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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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Kommunikationsprozesses
     auf Folie verschiedener Ebenen von Kultur, die gemeinhin immer noch mit Hochkultur (hier Bayreuth) und Subkultur (hier die
     ursprüngliche Kultur- und Kommunikationsguerilla eines einfachen Dagegen) bezeichnet werden. Wie wir gezeigt haben, gibt es
     auch in Bayreuth subversive sowie affirmative Prosumer in Kultur, die ganz ähnlich denen der Popkultur zu sein scheinen. Dies
     gilt es zukünftig genauer zu beobachten. Der Vergleich soll zu einer Entelitisierung des Hochkulturbegriffs und seiner Akteure
     beitragen, einer im affirmativen Sinn Demokratisierung von Hochkultur als Bestandteil der Kultur im Allgemeinen. Es ginge
     demnach um eine Neuverortung von Hochkultur, um eine Transformation Darstellender und Bildender Künste. Stattdessen wird Theater
     neuerdings und zu Recht wieder eine ästhetische Hermetik attestiert, aus der Macher und Betrachter womöglich gar nicht ausbrechen
     wollen. Oper und Galerien sind da schon einen Schritt weiter, schaffen einen systemübergreifenden Anschluss, aber hauptsächlich
     in wirtschaftlicher Hinsicht. Bunkermentalität hier, Börsenmentalität dort: Wo die einen in die »Geschwätzigkeitsfalle« (Schaper
     2008: 14) tappen, stolzieren die anderen durch die endlichen Weiten der Vermarktung, erleben dort Höhenflug und Bruchlandung.
     Eine konstruktive gesellschaftliche und mediale Anbindung der Hochkultur wird vernachlässigt, sogar tabuisiert. Hochkultur
     gilt dem Bildungsbürgertum als |283| eines der letzten Refugien unbefleckter Empfängnis. Sie wird domestiziert und verscherbelt – und unserer Guerilla zum Fraß
     vorgeworfen. Dabei kann, so haben wir versucht zu zeigen, auch die Hochkultur in Kultur ganz verschiedene Rezeptionen und
     Weiterverarbeitungen provozieren und zur Vergesellschaftung beitragen, oder wie es der Kultursoziologe Dirk Baecker (2007:
     322f.) formuliert: »Sie [Werke der Kunst in Literatur, Theater, Tanz, Malerei und Plastik, J.v.d.H./C.J.] machen die Gesellschaft
     hörbar und lesbar, sichtbar und spürbar; und dazu gehört ebenso viel Kunst wie Kunsthandwerk, ebenso viel Schönes wie Erhabenes,
     ebenso viel Kitsch wie Camp, ebenso viel Populäres wie Elitäres.« Es herrscht geschäftiges Treiben auf den Kunstmessen, Eventcharakter
     auf Festivals und Restpostenverwaltung in Kulturinstitutionen. Ihre Zubereitung in verdaulichen Häppchen bleibt den aalglatten
     TV-trash-tanks –
ttt
(ARD),
aspekte
(ZDF),
Foyer
(3sat) oder
ZDF-nachtstudio
– überlassen. Nachgefragt und angeboten sind schnelle Rezepte für hungrige Gefühle, die so direkt befriedigt sein wollen wie
     andere Fast-Food-Bedürfnisse auch.
    Je mehr aber die Künste selbst Ware werden, je mehr ihnen das Rituelle abhanden kommt, desto mehr wird ihr Konsum selbst das
     Ritual. Je weniger es Theater oder Oper gelingt, den Zuschauer im wahrsten Wortsinn zu verführen und zu fordern – und zwar
     Kulturterroristen, Kulturtouristen und Kulturtheoristen – gleichermaßen, umso eher ist er oder sie schon während der Aufführung
     wieder bei sich, beim Konsum – beim Buh.
    Literatur
    Aly, Götz (2008a), »Die Väter der 68er«, in:
Frankfurter Rundschau
, Nr. 25 vom 30.01., S. 20.
    — (2008b),
Unser Kampf. 1968 – Ein irritierter Blick zurück
, Frankfurt/M.
    Badiou, Alain (2007),
Dritter Entwurf eines Manifests für den Affirmationismus
, Berlin.
    Baecker, Dirk (2007), »Zu Funktion und Form der Kunst«, in: Ders.,
Wozu Gesellschaft
?, Berlin, S. 315–343.
    Barthes, Roland (2000),
Sade. Fourier. Loyola
, Frankfurt/M.
    Baudrillard, Jean (1978),
Agonie des Realen,
Berlin.
    Bröckling, Ulrich (2007),
Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform
,
Frankfurt/M.
    Bunz, Mercedes (2007), »G8. Neue Gipfel der Macht«, in:
De:Bug. Magazin für elektronische
Lebensaspekte,
Heft 113, 06, S. 47.
    Debord, Guy (1996),
Die Gesellschaft des Spektakels,
Berlin.
    |284| Diez, Georg (2004), »Die 120 Tage von Bayreuth« in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
, Nr. 30 vom 25.07., S. 17.
    Eco, Umberto (1967), »Für eine semiologische Guerilla«, in: Ders. (1985),
Über Gott
und die Welt
, München, S. 146–156.
    Feddersen, (Jan 2008), »Ein hässliches Spiegelbild«, in:
Taz-Magazin
vom 23./24.02., S.V.
    Holert, Tom (2007), »›Dispell them‹. Anti-Pop und Pop-Philosophie: Ist eine andere Politik des Populären möglich?«, in: Peter
     Gente/Peter Weibel (Hg.),
Deleuze
und die Künste
, Frankfurt/M., S. 168–189.
    Horst, Jörg van der

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