Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur
Klartext bedeutet dies T-Shirt beziehungsweise Top und Jeans. 18,8 Prozent haben keinen persönlichen Stil beziehungsweise
ordnen sich keinem Style zu. 9,4 Prozent tragen das, was ihnen gefällt und worin sie sich wohl fühlen. Als nächstes wird Hip-Hop-Style
mit 7,6 Prozent benannt. Darauf folgen beschreibende Kategorien, wie im Trend (7,2 Prozent), sportlich elegant (6,2 Prozent)
oder sportlich-locker (5,1 Prozent). Von 5,4 Prozent wird individuell, eigener Stil ohne nähere Kennzeichnung genannt. Es
folgen Skater, Surfer mit |291| 2,9 Prozent, bunt mit 2,5 Prozent und Punk Rockabilly Ska Gothic (hier zusammengefasst, die klassischen Subkulturen der achtziger
Jahre) mit 5,8 Prozent. Nur 1,1 Prozent sehen sich in Opposition zu aktuellen Trends. Es folgen Retrostile: Flower Power beziehungsweise
sechziger/siebziger Jahre mit 0,7 Prozent, dann Industrial, Military mit 0,7 Prozent und Techno mit 0,7 Prozent. Gering vertreten
ist auch die Charakterisierung: edel (Prada) 0,7 Prozent (und der Rest mit 1,6 Prozent: Scherz/keine Antwort).
Klassische jugendkulturelle Stile werden also erst an vierter Stelle benannt. Über 50 Prozent der Jugendlichen wollen sich
vielmehr nicht festlegen und einordnen lassen, sie wollen Individualisten sein. Wie genau das aussehen kann, bleibt aber noch
unklar, ergänzend erhellen soll das Bild die Hinzunahme der Frage nach den abgelehnten Formen von jugendlicher Kleidung.
Modische »no go areas« sind im Jahr 2005 vor allem die Ökomode und Retro der Sechziger (15,1 Prozent und Hippie/Ethnomode
3,2 Prozent). Die Einschätzung der Kleidung als unwichtig, äußern 10,4 Prozent. Die Charakterisierung »zu große Kleidung«,
meint eindeutig den
baggy style
der Hip-Hop-Szene und wird von 9,7 Prozent angegeben. Bestimmte Marken, insbesondere auffällige wie D&G (9,4 Prozent) werden
abgelehnt. Sehr große Zurückweisung erfahren auch alte Oma-Stil, Rüschen, Pelze (8,6 Prozent) und sehr offene, aufdringliche
Kleidung (Tanga sichtbar, Reißverschluss hinten) mit 5,4 Prozent, gefolgt von aggressiv-militärischer Kleidung (Springerstiefel
und Camou bei Punks, Skatern) ebenfalls mit 5,4 Prozent. Ebenso wird traditionelle und formelle Kleidung von 5,0 Prozent abgelehnt.
Die sogenannten schwarzen Stile Metal, Gothic, Punk, Wave folgen (5 Prozent), dann ihr Gegenteil: bunt, neon (5 Prozent, vor
allem in der Technoszene zu finden) und Noname/Fake mit 3,6 Prozent. Eine extra Kategorie erhalten ungeliebte Schuhformen
wie Boots, Flipflops, Plateauschuhe mit 4,3 Prozent. Die Schuhe sind ein sehr polarisierendes Kleidungsstück, die Befragung
zeigt ihren entscheidenden Stellenwert im Kleidungsensemble. Auch Second Hand-Kleidung ist mit 1,4 Prozent nicht beliebt (fehlende
Prozent: 3,2 Prozent Scherzantworten).
Als besonders negativ eingeschätzt werden neben der Öko- und Hippiemode im Kleidungsensemble vor allem Zeichen des hohen Alters.
Dabei wird nicht die Kleidung der Elterngeneration abgelehnt, diese werden vielfach als Freund/Freundin wahrgenommen, mit
denen man auch Kleidungsstücke tauscht. Deshalb gilt nur die Kleidung der Großelterngeneration |292| als unpassend und dies zeigt, dass in der modischen Abgrenzung ein Generationssprung stattgefunden hat.
Generell wird alles, was aus dem Rahmen fällt oder überhaupt auffällt, abgelehnt. Man muss dabei beachten, dass selbstverständlich
das, was Jugendliche normal finden, nichts mit dem zu tun hat, was Erwachsene normal finden, siehe zum Beispiel Kleidungsstücke
wie Ballerinas mit Totenköpfen oder auch Tops als Oberbekleidung. Es gilt aber, vor allem im Teenie Alter, keine Extreme zuzulassen
und sich auch nicht festlegen zu lassen, ganz im Sinne des Begriffs Generation Option (Hurrelmann 2006: 69), man könnte potenziell
alles sein und darstellen. Deshalb werden T-Shirts als Basics als unbeschriebene Blätter geschätzt, man kann auch unauffällig
visuelle Nachrichten platzieren. Gesellschaftlicher Individualisierungszwang verpflichtet sich als einzigartig zu sehen, doch
in all diesen Individualitäten zeigen sich auch Uniformitäten (vgl. Mentges/Richard 2005): »wir unterscheiden uns alle voneinander
und das macht uns gleich« (Karl-Heinz Geißler). 1
Zum Design beziehungsweise zur Form der Befragung gilt es zu ergänzen, dass die Fragebögen bewusst nur offene Fragen enthielten.
Diese sind zwar schwieriger auszuwerten, damit werden aber die Kategorien von den Jugendlichen selbst
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