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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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neuen Jahres an beides gewöhnt. Jason sprach später sogar davon, dass ihm die Besuche des RTL-Trios und das Mitfilmen richtig Spaß machen würden.
     
    Wie überraschend gut die Sendung ankam, erfuhren wir zuerst von Dagmar, die uns bald nach der Ausstrahlung des Berichts über unsere ersten Tage auf amerikanischem Boden die gute Nachricht mitteilte. Manu hatte damals bereits eine Internetseite von unserer Familie und unserem Auswanderungsabenteuer angelegt. Zunächst erreichten uns dort noch wenig direkte Mitteilungen und Zuschauerreaktionen, doch spätestens mit Sendung zwei und drei änderte sich das. Auf einmal gab es sehr viele Einträge in unser Online-Gästebuch. Und auch wenn mehrere Wochen zwischen den einzelnen Beiträgen lagen, hielt sich das Interesse der Zuschauer doch auf einem konstant guten Niveau.
     
    Jason absolvierte Anfang Februar 2005 sein erstes Fußballspiel mit dem High-School-Team. Einen Monat später zog ich mit Manu gleich und schaffte ebenfalls meinen US-Führerschein. Der März war ohnehin der Monat der Bescheinigungen, bekamen wir zu jener Zeit doch auch von einem Amt unsere offizielle Bestätigung, dass wir selbstständig arbeiten dürfen. Langsam, aber sicher setzten sich alle Dinge an ihren Platz. Wir waren angekommen in Texas.
     

     
    ermutlich würde man denken, wo wir schon so nah (etwa eine Autostunde) an Dallas wohnten, triebe es uns alle naselang dorthin. Große Stadt, US-Stadtleben einatmen, zwischen Wolkenkratzern und Shops pendeln. Dem war aber gar nicht so. Ich war schon in Hamburg nicht darauf aus gewesen, meinen materiellen Besitz zu vergrößern und Wertgegenstände oder schicke Klamotten anzuhäufen. Oder kann sich jemand da draußen vorstellen, wie ich in einem Hugo-Boss-Anzug aussehe? Nix da. Ich bin mir selbst Boss genug. Mir ging und geht es viel mehr darum, Dinge zu machen, etwas möglich zu machen. Wenn ich dafür einen Gegenstand brauche, kaufe ich ihn mir (so ich ihn mir leisten kann). Anderen Krempel brauche ich nicht. Mein Blaumann, meinen Hut, und ab geht er, der Peter beziehungsweise der Konny.
     
    Dallas war (und ist) für mich vollkommen uninteressant, keine Stadt zum Leben. Es ist zudem nicht eben die schönste Metropole der Welt. Downtown beherrschen viel Glas und Stahl das Bild, und um 17 Uhr wird dort der Bordstein hochgeklappt. Auch sonst gibt es wenig zum Anschauen. Wohngegenden ziehen sich wie Kaugummi, zum Teil steht nur alle hundert Meter ein Haus, das dann auch noch aussieht wie eine Pappschachtel. An viktorianische Häuser wie in Gainesville ist nicht zu denken. Es gibt nur eine Gegend für die Besserverdienenden, wo entsprechend üppige Häuser stehen, die teilweise an die Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs erinnern. Fährt man aber diese Straßen entlang, wird man selten mehr sehen als ein paar Mexikaner, die die Vorgärten pflegen. Bewohner der Häuser bekommt man nicht zu Gesicht. Eine ziemlich tote Gegend.
     
    Es ist ausgerechnet eine Autobahnauffahrt, die ich an Dallas klasse finde. Ich weiß, nicht eben ein Kompliment für eine Stadt, die etwas auf sich hält. Aber die wie bei einer wilden Achterbahn durcheinanderstrebenden Abfahrten und Verkehrskreuze sind besonders an einer Stelle so besonders ineinander verschlungen und führen in Unmengen an Biegungen zwischen den Hochhäuserschluchten hindurch, dass einem fast schwindlig wird. In einer besonderen Kurve kann man fast vom Auto aus in ein Bürohaus gucken und den Menschen dort hinter Glas bei der Arbeit zusehen, während man sich selbst gerade spiralförmig von einer Richtung in die andere windet. Als ich dort das erste Mal entlangfuhr, dachte ich: „Jo, das is ’n geiles Gefühl“, und musste unweigerlich grinsen. Ansonsten wurde Dallas für uns die Stadt, in der Jason mal zum Kieferorthopäden gehen konnte und Manu sich ab und an mit einer Kollegin ein paar Läden ansieht.
     

     
    anu hatte im WinStar-Kasino schon im März 2005 einen Job gefunden, just nachdem sie vier Wochen an einer Tankstelle in Denton, einem Ort in der Umgebung, gearbeitet hatte. Der Tankstellenbesitzer sagte zu ihr am Anfang, er sei froh, eine Deutsche als Angestellte gefunden zu haben. Die seien zuverlässig und pünktlich. Als sie vier Wochen später ging, weil der Kasino-Job doch etwas verlockender schien, war der Mann um eine Illusion ärmer, aber Manu konnte sich das Timing eben nicht aussuchen. Sie war noch im Februar zu einer sogenannten „job fair“, einer Job-Börse, gegangen und hatte

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