich einhalten muss, welche Regeln und Paragraphen sich mir in den Weg stellen würden. Hierfür ging ich zum Rathaus, sprach dort mit einer Frau,

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