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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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es später von einem Ende des Sees zum anderen und hatten unseren ersten Schritt aufs Wasser getan. Weitere sollten folgen. Gewagtere. Aber das ist, wie immer, eine andere Geschichte, die ich zu gegebener Zeit erzählen werde.
     

     
    ubert H. Moss starb 1952 an einem Herzinfarkt, als er gerade auf der Jagd war. Zu diesem Zeitpunkt hatte der als Schulleiter von Cooke County arbeitende Moss bereits seine ganze Kraft darangesetzt, dass sein Bezirk die Anlage eines künstlichen Sees in seiner Gegend befürwortet und absegnet. Ein solches Gewässer war seiner Meinung nach nötig, damit der Wasservorrat im gesamten Umkreis gesichert werden könnte. Moss war zudem ein Naturbursche und Frischluftfanatiker, so dass es kein Wunder war, dass er sich um die Umgebung und gleichzeitig die Zukunft der darin lebenden Menschen Gedanken machte. Er war ein Mann der Tat und sprach früh mit dem „Water Control Board“ in Austin über die Angelegenheit. Er schob damit etwas an, wofür ich ihm heute noch höchstpersönlich dankbar bin. Aus heutiger Sicht ist es für mich fast undenkbar, dass es diesen See nicht gibt. Natürlich hätten wir Reimanns sicherlich auch etwas anderes gefunden. Vielleicht wären wir aber auch noch eine ganze Weile in Gainesville geblieben. Das Grundstück am Moss Lake aber war wie ein Traum für uns. Einfach großartig.
     
    Hubert Moss konnte die Fertigstellung seiner Idee nicht mehr miterleben. Erst vierzehn Jahre nach seinem Tod wurde der See eingeweiht. 380 Hektar schönste Natur, wenn auch erschaffen von Menschenhand. Ein Staudamm wurde am See ebenso angelegt. Alle paar Jahre wird hier zudem, wie in einer riesigen Badewanne, das Wasser ein Stück „abgelassen“, ca. ein bis zwei Meter, um den Anwohnern die Chance zu geben, ihre Stege und Befestigungen zu renovieren und auf Vordermann zu bringen. In den letzten Jahren hat die Stadt Gainesville allerdings immer mehr Wasser aus dem See geholt, um Trinkwasser daraus zu gewinnen, so dass diese Renovierungsarbeiten in Zukunft fast ohne zusätzliches Ablassen stattfinden können. Zuletzt gab es gar eine Ankündigung, dass sie bis zum Jahr 2010 die Menge des abgezapften Wassers verdreifachen wollen. Das Problem dabei ist, dass ein derartiger Aderlass den Wasserspiegel senken würde und auch Konsequenzen für alle Bewohner vom See hätte, also auch für uns. Alles, was am und um den See gebaut ist, würde auf einmal anders aussehen. Eigentlich sonderbar, dass an dieser Stelle Amerika versucht, Deutschland nachzuahmen. Das Wasser gehört Gainesville, aber der See nicht, und schon hat man ein lupenreines Behördenproblem. Klar ist: Die Stadt will hier mit aller Macht so viel Geld wie möglich rausholen, die Anwohner hingegen wollen natürlich möglichst weiter an dem üppigen und schönen See wohnen, an den sie sich inzwischen über Jahrzehnte gewöhnt haben. Aber das ist eine andere Geschichte, die sicher noch diverse Fortsetzungen haben wird.
     

    achdem wir uns schon ein Jahr in einer neuen Welt befunden hatten, entdeckten wir mit diesem See noch ein neues kleines Universum. Und eine Ecke dieses Universums machten wir uns zu eigen. Der Umzug dorthin und die vor uns liegende Zeit sollten noch weitere Überraschungen und bizarre Kontakte für uns bereithalten. So kam es also dazu, dass sich durch das visionäre Vorgehen eines ehemaligen texanischen Lehrers, der seine Umwelt verbessern wollte, durch die gute Arbeit und das Engagement einer tüchtigen Maklerin und nicht zuletzt durch die Entschlossenheit einer deutschen Fernsehredakteurin für uns alles änderte. So kam es also, dass wegen all dem auch die gewichtige und scheinbar absurde Entscheidung der Frau eines Truckfahrers, ihr Leben zu verändern und zu ihrem Mann ins Auto zu ziehen, ebenso für uns eine kleine Rolle spielte. Ungewöhnliche Handlungen von außergewöhnlichen Menschen folgten auch in den kommenden Monaten und Jahren am Moss Lake. An diesem herrlichen See, dessen bester Freund die Sonne ist. Ein klein wenig Hamburg in Texas. Erinnerung, Sehnsucht und Ausblick auf ein ziemlich ruhiges Fleckchen Welt und auf eine – wie es bis zum heutigen Tag aussieht – gute Zukunft.
     

     

8. LEBEN IN TEXAS
    nseren ersten Independence Day feierten wir bei Stephanie, einer Lehrerin von Jason und Janina, in Pilot Point, einem kleinen Städtchen südlich von Whitesboro und südwestlich von Gainesville am Ray Roberts Lake. Für die Amerikaner ist der amerikanische Unabhängigkeitstag einer der

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