Konny Reimann
dass man Metallica nicht alle Tage als Hintergrundmusik im Fernsehen hört. Nur ein kleines Indiz dafür, dass auch unsere Entscheidung, das Fernsehteam in unser Leben zu lassen, richtig gewesen war. Eines von vielen kleinen Zeichen, die uns auf unserem Weg immer mal wieder stumm zunickten und uns bestätigten.
Wir machten weiter im Text, wie wir es geplant hatten, und ließen uns nicht von irgendwelchen Star-Fantasien leiten. Alles sollte so normal wie möglich seinen Lauf nehmen. So normal, wie ein Konny-Leben eben sein kann. Das Haus in Schenefeld behielten wir als Sicherheit, obwohl uns allen klar war, dass wir es nie wiedersehen würden und diese Option eine Wolke war, die wir an einer Leine in der Hand hielten. Ich hatte unserem Nachbarn das Haus und das Grundstück für den Fall zum Kauf versprochen, dass bei uns alles glattläuft und wir nicht wiederkehren würden. Wir besiegelten das mit einem Handschlag, denn er war einer der wenigen Menschen, denen ich blind vertrauen konnte – und noch kann. Doch bis dahin sollte das Haus, dieser unsichtbare Anker im alten Dasein, eine finanzielle Sicherung für uns sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es blieb ein Jahr lang leer stehen.
m 16. August starteten auch Janina und Jason in ihr neues Leben. Hatte sich bis dahin noch alles wie ein Abenteuerurlaub anfühlen können, so kam an diesem Tag der Beginn ihrer amerikanischen Schulzeit. Manu hatte schon während unseres letzten Urlaubs in Gainesville der lokalen High School einen Besuch abgestattet, um Janina und Jason dort anzukündigen und sich die Schule überhaupt mal näher anzusehen. High Schools sind in Amerika so etwas wie die deutschen Gymnasien, haben aber eigentlich einen Gesamtschulen-Charakter. Ein amerikanisches „gymnasium“ wiederum ist dort die Turnhalle! Um sich verständlich zu machen, ist dieser Unterschied nicht unbedeutend ... Richtig angemeldet hat Manu die beiden dann erst, als wir umgezogen und in dem neuen Haus in Gainesville waren. Obwohl Jason und Janina schon ein etwas mulmiges Gefühl hatten, all ihre Freunde in Hamburg zurückzulassen, so freuten doch auch sie sich auf das neue unbekannte Leben. Sie mochten Gainesville, und wie sich herausstellte, mochten die Schüler an ihrer High School sie. Für die Kids an der schlicht „Gainesville High School“ genannten Schule war es sofort cool, diese beiden Jugendlichen aus der fremden Galaxie Deutschland kennenzulernen.
Die Sprache machte auch Janina und Jason ein paar Probleme. Sie hatten sich vorher in Deutschland nie wirklich für Englisch interessiert und schwammen nun in den Vokabeln wie in einem großen Meer. Gleich am ersten Schultag hatte Janina ihr „worst-case scenario“. Nagelneu in der Klasse angekommen, fragte sie den Lehrer gleich mal nach einem „rubber“, in der Annahme, dass es sich dabei um den Radiergummi handelt, wie er zum Beispiel ja auch in Großbritannien genannt wird. In Wahrheit nennt man das Ding hier in Amerika aber „eraser“, während „rubber“ gleichbedeutend mit Kondom ist. Damit, dass die junge Deutsche gleich am ersten Tag von ihrem Lehrer, vor den Augen und Ohren ihrer Mitschüler, ein Präservativ verlangte, hatte keiner gerechnet.
Unsere Kinder fanden heraus, dass es an amerikanischen Gymnasien jeden Tag den gleichen Stundenplan gibt, dass Abschreiben in Amerika selbst bei den Klassenrüpeln verpönt und natürlich verboten ist, und nicht zuletzt, dass amerikanische Jugendliche eher wenig unternehmungslustig sind. So verging für die beiden der Sommer, neben den vielen Umzugsarbeiten, eher langsam. Doch schon bald fanden sie sich an der Schule gut zurecht, merkten, dass keine Wunderdinge verlangt wurden und die vielen kleinen Tests fast ausschließlich aus „Multiple-Choice-Fragen bestanden, also à la Günther Jauch A, B, C, oder D – nur ohne Telefonjoker.
ie wirklich letzte Verbindung ins alte Leben war mein HandyVertrag. In den ersten Tagen in den USA lief dieser noch, ich kündigte ihn aber, als ich zur Erledigung der letzten Dinge in Hamburg war. Doch selbst damit gab es noch ein paar Probleme, denn ich habe nie eine gescheite Abrechnung bekommen. Es gab noch einen Briefwechsel darüber, wie das Ende des Vertragsverhältnisses ablaufen sollte, doch irgendwann gaben es beide Seiten auf. Verhandlungen mit Telefongesellschaften gehören spätestens seitdem nicht zu meinen liebsten Hobbys. Kurz bevor ich wieder zurück nach Amerika flog, konnte ich
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